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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung
Autoren: Jane Christo
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das Schlimmste überstanden hatten. Zugegeben, ihr Wahrzeichen war Geschichte, genau wie das alte Grandhotel. Dafür war die Metropole größtenteils dämonenfrei.
    Enzos Kasino hatte über die Feiertage geschlossen, danach plante er eine Silvesterparty, die in die Geschichte Frankreichs eingehen sollte. In der Zwischenzeit nutzte er den Klub, um mit seiner Familie in großem Stil Weihnachten zu feiern. Dazu hatten seine Jungs einen Baum angeschleppt, der so riesig war, dass er kaum in den Saal passte. Nella war drauf und dran gewesen, beim Vatikan nachzuhören, ob ihnen die Tanne vom Petersplatz abhandengekommen war.
    Marcel würde den Jahreswechsel in der Schweiz verbringen, in die er sich für einige Wochen zurückzog. Seine Nacht mit Blanche hatte er bekommen, allerdings unterschied sich seine Vorstellung eines aufregenden Abends gewaltig von ihrer. Sie würden nicht mehr zusammenkommen, am Ende musste er es einsehen. Dennoch hoffte er, dass sie Freunde bleiben konnten.
    Konnten sie? Gegen eine freundschaftliche Verbindung hatte sie nichts einzuwenden, ob es funktionierte, stand auf einem anderen Blatt.
    Und Camille? Sie wollte Andrej immer noch, der sich nur langsam vom massiven Energieverlust im Zirkel erholte. Er wollte in Blanches Nähe bleiben, was sie ausgesprochen freute. Seit seiner mysteriösen Wiederauferstehung war ihnen kaum eine ruhige Minute vergönnt gewesen. Sie hatte vor, die Feiertage zu nutzen, um sich seine Lebensgeschichte anzuhören, immerhin galt es, zehn Jahre aufzuholen.
    In der Zwischenzeit tröstete sich Camille mit Ramirez, wobei Blanche inständig hoffte, dass sie das Herz des Kubaners nicht brach. Denn obwohl er sich einen Namen als Kick-Ass-Ganove gemacht hatte, war er im Grunde ein zu groß geratener Softie.
    Zoeys Schicksal lag im Dunkeln. Da er nicht mit dem Recaller Bekanntschaft gemacht hatte, war er wieder in der Hölle gelandet. Sie hatte keine Ahnung, was Tchort dort mit ihm veranstaltete, und um ehrlich zu sein, interessierte sie das einen Scheiß. Sie war fertig mit ihm und seiner kranken Vorstellung vom süßen Leben. Das war nicht ihre Welt – zumindest nicht mehr.
    Während sie den Blick über Enzos Gäste schweifen ließ, setzte sich Nella zu ihr. Sie trug ein schlichtes Krinolinenkleid aus rosafarbener Seide von Chanel, das sie bei ihrer gemeinsamen Shoppingtour mit einem stattlichen Rabatt ergattert hatte. Blanche wünschte, Chop und Suey können sie sehen – sie sah zum Anbeißen aus. In ihrer Armbeuge hockte ein getigertes Kätzchen mit einer violetten Schleife um den Hals. Ihrer Erfahrung nach ließen sich Katzen nicht ohne Weiteres auf den Arm nehmen, dieses Exemplar machte jedoch einen ganz zufriedenen Eindruck.
    „Fröhliche Weihnachten“, flüsterte Nella und überreichte ihr das Kätzchen – oder versuchte es zumindest. Doch das Prachtstück krallte sich in ihr Kleid und hatte nicht vor, sich wie ein Strauß Ballons übergeben zu lassen. Gar nicht so dumm, die Kleine. An ihrer Stelle würde sie sich auch nicht von Nella trennen, besser konnte sie es nicht treffen.
    „Das ist nur, weil sie dich nicht kennt“, stammelte sie nervös, während sie verzweifelt versuchte, die Krallen aus der Seide zu pulen. Blanche bedeckte ihre bebende Hand mit ihrer eigenen.
    „Lass gut sein, ich denke, der kleine Tiger hat sich sein Zuhause bereits ausgesucht.“
    Nella schüttelte energisch den Kopf, doch Blanche fuhr grinsend fort: „Wo wir beim Thema sind.“ Sie gab Enzos Sohn ein Zeichen, der den vermutlich hässlichsten Pitbull anschleppte, den die Welt je gesehen hatte. Also noch hässlicher als Brutus, und das wollte etwas heißen.
    Etwas verlegen kratzte sie sich den Nacken, als Klein Enzo den Hund in Nellas Schoß setzte, die hörbar schluckte und gegen Tränen kämpfte.
    „Hör mal, ich weiß, du wolltest keinen neuen Hund, und ich hätte dir auch keinen gekauft. Aber das Vieh ist mir im Tunnel begegnet, und na ja …“
    Er war klatschnass und halb verhungert gewesen und hatte sie nicht in Ruhe gelassen, bis sie vor ihrem Hotel stand. Ihm fehlte ein Ohr, das andere sah halb abgekaut aus. Der Schwanz war praktisch nicht mehr vorhanden, und nachdem sie genauer hingesehen hatte, war ihr aufgefallen, dass er hinkte. Er brauchte eine pflegende Hand so dringend wie jemanden, der sich von seinem abstoßenden Äußeren nicht einschüchtern ließ.
    Er setzte sich in Nellas Schoß auf und schnüffelte an der Katze, die ihn angriffslustig anfauchte, um kurz darauf
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