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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde
Autoren: Jules Verne
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Diesen Männern verdankt man, wenn auch nicht neue Entdeckungen, doch sehr genaue Beobachtungen über die Gezeiten, den Wechsel der Witterung und der Temperatur, wie überhaupt über viele Naturerscheinungen jener Gegenden.
    Im Jahre 1615 übergab die englische Compagnie Byleth, der schon an den letzten Fahrten theilgenommen hatte, das Commando über ein Fahrzeug von fünfzig Tonnen. Sein Name, die »Decouverte«, schien von guter Vorbedeutung. Als Piloten nahm jener den erfahrenen Wilhelm Bassin mit, dessen Ruhm den seines Kapitäns weit überstrahlen sollte. Von England am 13. April abgesegelt, gelangten die Seefahrer am 6. Mai in Sicht des Cap Farewell, fuhren von Desolations-Land nach den Inseln der Wilden, wo sie Eingeborne in großer Menge antrafen, und drangen in nordwestlicher Richtung bis zum 64. Breitengrade hinaus. Am 10. Juli sahen sie Land an Steuerbord und beobachteten, daß die Fluth von Norden her kam; dadurch schöpften sie eine so große Hoffnung auf das Vorhandensein des gesuchten Seeweges, daß sie dem entdeckten Vorgebirge den Namen Cap Confort beilegten. Wahrscheinlich wird es das Cap Walsingham gewesen sein, denn nach Umschiffung desselben bemerkten sie, daß sich das Land nach Nordosten und Osten zu fortsetzte. Am Eingange der Davis-Straße schlossen ihre Entdeckungen für dieses Jahr ab. Am 9. September waren sie, ohne einen Mann verloren zu haben, wieder in Plymouth zurück.
    Byleth’s und Baffin’s erwartungsvolle Hoffnung war so stark, daß sie die Erlaubniß auszuwirken wußten, im folgenden Jahre mit demselben Schiffe noch einmal in See zu gehen. Schon am 14. Mai 1616 drangen die beiden Kapitäne nach glücklicher Seefahrt in die Davis-Straße ein, bekamen Sanderson’s Cap Esperance, den nördlichsten von Davis erreichten Punkt, in Sicht und segelten bis 72°40’ der Breite, bis zur Insel der Frauen hinauf, welche ihren Namen von dem Zusammentreffen mit einigen Eskimoweibern erhielt. Am 12. Juli sahen sich Byleth und Bassin durch Treibeis genöthigt, in eine Bai der Küste einzulaufen. Hier brachten Eskimos viel Hörner, entweder Walroßzähne oder Hörner von Bisamochsen herbei, weshalb man diese Stelle den Hörner-Sund nannte. Nach mehrtägigem Aufenthalte war es doch wieder möglich, in See zu gehen. Von 75°40’ an sah man ein ungeheures, eisfreies Meer vor sich und drang ohne Schwierigkeit bis jenseits des 78. Grades vor und bis zum Eingang einer Meerenge, welche den eben befahrenen und Baffins-Bai getauften Meerestheil fortsetzte. Nach Westen und Südwesten steuernd, entdeckten Byleth und Bassin die Carey-Inseln, die Johns-Straße, die Insel Coburg und den Lancaster-Sund. Endlich folgten sie dem westlichen Ufer der Baffins-Bai bis herab nach Cumberland. Da Byleth, der unter seiner Mannschaft sehr viele Scorbutkranke hatte, daran verzweifelte, noch weitere Entdeckungen machen zu können, beschloß er, nach England zurückzukehren, wo er am 30. August in Dover landete.
    Endigte auch diese Expedition eigentlich mit einem Mißerfolge in dem Sinne, daß die gesuchte Nordwestpassage noch immer nicht gefunden war, so verdienten die gewonnenen Resultate doch alle Anerkennung. Byleth und Bassin hatten die bekannten Grenzen der Meere um ein gutes Stück hinausgeschoben, vorzüglich an der Seite von Grönland. Der Kapitän und der Pilot versicherten in einem an den Director der Compagnie gerichteten Schreiben, daß die von ihnen untersuchte Bai einen prächtigen Fischgrund darbiete, wo sich Walfische, Seehunde und Walrosse zu Tausenden umhertummelten. Die Zukunft sollte ihre Worte vollkommen bestätigen.
    Doch kehren wir nun nach der Küste Amerikas, nämlich Canada, zurück und sehen, was sich hier seit Jacques Cartier ereignet hat. Der Letztere hatte, wie früher erwähnt, bekanntlich einen Niederlassungsversuch unternommen, der nicht von besonderem Erfolge begleitet war. Einige Franzosen blieben indeß im Lande, verheiratheten sich daselbst und bildeten einen gewissen Kolonisten-Stamm. Von Zeit zu Zeit erhielten sie wohl auch durch Fischer aus Dieppe und St. Malo einige Verstärkungen an Arbeitskräften. Ein eigentlicher Auswandererstrom kam aber nur schwierig in Gang. Da wurde ein Edelmann, Namens Samuel de Champlain, ein Veteran aus den Kriegen Heinrich’s IV., der zweiundeinhalb Jahr lang verschiedene Fahrten in Ostindien ausgeführt hatte, nebst dem Herrn von Pontgravé von dem Commandeur de Chastes dazu ausersehen, die Entdeckungen Jacques Cartier’s fortzusetzen und die
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