Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
ist ihm die Zeit seiner Blüthe meist nur kurz zugemessen. Mit den Bergwerken erschöpft sich ein Wohlstand, der sich nicht wieder erneuert. Die Spanier sollten hiermit eine traurige Erfahrung machen.
    Mit dem Ende des 17. Jahrhunderts war also ein großer Theil der Neuen Welt bekannt. In Nordamerika waren Canada, die Ufer des Atlantischen Oceans und des Golfs von Mexico, das Thal des Mississippi, die Küsten Kaliforniens und Neu-Mexicos entdeckt und theilweise kolonisirt. Der mittlere Theil des Festlandes, vom Rio-del-Norte bis Terre Ferme, stand, wenigstens dem Namen nach, unter spanischer Oberhoheit. Im Süden entzogen sich, und auch noch auf lange Zeit, die Wälder und Savannen Brasiliens, die Pampas von Argentina und das Innere Patagoniens dem Blicke der Entdeckungsreisenden.
    In Afrika waren die Seefahrer geduldig der langen Küstenlinie am Atlantischen und Indischen Meere gefolgt. Nur an einzelnen Stellen hatten Kolonisten oder Missionäre versucht, die Geheimnisse dieses ungeheuren Continents zu ergründen. Der Senegal, der Congo, das Nilthal und Abyssinien, das ist Alles, was man etwas eingehender und verläßlicher kannte.
    Wurden auch die von den Reisenden des Mittelalters gesehenen Gebiete Asiens seit jener Zeit nicht wieder besucht, so lernte man doch den vorderen Theil des Continents, Indien, besser kennen, es entstanden daselbst weitere Niederlassungen, Missionäre drangen nach China ein, und Japan, das fabelhafte Cipango, das auf alle Reisenden des vorhergehenden Jahrhunderts eine so mächtige Anziehungskraft übte, war endlich erschlossen worden. Nur Sibirien und der nordöstliche Theil Asiens blieben noch unbekannt und man wußte noch nicht, ob Amerika mit Asien in Zusammenhang stehe, ein Räthsel, das übrigens bald seine Lösung finden sollte.
    In Oceanien harrten zwar noch eine Menge Archipele, sowie einzelne Inseln und Eilande ihres Entdeckers, dagegen blühten auf den Sunda-Inseln schon europäische Kolonien auf: die Küsten Australiens und Neu-Seelands waren aufgenommen und man begann schon an der Existenz des großen südlichen Kontinents zu zweifeln, der sich nach Tasman von Feuerland bis Neu-Seeland hin erstrecken sollte. Es bedurfte indeß noch der langen und sorgfältigen Untersuchungen Cook’s, um die so lange Zeit verbreitete Chimäre endgiltig in das Gebiet der Fabeln zu verweisen.
    Die Geographie stand an einem Wendepunkte, da man anfing, die großartigen astronomischen Fortschritte der Zeit auf diese Wissenschaft anzuwenden. Die Arbeiten Fernel’s und vorzüglich Picard’s bezüglich der Messung eines Erdengrades zwischen Paris und Amiens führten zu der Erkenntniß, daß die Erde kein vollkommen runder Ball, sondern ein Sphäroïd, d. h. eine an den Polen abgeplattete und am Aequator dafür ausgedehntere Kugel darstelle. Hierdurch fand man mit einem Schlage die Gestalt und auch die Größe des von uns bewohnten Weltkörpers. Jene von Picard begonnenen, von La Hire und Cassini fortgesetzten Arbeiten wurden erst mit Anfang des folgenden Jahrhunderts zu Ende geführt. Astronomische Beobachtungen, welche erst die Kenntniß der Jupiter-Trabanten ermöglichte, gaben die nöthigen Unterlagen zur Richtigstellung der Landkarten. War das auch schon bezüglich des einen oder anderen Punktes geschehen, so gestaltete es sich zur unabweislichen Nothwendigkeit, seitdem sich die Anzahl der bezüglich ihrer Lage astronomisch festgestellten Punkte so ausnehmend vermehrt hatte. Diese Arbeit sollte dem nächsten Jahrhundert vorbehalten bleiben. Hand in Hand hiermit gingen die Fortschritte der historischen Geographie; sie gründete sich zunächst auf das Studium der Inschriften, und bald sollte die Archäologie in ihrem ganzen Umfange zu einem der wichtigsten Hilfsmittel der vergleichenden Geographie heranwachsen.
    Mit einem Wort, das 17. Jahrhundert stellt sich als eine Epoche des Ueberganges und des Fortschrittes dar; es sucht und findet die mächtigen Unterstützungsmittel zur Weiterentwicklung der menschlichen Erkenntniß, welche das 18. Jahrhundert in vollem Umfange anwenden sollte. Jetzt eröffnet sich die Aera der strengeren Wissenschaftlichkeit, mit der wirklich die neuere Zeit ihren Anfang nimmt.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher