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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung
Autoren: Jane Christo
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worden.
    Was die Dämonen anging, wunderte ihn das nicht, sie profitierten schließlich von der Situation. Die Engel standen auf einem anderen Blatt. Sie warteten und warteten, als müsste Gott persönlich von seinem Thron steigen, um ihnen ihre Jobbeschreibung noch einmal in gedruckter Form zu überreichen – oder zumindest ein Memo. Dabei war jedem klar gewesen, dass man Saetan frühzeitig in seine Grenzen hätte weisen müssen, doch darauf hoffte der Herr des Lichts vergeblich. Seine Engel rührten sich nicht, schlimmer noch, sie machten Geschäfte mit ihm, ließen sich auf Kompromisse ein, und das nur, weil sie die Macht der Dunkelheit fürchteten.
    Weil sie ihre innere Finsternis fürchteten.
    Zu Recht. Mittlerweile hatte sich der Herr der Schatten ein prächtiges Reich geschaffen, das wuchs und gedieh, während die Menschen immer antriebsloser wurden. Ausgesaugt vom Sohn des Teufels, für den es ein Sport war, Willen zu brechen und universelle Gesetze mit Füßen zu treten.
    Am Ende gaben sich Engel wie Zarkyel, der Goldene empört, dabei war gerade er es, der das Ungleichgewicht durch seine Tatenlosigkeit gefördert hatte. Obwohl tatenlos beim Goldenen nicht ganz zutraf. Als einer der höchsten Seraphen hatte er aktiv Geschäfte mit der Teufelsbrut gemacht, eines davon war Blanche.
    Er gestand Ithuriel ein Kind mit Tchort zu, um ein Prinzip zu beweisen. Nämlich, dass das Licht immer stärker war als die Finsternis und dass die Engel nichts vor den Kräften der Hölle zu befürchten hatten. In Beliars Ohren klang das, als versuchte er, sich selbst zu überzeugen. Außerdem vergaß Zarkyel in seiner Ränkeschmiederei, dass es nicht um die Engel ging, sondern um die Menschen. Als Preis für sein kleines Experiment verlangte er das Kind, im Gegenzug sollte Saetan Ithuriel erhalten, von der Zarkyel glaubte, dass sie durch Tchort beschmutzt worden und somit nicht mehr würdig war, das Licht zu sehen.
    Nachdem der Goldene Mutter und Kind betrogen hatte und Tchort Amok lief, trat Miceal auf den Plan, dem die Zustände zwischen Himmel und Erde schon länger ein Gräuel waren.
    In den letzten zwanzig Jahren hatte er in aller Stille eine neue Ordnung aufgebaut. Um das zu bewerkstelligen, brauchte er Verbündete – auf beiden Seiten. Gleichzeitig versteckte er Blanche vor Saetan, der mit ihr ebenfalls etwas beweisen wollte, nämlich, dass früher oder später alle Wege in die Hölle führten. Blanche wäre Saetans ultimativer Beweis für die Überlegenheit der Finsternis gewesen. Sie, zur Hälfte ein Lichtblut, das sich für eine Karriere als Profikillerin entschieden hatte.
    Doch ausgerechnet dieser einfache Plan wollte nicht aufgehen. Immer wieder schlüpfte ihm das Kind durch die Finger, tauchte in den Straßen von Paris unter, bis sie komplett von seinem Radar verschwand. Erst nachdem er Wayne aus dem Spiel genommen hatte, erschien Blanche wieder auf der Bildfläche, im Gepäck ihren geballten Zorn.
    Sie war weder an einem Pakt interessiert noch ließ sie sich sonst wie von Saetan einwickeln. Stattdessen hieb sie Löcher in sein Selbstbewusstsein, hackte und sägte an seinem Thron, bis er einknickte und der Sohn des Teufels von seinem Podest stürzte. Und wie jeder, der glaubte, unbesiegbar zu sein, traf Seaten die falschen Entscheidungen. In seiner Überheblichkeit sah er nicht, dass seine Dämonen ihm nicht länger ergeben waren. Unzufriedenheit hatte sich breitgemacht. Sie waren gelangweilt und mehr als bereit, ihn zu verraten, allein für das Entertainment und die Genugtuung, ihren Herrscher untergehen zu sehen. Einen Herrn, der viel verlangte und nichts zu geben hatte.
    All das hätte Beliar ihm sogar noch verzeihen können, den Hunger, die Gier, und das Verlangen nach mehr. Was er jedoch nicht entschuldigen konnte , war seine unerträgliche Mittelmäßigkeit. Saetan war so berechnend gewesen wie ein Kind mit der Hand in der Keksdose. Beliar wäre gern überrascht worden, zum Beispiel mit einer Facette, die er von seinem ehemaligen Herrn nicht erwartet hätte. Doch am Ende war er eine einzige Enttäuschung. Der typische, verwöhnte Sohn, der jähzornig reagierte, nachdem man ihm sein Lieblingsspielzeug genommen hatte. Langweilig. Das war die Macht, der er vertraut hatte? Dafür hatte er seine Seele verkauft? An einen aufgeblasenen Popanz, der sich nicht mal allein die Schnürsenkel binden konnte?
    Warum wunderte ihn das überhaupt? War es nicht das, was alle Wahnsinnigen miteinander teilten? Despoten, die
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