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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung
Autoren: James Grippando
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ein heißes Eisen. Vergessen wir die Großversammlungen in Stadthallen, wo man nie weiß, ob sich einer an die schwierigen Fragen herantraut. Ich schlage ein Podium mit vier unabhängigen Experten vor. Sie wählen zwei aus, ich wähle zwei aus. Diese vier sollen die Fragen stellen, die das amerikanische Volk bewegen. Und wir werden sie beantworten!«
    Die Menge brach in noch lauteren Jubel aus. Ballons schwebten von der Decke. Die Fans klatschten Beifall, schwenkten ihre roten und blauen Papptafeln und skandierten: »Wir wollen Lincoln! Wir wollen Lincoln!«
    Die Fernsehberichterstattung schaltete schnell um zu einem förmlichen und ernsthaften Moderator, der an dem kleinen Kopfhörer in seinem Ohr nestelte. »Aus Washington zugeschaltet ist jetzt Nick Beaugard, politischer Experte von CNN. Nick, warum gerade jetzt diese Herausforderung?«
    Auf dem Bildschirm erschien das Brustporträt eines grauhaarigen Reporters vor der Kulisse des Weißen Hauses. »Wenn man dem Wahlkampfteam von General Howe glaubt, hat man versucht, die unparteiische Kommission für Präsidentschaftsdebatten davon zu überzeugen, einer weiteren Debatte zuzustimmen, nachdem es nicht gelungen war, in der ersten Runde einen Gewinner zu ermitteln. Aber die tatsächliche Notwendigkeit für Howes Wählkampf ergibt sich aus der schmerzlichen Realität der jüngsten Meinungsumfragen. Denn in den acht Wochen nach dem Parteitag vom August lagen General Howe und Justizministerin Leahy gleichauf. Das überrascht nicht weiter, da beide gemäßigte Positionen vertreten und abgesehen von der Frage der Militärausgaben eine ähnliche Haltung zu den Wahlkampfthemen haben. Konservative Republikaner haben den General jüngst als Lincoln Center bezeichnet, eine wenig schmeichelhafte Anspielung auf die Politik der Mitte des gebürtigen New Yorkers.
    In den vergangenen neun Tagen haben wir einen dramatischen Umschwung erlebt. Die bedeutendsten Umfragen haben ergeben, dass eine wachsende Zahl bislang unentschiedener Wähler sich Leahy zuwendet. Die heutigen Zahlen von CNN/ USA today/ Gallup-Umfragen weisen für Leahy gepfefferte sechs Punkte Vorsprung aus. Ein deutlicher Sieg über Ms. Leahy in einer Debatte ohne jedes Tabu könnte General Howes einzige Hoffnung sein. Andererseits, vor die Wahl gestellt zwischen einem schwarzen Mann und einer weißen Frau, könnte das amerikanische Volk durchaus seinen ersten weiblichen Präsidenten wählen.«
    Der Moderator legte nachdenklich seine Stirn in Falten. »Hat es denn schon irgendeine Reaktion aus dem Leahy-Team gegeben?«
    »Bisher nicht«, sagte der Korrespondent. »Es heißt, die Justizministerin sei mit ihrem Vorsprung zufrieden. Aber es gibt auch Berichte über Skepsis im Leahy-Lager, ob Ms. Leahy einer Debatte mit General Howe, in der grundsätzlich alles erlaubt ist, gewachsen sein würde.«
    »Bis hierhin schönen Dank. Nun zu den anderen Nachrichten des Tages - «
    Allison betätigte die Stummschaltung der Fernbedienung. Sie machte ein ernstes Gesicht. »Die glauben wohl, ich werde kneifen. Wir müssen auf der Stelle auf eine solche Herausforderung reagieren.«
    »Bloß keine unüberlegten Handlungen«, sagte Wilcox. »Wir müssen die Sache überprüfen und uns sicher sein, das Richtige zu tun.«
    »Natürlich ist es das Richtige. Er schlägt eine Form vor, die die Kandidaten tatsächlich zwingt, ihre Standpunkte offenzulegen. Die bisherigen Debatten haben uns jedenfalls gezeigt, dass General Howes Redegewandtheit eher der eines gealterten Footballkämpen entspricht als der eines kommandierenden Generals.«
    »Vorsicht, Allison. Sie haben es hier mit einer Soldaten-Mentalität zu tun. Howe würde Sie nicht zu einer Debatte einladen, wenn er sich nicht schon irgendeinen Hinterhalt ausgedacht hätte. Bevor wir zu irgend etwas unsere Zustimmung geben, sollten wir genau wissen, was er uns anbietet.«
    »Die Einzelheiten können wir später klären«, sagte sie mit einer abwinkenden Handbewegung. »Berufen Sie noch vor unserer Veranstaltung in Philly eine Pressekonferenz ein. Ich möchte sicherstellen, dass meine Reaktion rechtzeitig zu den Sechsuhrnachrichten draußen ist.« Ihr Mund kräuselte sich zu einem zuversichtlichen, kaum wahrnehmbaren Lächeln. »Mir würde ein guter altmodischer Schlagabtausch mit Lincoln Howe gut gefallen. Zu jeder Zeit, an jedem Ort. Ich nehme die Herausforderung selbstverständlich an.«
2
    Alle viertausend mit rotem Samt bezogenen Sitze im Fox Theatre von Atlanta waren mit Parteigängern
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