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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung
Autoren: Jane Christo
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schlimmer werden als der vorherige. Oder?
    „Und was machst du mit dem Grünzeug, wenn ihr einkaufen gehen wollt?“, fragte Leo, und holte Blanche zurück in die Gegenwart.
    „Wo du schon mal hier bist , könntest du sie für mich zum Astros Club bringen. Da fährst du doch gleich hin, oder?“
    Der Astros Club war ein Edel-Fitnesscenter auf dem Boulevard de Clichy für Superreiche oder diejenigen, die es gerne wären. Der Club war zudem der Vorraum für ein Kasino, zu dem nur Insider Zugang hatten. Davon abgesehen war er Enzos neues Hauptquartier, das über bombensichere Bunker verfügte, einen Schießplatz und zahlreiche Fluchttunnel.
    „Das hatte ich tatsächlich vor“, sagte er und steckte sich eine Gitanes Maïs an.
    „Und für wen hast du sie gekauft, für Enzo?“ Darauf kicherte Nella.
    „Aber nein, die ist für Blanche.“
    Blanche prustete in ihren Kaffee, während Leos Brauen in die Höhe wanderten.
    „ Unsere Blanche?“, hakte er nach.
    „Aber ja. Sich um eine Pflanze zu kümmern, ist der erste Schritt zur Heilung.“
    „Ach ja? Was fehlt mir denn?“, fragte Blanche, und konnte den Spott nicht aus ihrer Stimme verbannen.
    Nella blinzelte überrascht. „Liebe natürlich, was denn sonst?“
    Darauf räusperte sie sich unbehaglich. Wie von selbst wanderten ihre Gedanken zu ihrem Dämon. Schon wieder. Ihr Hals wurde eng, und sie betrachtete den Schaum ihres Lungos, damit Nella nicht sah, dass sie ins Schwarze getroffen hatte.
    „Und was ist der zweite Schritt?“, fragte Leo, der ihr Unbehagen zu bemerken schien.
    „Ein Haustier“, bemerkte Nella lächelnd und kraulte ihrem Hund geistesabwesend die kleinen, zerfetzten Ohren. Das Vieh schloss die Augen und sah aus, als würde es ihre Behandlung in vollen Zügen genießen.
    „Und warum eine Lilie?“
    „Weil sie für Reinheit und Schönheit steht“, sagte Nella schlicht, und warf Blanche einen schnellen Seitenblick zu.
    „Das stimmt“, bemerkte Leo kratzte sich den Dreitagebart – oder Fünftagebart, so genau konnte man das bei dem schwachen Licht nicht sagen.
    „Eine Lilie steht aber auch für den Tod. Sie ist zudem ein weitverbreitetes Symbol für Glaube und das Licht.“
    „Ehrlich?“ Nella wirkte überrascht.
    Leo nickte und betrachtete Blanche nachdenklich.
    Sie räusperte sich abermals, die Richtung dieses Gesprächs gefiel ihr nicht.
    „Und was soll ich deiner Meinung nach mit dem Gestrüpp anfangen?“
    „Natürlich pflegen!“
    War ja klar. Statt zu widersprechen, nickte sie. Während Nella ihre Aufmerksamkeit dem Hund widmete, beugte sich Blanche zu Leo und flüsterte: „Bring das Grünzeug zu Klein Enzo. Sag ihm einen schönen Gruß von Tante Blanche.“ Sie dachte daran, dass er Nellas Pflanzen im Klub mit Espresso vergiftet hatte, und ihr deswegen etwas schuldete.
    „Er ist für den Strauch verantwortlich. Falls er auch nur ein Blatt verliert, kommen ich und Jack Knife, und dann kann er mir das in aller Ruhe erklären, denn ich werde viel Zeit mitbringen.“
    Leo grunzte.
    „Hast du ein Problem damit?“
    „Ich? Aber nein, es ist ja nicht mein Sohn, den du bedrohst. Bei Enzos Laune darfst du ihm das erklären, wenn der Kleine zu seinem Papino rennt, um sich auszuheulen.“
    Blanche verzog einen Mundwinkel. „Das wird er nicht.“
    „Ach ja? Und was macht dich so sicher?“
    Sie lehnt sich näher zu ihm, während Nella ihren Hund Platz machen und sich sein Pfötchen geben ließ. Kein Scherz.
    „Weil er an seinen Eiern hängt. Und wer keine cojónes zeigt, braucht auch keine. Er und ich hatten deswegen vor einigen Wochen eine kleine Aussprache.“
    „Wenn du es sagst“, erwiderte Leo kopfschüttelnd und stand auf, um Nella in den Mantel zu helfen.
    „Aber mach dich auf etwas gefasst. Enzo ist im Moment in keiner guten Stimmung.“
    „Ich auch nicht“, brummte Blanche, ergriff Nellas Ellenbogen und ging mit ihr zum Ausgang.

2
     
     
    E nzo tigerte in seinem Büro auf und ab, während Marcel ihm die aktuellen Zahlen präsentierte. Sein neuer Clubmanager hatte sich als Glücksgriff erwiesen. Zum einen besaß er selbst zahlreiche Nachtclubs und Bars, von daher musste ihm niemand seinen Job erklären. Davon abgesehen hatte er ein Händchen fürs Geschäft, ein Auge für das Personal und war loyal. Marcel hatte Wort gehalten, und als Gegenzug für seinen Aufstieg in der Organisation, Menpower nach Paris gekarrt, um seinen neuen Partner bei der aktuellen Auseinandersetzung zu unterstützen. Marcel hatte keinen
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