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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung
Autoren: James Grippando
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aufstand, konnte Allison sehen, dass er das Geld hatte. Sie sahen sich über die Entfernung kurz an, er von oben und sie von unten. Der Mann erstarrte. Allison hielt dem Blick stand. Sein Gesicht war unter der Atemschutzmaske kaum zu erkennen, aber sie hätte schwören können, dass er lächelte. Mit einer knappen Bewegung packte er den Koffer und verschwand in Richtung der Gästezimmer.
    Allison rannte, so schnell sie konnte, die Treppe hinauf, an der Bar vorbei, hinter ihm her. Oben war der Qualm noch ziemlich dicht, aber nicht völlig undurchdringlich. Der Teppichboden war verbrannt. Die darunterliegenden Holzdielen schwelten noch.
    Allison wandte sich dem Flur auf der ersten Etage zu. Glas knirschte unter ihren Füßen. Die Fenster zum Innenhof waren bei der Explosion in Scherben gegangen. Einige Innenwände waren vollständig abgebrannt. Die noch standen, waren schwarz. Eine Notlampe leuchtete in dem Qualm wie ein einzelner Scheinwerfer im Nebel. Sie kam dem Mann in der Schutzmontur näher. Das Gewicht seiner Ausrüstung behinderte ihn.
    Plötzlich blieb er stehen, drehte sich um und zielte auf sie
    Instinktiv tauchte Allison in eine offene Tür ab, als die Kugel auch schon vorbeigezischt kam. Sie zog ihre Pistole aus der Jacke und lugte um den Türrahmen. Er rannte weiter den Flur hinunter. Sie folgte ihm.
    Im Laufen gab er einen zweiten Schuss ab, der aber danebenging. Er hatte offensichtlich Probleme damit, die Pistole mit seinen dicken Schutzhandschuhen zu halten. Allison holte wieder auf. Der Fußboden wurde jetzt immer brüchiger. Einige Dielen waren völlig weggebrannt. Sie musste aufpassen, wo sie hintrat, wollte aber auch nicht stehenbleiben. Sie war noch sechs Meter von ihm entfernt, als der Boden unter ihm nachgab.
    Allison blieb stehen, als er bis zur Hüfte in den verkohlten Dielen einbrach. Bei seinem Versuch, den Koffer zu retten, fiel seine Waffe in das Loch. Allison nahm die Polizeihaltung ein und richtete die Waffe von hinten auf ihn.
    »Keine Bewegung!« rief sie.
    Er gab nicht auf. Er sah aus wie ein Mann, der im Eis eingebrochen war und sich selbst nicht herausziehen konnte. Jedes Mal wenn er nach einem festen Halt griff, brach das Holz unter ihm weg. Von unten leckten die Flammen an seinen Schuhen. Er konnte sich kaum noch festhalten - aber er schaffte es dennoch, freizukommen.
    »Keine Bewegung!« sagte sie noch einmal.
    Stück für Stück bewegte er sich von ihr weg, wobei ihm seine schwere Ausrüstung und das Sauerstoffgerät zu schaffen machten. Schließlich hatte er wieder festen Boden unter den Füßen. Zwischen ihm und Allison befand sich jetzt das gähnende Loch. Er kam wieder auf die Füße und fing an zu rennen, musste sich aber bei dem Sturz ein Bein verletzt haben. Mühsam humpelte er weiter, noch immer den Geldkoffer in der Hand.
    Allison legte die Pistole an, aber sie konnte nicht schießen
    Nicht ohne etwas über Emily in Erfahrung gebracht zu haben. Sie zielte tiefer, auf seine Beine, aber sie befürchtete, dass der Qualm ihre Präzision beeinträchtigen könnte. Ein Zufallstreffer in den Sauerstoffbehälter auf seinem Rücken könnte eine Explosion auslösen, die ihn für immer zum Schweigen brächte - vor allem bei einem Behälter, der durch das Feuer aufgeheizt war. Sie ließ die Pistole sinken und kämpfte sich weiter vorwärts, blieb aber an dem Loch stehen. Es war wie ein Blick in die Hölle - weit hinunter und nichts als Flammen.
    Das Loch befand sich nicht ganz in der Mitte des Flurs. Sie ging über den nicht verbrannten Rand an der Wand entlang. Die verkohlten Dielen knirschten unter ihren Füßen, aber sie wusste, dass sie leichter war als der Mann mit seiner ganzen Ausrüstung. Sie bewegte sich Zentimeter für Zentimeter vorwärts. Die Hitze schoss aus dem Loch; es war ein Gefühl wie am Rand eines Vulkans. Sie beeilte sich jetzt und sprang dann den letzten Meter auf sicheren Boden.
    Der Entführer tauchte gerade in ein Zimmer am Ende des Flurs ab - vermutlich unbewaffnet, obwohl sie nicht sicher sein konnte, dass er nicht noch irgendeine andere Waffe hatte. Sie rannte den Flur entlang, die Pistole in der Hand. An manchen Stellen gab der Fußboden noch ein wenig nach, aber sie verlangsamte ihr Tempo nicht. Wenn der Boden ihn in seiner schweren Ausrüstung trug, dann auch sie. Mit erhobener Waffe blieb sie im Türrahmen stehen.
    Der Mann sprang hinter der Tür hervor und versetzte ihr einen Schlag, der sie auf die andere Seite des Flurs beförderte. Sie krachte
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