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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde
Autoren: Jules Verne
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befuhr. Inzwischen neigte sich der Proviant zu Ende, während es unmöglich war, sich auf dem Lande frisch zu versorgen. Die Mannschaft, welche im Laufe der ganzen Fahrt dem Anführer ihren eigenen Willen aufgedrungen zu haben scheint, trat zu einer Berathung zusammen, bei der die Einen vorschlugen, in Neufundland zu überwintern und im nächsten Jahre die Aufsuchung der Passage wieder aufzunehmen, die Anderen aber darauf bestanden, nach England zurückzukehren. Der letzte Vorschlag ward zum Beschluß erhoben; als man sich aber nur den Küsten Großbritanniens näherte, übte der Anblick des Landes eine so große Anziehungskraft auf die Leute aus, daß Hudson am 7. December in Darmouth anlaufen mußte.
    Im folgenden Jahr, 1610, versuchte Hudson, trotz aller erlittenen Unbill, doch noch einmal mit der holländischen Compagnie anzuknüpfen. Die Bedingungen aber, unter welchen diese ihre Mitwirkung allein zusagte, waren derart, daß sie ihn veranlaßten, auf sein Vorhaben zu verzichten und sich lieber wieder mit der englischen Compagnie in Verbindung zu setzen. Diese nun stellte Hudson die Bedingung, einen erfahrenen Seemann, Namens Coleburne, mehr als Assistenten, denn als zweiten Officier mit an Bord zu nehmen, da man auf jenen volles Vertrauen setzte. Begreiflicher Weise mußte ein solches Verlangen Hudson im höchsten Grade kränken. Er ergriff die erste sich darbietende Gelegenheit, seinen Wächter zu entfernen. Noch in der Themse hinsegelnd, schickte er Coleburne an’s Land mit einem Schreiben an die Compagnie, durch das er sein mindestens seltsames Verfahren zu rechtfertigen suchte.
    In den letzten Tagen des Mai, als das Schiff in einem isländischen Hafen vor Anker lag, rottete sich die Mannschaft wegen Coleburne’s Entfernung zu einem ohne Mühe unterdrückten Complot zusammen, und als Hudson am 1. Juni die Insel wieder verließ, war seine Autorität vollständig wieder hergestellt. Nach Passirung des Frobisher-Sundes kam Hudson in Sicht von Davis’ Desolations-Land, drang in die Meerenge ein, welche seinen Namen führt, und segelte tief in einen geräumigen Meerbusen ein, dessen Westküste er bis Anfang September untersuchte. Damals wurde auch einer der anderen Officiere, der nicht unterließ, Mißmuth gegen den Chef zu erregen, abgesetzt; dieser nothwendige Act aber trug nur noch mehr dazu bei, die Matrosen zu reizen. Als Hudson in den ersten Tagen des November am hinteren Ende der Bai angelangt war, suchte er eine geeignete Stelle zum Ueberwintern und ließ, als er diese bald darauf gefunden, das Schiff auf den Strand ziehen. Eine solche Maßnahme ist nur schwer zu begreifen. Einestheils hatte Hudson England nur mit einem auf sechs Monate berechneten Vorrath an Lebensmitteln verlassen und konnte auch, angesichts der Unfruchtbarkeit des Landes, nicht darauf rechnen, hier die schon ziemlich erschöpften Lebensmittel zu ersetzen; andererseits hatte die Mannschaft schon so häufig ihre Neigung zum Widerstand an den Tag gelegt, daß er auf deren Gehorsam und guten Willen doch schwerlich viel bauen konnte. Mußten die Engländer sich auch manchmal mit sehr mageren Rationen begnügen, so verbrachten sie doch einen nicht allzu beschwerlichen Winter, da ihnen unerwartet viel Zugvögel in die Hände fielen. Mit der Wiederkehr des Frühlings aber und der vollendeten Herrichtung des Schiffes zur Heimfahrt nach England, sah Hudson wohl ein, daß sein Schicksal besiegelt sei. Er traf darnach seine Anordnungen, lieferte Jedem seinen Antheil an dem noch vorhandenen Zwieback aus, zahlte den Leuten ihren Sold und wartete ruhig der Entwickelung der Dinge. Diese ließ auch nicht auf sich warten. Die verschworene Mannschaft bemächtigte sich des Kapitäns, seines Sohnes, eines Freiwilligen, des Schiffszimmermanns und fünf Matrosen, setzte sie ohne Waffen, Nahrungsmittel und Instrumente in einem Boote aus und überließ sie der Gnade des Oceans. Die Verbrecher erreichten die englische Küste, doch nicht Alle, denn zwei wurden noch in einem Gefechte mit Indianern getödtet, ein Dritter starb an einer Krankheit, Alle aber hatten ganz entsetzlich von Hunger zu leiden. Uebrigens wurde gegen sie auffallender Weise keine Untersuchung eingeleitet. Im Jahre 1614 verlieh nur die Compagnie auf einem ihrer Schiffe eine Stellung an den Sohn »des bei der Aufsuchung eines nordwestlichen Seeweges spurlos verschwundenen Heinrich Hudson«, der jetzt ganz mittellos dastand.
    Den Zügen Hudson’s folgten jetzt die Lutton’s und Gibbons’.
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