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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung
Autoren: James Grippando
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Liste zufriedener Auftraggeber vorweisen, die neun Senatoren der Vereinigten Staaten, sieben Kongressmitglieder und fünf Gouverneure umfasste. Er war der führende Kopf bei Allisons unverhofftem Sieg über einen amtierenden Vizepräsidenten bei den Vorwahlen der Demokraten. In den letzten paar Wochen hatte er sich zunehmend Sorgen über den wachsenden Einfluss außenstehender Berater gemacht, und so hatte er beschlossen, Allison bei ihrer Bustour persönlich zur Seite zu stehen. Er war gerade dabei, eine Checkliste durchzugehen, anscheinend ohne Allisons verschwitzte Kleidung oder die vorbeihuschende Landschaft von Pennsylvania im Fenster hinter ihr zu bemerken.
    »Man will uns ein Drogenproblem anhängen.« Für einen dünnen Mann hatte er eine sonore Stimme; sie unterstrich seine seriöse Erscheinung, die eher zu einem Staatsbankett im Weißen Haus als zu einem frenetisch jubelnden Wahlkampftross gepasst hätte. »Unsere vornehme Opposition scheint zum letzten Strohhalm zu greifen. Sie versuchen um jeden Preis, etwas aus der Behandlung Ihrer Depressionen damals im Jahr 1992 herauszuschlagen.«
    »Das ist acht Jahre her. Politisch gesehen, ist das kalter Kaffee.«
    »Die behaupten, Sie hätten Prozac genommen.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich eine Therapie gemacht habe.«
    »Betreiben Sie jetzt nicht Haarspalterei?«
    Sie sah ihn empört an. »Meine vier Monate alte Tochter wurde direkt aus ihrem Kinderbett entführt, aus meinem eigenen Haus. Ja, ich war depressiv. Ich war in einer Gruppentherapie. Wir waren zu acht. Lauter Eltern, die ihre Kinder verloren hatten. Nein, ich habe nie Prozac genommen. Aber würden Sie die anderen aus der Gruppe fragen, würden sie wahrscheinlich sagen, dass ich es hätte gebrauchen können. Also erwarten Sie nicht, dass ich mich dafür entschuldige, dass ich um Unterstützung gebeten habe. Und sitzen Sie hier nicht herum und tun so, als wäre das alles neu für Sie. Ich habe alle Karten auf den Tisch gelegt an dem Tag, als ich Sie beauftragt habe.«
    Er dachte angestrengt nach. »Mir wäre es am liebsten, wenn wir die ganze Angelegenheit in einen größeren Zusammenhang stellen könnten.«
    Ihr Gesichtsausdruck wurde starr. »Ich habe nicht vor, Emilys Entführung zum Wahlkampfthema zu machen, falls Sie darauf hinauswollen.«
    »Allison, wir können nicht einfach sagen, Sie waren depressiv, und damit hat sich's. Wir brauchen eine positive Wendung.«
    »In Ordnung«, sagte sie sarkastisch. »Wie wär's damit? Depression ist eine gute Sache. So was macht kreativ. Jede Erfindung, jede Leistung ist auf Depression, nicht auf Euphorie zurückzuführen. Keiner ist auf die Idee gekommen, zu sagen: Das Leben ist toll, lasst uns das Feuer erfinden. Es war der Unzufriedene in der hintersten Ecke der Höhle, der schließlich aufstand und sagte: He, ich friere mir hier den Arsch ab! Ihr wollt, dass etwas getan wird in Washington? Dann wählt ruhig die chronisch Depressiven.«
    Er verzog keine Miene. »Bitte, wiederholen Sie das nicht in der Öffentlichkeit. Sonst werde ich depressiv.«
    »Na gut«, sagte sie grinsend. »Wir alle hier könnten ein paar neue Ideen gebrauchen.« Sie atmete tief durch. Wilcox fand das gar nicht witzig, aber sie wusste, dass er nicht darauf beharren würde. Während des ganzen Wahlkampfs hatte sie jede Erwähnung der Entführung mit einer schroffen -manchmal spitzen, manchmal schnodderigen - Erwiderung abgeschnitten, was die Tagesordnung unmittelbar auf weniger persönliches Terrain gelenkt hatte. »Gibt's sonst noch was?« fragte sie.
    »Es widerstrebt mir, darauf herumzureiten, aber die Frau von General Howe mischt neuerdings auch kräftig mit. Unsere Umfragen belegen, dass sie Punkte sammelt. Eine Menge Wähler - Männer und Frauen, Demokraten und Republikaner - haben das nostalgische Bedürfnis nach einer First Lady im Weißen Haus.
    Wir können diesen schwülstigen Phantasien nur etwas entgegensetzen, wenn wir die Rolle des First Husband, des Ehegatten der Präsidentin, in den Vordergrund stellen. In zwei Wochen sind Wahlen, und vierzig Prozent der Wähler haben keinen Begriff von Peter Tunnello.«
    »Entschuldigen Sie bitte, aber der Topmanager einer Aktiengesellschaft kann nicht mal eben von einer Aktionärsversammlung verschwinden, um an einem Gummiadlerpicknick von Kriegsveteranen teilzunehmen.«
    »Genau darum geht es aber. Ich nehme an, er täte es, wenn Sie ihn darum bitten würden.«
    »Woher wollen Sie wissen, dass ich ihn nicht gefragt
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