Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
10.000 Thalern beladene »Griffon« war verloren, sondern es hatte auch noch ein anderes Fahrzeug, das ihm eine auf 22.000 Frcs. geschätzte Ladung aus Frankreich zuführte, totalen Schiffbruch erlitten, und dazu verbreiteten die ihm feindselig Gesinnten noch eifrig die falsche Nachricht von seinem Tode. Da ihm in Catarocouy nichts weiter zu thun übrig blieb und er durch sein Auftreten die Grundlosigkeit aller Gerüchte über sein Verschwundensein dargelegt hatte, zog er wieder nach Crèvecoeur ab, wo er zu seiner Verwunderung keinen einzigen Mann antraf.
    Das verhielt sich nämlich folgendermaßen. Während Chevalier Tonti die Herstellung des Forts St. Louis in Angriff nahm, hatte sich die kleine Besatzung von Fort Crèvecoeur empört, die Magazine desselben, ebenso wie die in Fort Miani geplündert und war bis Machillimackinac entflohen. Tonti, der nun in Folge der Insubordination seiner Leute den Kriegern von Illinois fast allein gegenüberstand, sah ein, daß er sich in Fort Crèvecoeur nicht werde halten können; deshalb verließ er dieses mit den ihm noch übrig gebliebenen fünf Franzosen und zog sich nach der Bai des Michican-Sees zurück. Nachdem La Sale die Forts Crèvecoeur und St. Louis wieder mit Mannschaft belegt, begab er sich nach Machillimackinac, wo er auch Tonti wiederfand. Gegen Ende August gingen nun Beide nach Catarocouy zurück, wo sie sich am 28. August 1681 mit 54 Mann auf dem Erie-See einschifften. Nach einem Zuge von achtzig Meilen längs der eisbelegten Ufer des Illinois erreichten sie Fort Crèvecoeur, wo das offene Wasser ihnen wiederum die Benutzung der Boote gestattete. Am 6. Februar 1682 langte La Sale beim Zusammenfluß des Illinois und des Mississippi an. Er folgte diesem stromabwärts, kam nach der Mündung des Missouri und der des Ohio, wo er ein Fort anlegte, drang in Arkansas ein, das er im Namen Frankreichs in Besitz nahm, fuhr durch das Land der Nachez, mit denen er ein Freundschaftsbündniß abschloß, und gelangte endlich, am 9. April, nachdem er 350 Meilen in einem einfachen Boote zurückgelegt, nach dem Golfe von Mexico. Was Cavelier de La Sale so scharfsichtig geahnt, hatte seine volle Bestätigung gefunden. Er nahm sofort feierlichst von dem ganzen Lande Besitz, das er Louisana nannte, und taufte den ungeheuren, von ihm befahrenen Strom St. Louis.
    La Sale brauchte nicht weniger als anderthalb Jahr zur Rückreise nach Canada. Es erscheint das keineswegs wunderbar, wenn man sich alle, seinen Weg erschwerenden Hindernisse vergegenwärtigt. Welch’ energische Willenskraft mußte dieser Mann, übrigens einer der berühmtesten Reisenden, auf die Frankreich mit Recht stolz ist, besitzen, ein solches Riesenunternehmen zu glücklichem Ende zu führen?
    Leider berichtete ein Anderer, der wohl von den besten Absichten beseelt war, sich gegen La Sale aber durch dessen zahlreiche Feinde einnehmen ließ, Lefèvre de la Barre nämlich, der Nachfolger de Frontenac’s als Statthalter von Canada, an den Marine-Minister, daß den Entdeckungen La Sale’s keineswegs ein besonderes Gewicht beizulegen sei. »Dieser Reisende, sagt er, befand sich mit etwa zwanzig französischen Landstreichern und Wilden im Grunde der Bai, spielte daselbst den Souverän, beraubte und brandschatzte seine eigenen Landsleute, setzte die Bewohner den Einfällen der Irokesen aus und entblödete sich nicht, alle seine Gewaltthaten mit der Ausrede zu beschönigen, daß er von Sr. Majestät das ausschließliche Privilegium zum Handel in den von ihm zu entdeckenden Ländern besitze.«
    Cavelier de La Sale konnte diesen verleumderischen Anschuldigungen gegenüber unmöglich gleichgiltig bleiben. Einerseits verlangte es seine Ehre, sich persönlich in Frankreich zu stellen, andererseits verspürte er aber auch gar keine Lust, den Vortheil von seinen Entdeckungen einem beliebigen Anderen zu überlassen. Er reiste also ab und fand bei Seignelay einen recht wohlwollenden Empfang. De La Barre’s Zuschriften hatten auf den Minister den gefürchteten Eindruck nicht hervorgebracht; dieser sah vielmehr hinreichend ein, daß Niemand etwas Hervorragendes zu leisten vermöge, ohne manche Eigenliebe zu verletzen und sich viele Feinde zu machen. La Sale benutzte die günstige Gelegenheit, dem Marine-Minister den Vorschlag zu unterbreiten, zu Wasser die Mündung des Mississippi aufzusuchen, den Schiffen Frankreichs einen Weg dahin zu bahnen und daselbst eine Niederlassung zu gründen. Der Genannte billigte diesen Plan und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher