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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung
Autoren: Jane Christo
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die ausgefahrene Kralle in sein noch vorhandenes Schlappohr zu versenken.
    Wow, kein Wunder, dass Nella das pampige Vieh für sie besorgt hatte. War ihr nicht ganz unähnlich. Allerdings brauchte sie ein Haustier so dringend wie einen Keuchhusten.
    Obwohl der Köter aussah, als hätte er schon viele Schlachten geschlagen, ließ er sich die Behandlung von der Fellnase gefallen. Nach einigem Hin und Her brachte Nella das Kätzchen zur Raison, bis sie und der Hund sich argwöhnisch gegenseitig beschnüffelten. Nella schniefte hörbar und kraulte den beiden zwischen den Ohren.
    „Wenn du ihn nicht willst, kann ich ihn zurück auf die Straße werfen“, bot Blanche an, wohl wissend, dass sich Nella eher die Fußnägel ziehen lassen würde als den abscheulichen Köter hängenzulassen.
    „Ich weiß, dass du das nicht so meinst“, sagte sie tränenerstickt und gab der Töle einen Kuss zwischen die Ohren.
    Ähm … irgendwie schon, aber das behielt sie für sich.
    Wie es aussah, war Nella noch nicht über Brutus Ableben hinweg, den sie laut Ernesto am Morgen im Garten vergraben hatten. Aber vielleicht konnte der neue Stinker ihre Trauer etwas dämpfen.
    „Hat er schon einen Namen?“, fragte Nella und betrachtete mit wässrigen Augen den reizlosen Hund, der ihren Blick erwiderte.
    Blanche zuckte mit den Schultern. „Ich hab ihn Cäsar genannt.“
    Von wegen Brutus – Cäsar kam ihr naheliegend vor. Als Nella daraufhin endgültig in Tränen ausbrach, war sie sich jedoch nicht so sicher, ob das eine gute Idee gewesen war.
    „Äh, du kannst ihn natürlich nennen, wie du willst, Hektor wäre auch nicht schlecht, oder?“
    „Ich finde, Cäsar passt prima“, schluchzte Nella, und fiel ihr um den Hals. Sehr zur Empörung der Katze, die Anstalten machte, Blanche die Augen auszukratzen.
    Sie packte das Fellknäuel im Nacken und warf es auf den Boden, bevor ihre Krallen sie erwischten. Sie hätte schwören können, ein heiseres Lachen von dem Hund zu hören, der es sich zwischen ihr und Nella bequem gemacht hatte.
    Blanche wiegte ihre Freundin in den Armen und wisperte: „Frohe Weihnachten, Nella.“
    „Na, na, gattina mia, was hat Blanche wieder angestellt, eh?“, fragte Enzo, der sich vor ihnen materialisierte, ein Glas Rotwein in der Hand.
    „S… sie hat mir einen H… hund geschenkt“, stammelte sie.
    Wie auf Kommando quetschte Cäsar seinen Kopf zwischen Blanche und Nella ins Freie und stieß bei Enzos Anblick ein bedrohliches Knurren aus.
    Enzo, der an seinem Wein nippte, hätte sich beinah verschluckt.
    „Dannazione, Blanche, dieses Tier ist abscheulich!“, fluchte er. „Kein Wunder, dass Antonella weint, wie kannst du ihr so einen schäbigen Hund schenken?“
    „A… aber ich f… finde ihn wundervoll“, jammerte Nella und warf sich in Enzos Arme, der sich zu ihr setzte und sie kopfschüttend an sich drückte. Er küsste ihre Schläfe und förderte ein tiefviolettes Taschentuch zutage , mit dem er ihre Nase putzte. Anschließend zog er ein kleines schwarzes Kästchen aus der Hosentasche und drückte es in ihre Hand.
    Blanche linste auf die silbernen Lettern.
    Tiffany , oh la la.
    Nellas Blick war verschleiert, als sie wie paralysiert die quadratische Ringbox öffnete und einen rosa Diamanten im Marquiseschliff anstarrte. Da sie keine Anstalten machte, das Teil herauszunehmen, nahm Enzo die Sache in die Hand. Er streifte den Diamanten über ihren Ringfinger, küsste die Fingerknöchel, und legte ihre schmale Hand zwischen seine.
    „Interpretiere nicht zu viel hinein, eh?“, sagte er plötzlich verlegen. „Aber ich möchte, dass du weißt, dass du zu mir gehörst. Ob du bei mir bleiben möchtest, musst du nicht gleich entscheiden, bene? Aber du würdest mich zu einem glücklichen Mann machen, wenn du das Geschenk annehmen und tragen würdest.“
    Falls er angenommen hatte, dass sie das beruhigen würde, lag er falsch. Abermals quollen Nellas Augen über und sie warf sich ihm kreischend in die Arme.
    Das war Blanches Zeichen, sich vom Acker zu machen. Ihre Augen suchten Beliar, der auf Enzos ausdrücklichen Wunsch eingeladen war. Das wiederum bedeutete, dass er seine menschliche Gestalt angenommen hatte, also ohne die Flügel.
    Ihn zu finden war kein Kunststück, denn bei seiner Größe stach er wie ein Kriegergott aus der Menge hervor, die unbewusst einen Sicherheitsabstand zu ihm hielt. Nichtsdestotrotz befand er sich im Zentrum eines Craps-Spieltisches. Craps war ein Würfelspiel, auch Seven Eleven
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