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Die entführte Braut: Wenn die Braut sich traut (German Edition)

Die entführte Braut: Wenn die Braut sich traut (German Edition)

Titel: Die entführte Braut: Wenn die Braut sich traut (German Edition)
Autoren: Susan Wiggs
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der Wildnis. Ringsum lag dichter Wald, durch den nicht einmal eine richtige Straße führte.
    Sie standen in der holzgetäfelten Halle an, und Dan fiel beim besten Willen nichts ein, was er zu Isabel hätte sagen können.
    Sie trat ans Fenster und legte ihre schlanke Hand auf das Fensterbrett. Nachdenklich blickte sie auf die hohen Bäume, die seit Urzeiten hier standen wie stumme Wächter. Im grün gefilterten Sonnenlicht des Nachmittags sah sie rührend zerbrechlich und ungeheuer begehrenswert aus. Ihre Beine waren durch den dünnen Stoff des Rocks erkennbar. Sie hielt sich aufrecht und stolz, ihr Haar glänzte rötlich im gedämpften Tageslicht.
    Dan durchflute eine Woge zärtlicher Zuneigung zu ihr. Isabel wirkte stets verlassen und einsam, selbst wenn sie sich in Gesellschaft vieler Leute befand. Das war ihm sofort an ihr aufgefallen.
    „Du hast deine Haare verändert“, sagte er schließlich und verzog das Gesicht über sein eigenes Geschwätz. Er durchquerte die Halle und holte von der Bar ein Bier für sich und eine Cola für sie.
    Sie wandte sich zu ihm. Ihre festen Brüste zeichneten sich deutlich unter ihrem T-Shirt ab. „Und du hast dein Leben verändert.“
    Ihr Gesicht war noch eindrucksvoller, als er es in Erinnerung hatte: große Rehaugen, hohe, feine Wangenknochen. Sinnlich geschwungenen Lippen, die ihn verrückt machten, wenn er nur an sie dachte. Sie strahlte eine reizvolle Unsicherheit aus, die in ihm den Wunsch weckte, sie in die Arme zu schließen und nie wieder gehen zu lassen. Aber er hatte sie gehen lassen. Vor fünf Jahren hatte er nicht den Mut und den Verstand besessen, sie zu halten.
    Er gab ihr die Cola und lächelte verlegen. „Ja, ich glaube schon, dass man das sagen kann. Ich habe wirklich einiges in meinem Leben verändert.“
    Sie ging in der großen Halle herum „Wo ist das Telefon? Ich hatte doch keine Ahnung, dass du mich so weit fortbringen würdest. Ich muss mich wenigstens mal melden bei …“
    „Es gibt kein Telefon“, entgegnete er gelassen.
    „Was?“ Die Cola zischte aus der Dose, aber Isabel schien es nicht einmal zu merken.
    „Wir haben ein Sprechfunkgerät für Notfälle, aber Telefonleitungen gibt es hier draußen keine, und für ein Handy sind wir zu weit entfernt.“
    Sie sank in einen Sessel und lehnte sich verwundert zurück. „Was ist bloß aus dem Stadtjungen geworden? Hast du nicht Ruhm und Reichtum bei den ‚Urban Natives‘ erlangt?“
    „Das hängt davon ab, was du unter Ruhm und Reichtum verstehst. Die Band war recht erfolgreich. Das letzte Album wurde sogar ‚vergoldet‘, und das hat mir dann dazu verholfen, diesen Besitz zu erwerben.“
    „Ich habe den Namen an der Eingangstür gelesen. ‚Tomunwethla Lodge‘ stand da.“ Sie strich mit der Hand über den Tisch vor ihr. „Was bedeutet das?“
    Ja, sie hatte gut aufgepasst. Er hatte zwar immer gehofft, dass sie sich eines Tages zu ihrer Herkunft bekennen, ja vielleicht sogar stolz darauf sein würde wie er. Aber bei Isabels Lebensgeschichte war das nicht sehr wahrscheinlich.
    „Wolkentänzer Lodge“, sagte er. „,Cloud Dancer‘ ist ein Song, den ich einmal geschrieben habe. Ein richtig trauriger, schwermütiger Titel, der den Leuten die Tränen in die Augen treibt. Aber wahrscheinlich der beliebteste, den ich geschrieben habe.“
    Isabel stand auf und blieb auf dem ovalen Teppich vor dem Kamin stehen. „Also – worum geht es?“
    „Bei dem Song?“
    „Bei allem.“
    Dan stellte sein Bier auf den Tisch, nahm ihre Hand und führte sie zu dem großen Sofa, das vor dem Kamin stand. Über dem Kamin hing ein Elchkopf, dessen traurige Glasaugen auf sie hinabstarrten.
    „Worum es bei allem geht …“, begann Dan und schwieg dann einen Moment. „Da hast du mich sehr viel auf einmal gefragt.“ Er wandte sich halb zu ihr und schlug die Beine übereinander. Oh, wie sehr drängte es ihn, Isabel in seine Arme zu ziehen und die Leidenschaft wiederzuerwecken, von der er wusste, dass sie immer noch in ihr schlummerte. Aber so wie sie ihn jetzt aussah, fürchtete er, dass er damit nur erreichen würde, dass sie vor Angst davonlief – so wie sie vor fünf Jahren getan hatte.
    „Also, zunächst wurde mein Großvater krank“, fuhr Dan nach einer Weile fort. „Da bin ich nach Thelma gezogen, um mich um ihn zu kümmern. Und seltsamerweise gefiel es mir dort auf einmal sehr gut.“ Er verschränkte die Hände hinter seinen Kopf und streckte die Beine aus. „Früher konnte ich es gar nicht
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