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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde
Autoren: Jules Verne
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besseren Kenntniß des Innern des Kontinentes bei. In letzterer Hinsicht fanden sie tüchtige Unterstützung durch die Missionäre, unter denen in erster Reihe der Pater Marquette Erwähnung verdient, der sich durch die Ausdehnung seiner Reisen über die großen Seen und auf dem Mississippi den Dank der Nachwelt erworben hat. Wegen der Hilfe und den Erleichterungen, die sie den Forschungsreisenden gewährten, haben wir hier ferner die Namen zweier Männer zu verzeichnen, nämlich de Frontenac, den Gouverneur von Neu-Frankreich, und Talon, den Intendanten der Justiz und Polizei. Im Jahre 1658 kam ein junger Mann, Namens Cavelier de La Sale, eigentlich ohne bestimmte Absicht nach Canada. Er stammte, so berichtet Charlevoix, aus einer gutsituirten Familie in Rouen; da er aber einige Jahre bei den Jesuiten zugebracht hatte, verlor er sein väterliches Erbtheil. Gebildet und lebhaften Geistes, wie er war, wollte er sich auf jeden Fall auszeichnen und fühlte das Zeug in sich, daß ihm das gelingen werde. Es fehlte ihm in der That weder an Entschlossenheit zum Handeln, noch an der Ausdauer, ein einmal angefangenes Unternehmen durchzuführen, weder an der Festigkeit gegenüber den verschiedensten Hindernissen, noch an Auffindung der Hilfsmittel, um etwaige Verluste zu ersetzen; er wußte sich aber weder beliebt zu machen, noch Diejenigen zu leiten, deren er bedurfte, und trat, sowie er sich ein Ansehen erworben, mit Härte und Hochmuth auf. Bei solchen Fehlern seines Charakters konnte er nicht glücklich sein, und war es in der That auch nicht.«
    Die Schilderung des Paters Charlevoix erscheint allerdings etwas grau in Grau gemalt und dieser mag wohl die große Entdeckung, welche man Cavelier de La Sale verdankt, eine Entdeckung, welche kaum ihresgleichen hat, oder höchstens in Orellanas Erforschung des Amazonenstromes im 16. oder die des Congo durch Stanley im 19. Jahrhundert ein Nebenstück findet, nicht gebührend geschätzt zu haben. Kaum in’s Land gekommen, geht er mit einem Eifer ohnegleichen an das Studium der Sprachen der Eingebornen und besucht die Wilden, um ihre Sitten und Gewohnheiten kennen zu lernen. Gleichzeitig verschafft er sich durch die Trapper eine Menge werthvoller Nachrichten über die Lage der Flüsse und Seen. Seine Projecte theilte er auch de Frontenac mit, der ihn ermuthigte und ihm das Commando über ein am Ausfluß des Sees in den St. Lorenzo erbautes Fort anvertraute. Inzwischen langte ein gewisser Jolyet in Quebec an. Er brachte hierher die Nachricht mit, daß er mit Pater Marquette und vier anderen Personen einen großen, gegen Süden laufenden Strom, Namens Mississippi, aufgefunden habe. Cavelier de La Sale durchschaute bald den Vortheil, den Frankreich aus einer so mächtigen Wasserader ziehen könne, zumal wenn der Mississippi, wie er annahm, in den Golf von Mexico auslief.
     

    Beschießung von Crèvercoeur. (S. 548.)
     
    Durch die Seen und den Illinois, einen Nebenstrom des Mississippi, schien es leicht, den St. Lorenzo mit dem Antillen-Meere in Verbindung zu setzen. Welch’ gewichtigen Vortheil konnte Frankreich aus dieser Entdeckung ziehen! La Sale legte dem Grafen de Frontenac sein Project vor und erhielt von diesem sehr dringende Empfehlungsschreiben an den Marineminister. In Frankreich angelangt, erfuhr La Sale das Ableben Colbert’s, übergab aber dessen Sohne und Nachfolger, dem Marquis de Seignelay, die Depeschen, deren Träger er war. Der scheinbar auf zuverlässigen Grundlagen ruhende Plan mußte bei dem jungen Minister wohl Gefallen finden. Seignelay stellte La Sale in Folge dessen auch dem Könige selbst vor, der ihm ein Adelspatent ausfertigen ließ, ihm die Oberhoheit über Catarocouy und das Commando des von ihm erbauten Forts übertrug und ein ausschließliches Handelsmonopol in den Ländern verlieh, die er entdecken würde.
    La Sale wußte auch Mittel zu finden, sich die Gunst des Prinzen von Conti zu verschaffen, der ihn ersuchte, den Sohn des Chevalier Tonti, des Erfinders der Tontine, für den er sich besonders interessirte, mitzunehmen. La Sale hatte alle Ursache, sich dieser Acquisition zu freuen. Tonti, der in Sicilien gedient und bei der Explosion einer Granate eine Hand verloren hatte, war ein muthiger, gewandter Officier, der sich stets treu und ergeben erwies.
    Am 14. Juli 1678 schifften sich La Sale und Tonti in La Rochelle ein und nahmen etwa dreißig Mann, Soldaten und Handwerker, nebst einem Barfüßer-Mönche, dem Pater Hennepin, an Bord, der sie auf
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