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Die Eltern-Trickkiste

Die Eltern-Trickkiste

Titel: Die Eltern-Trickkiste
Autoren: Gräfe und Unzer <München>
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SIE SICH VOR: Sie gehen durch die Natur und entdecken plötzlich Schokokringel am Baum oder eine Tafel Schokolade in einer Baumhöhle. »Wer hat sich denn diesen leckeren Scherz einfallen lassen?«, würden Sie denken. Für kleine Kinder ist solch eine süße Mutation dagegen kein Schabernack. In ihrer Osterhasenwelt verschwimmt die Grenze zwischen Wirklichkeit und Fantasie, sodass schier Unglaubliches möglich erscheint. Zum Beispiel Schokokringel am Baum. Ich war im Kindergartenalter, als ich sie an einem Waldweg in Solingen entdeckte. Seither lief ich diese Strecke besonders gern, immer hoffend, dies süße Wunder möge sich wiederholen. Solch ein magischer Kick fürs Spazierengehen braucht etwas Vorlaufzeit und muss geplant sein. Am besten haben Sie einen Helfer, der mit kleinem Vorsprung die Natur präpariert. Wichtig: Damit sich der Effekt nicht abnutzt, sollten Sie diesen Trick nur höchst selten anwenden.
     
    Als ich Brigitte und ihre drei kleinen Kinder besuchte, nahm ich die drei Gummibärchentüten, die als Mitbringsel gedacht waren, zum Spaziergang mit und hing sie unterwegs in einen Strauch, während meine Freundin ihr Trio ablenkte. Treuherzig fragte ich dann »Ob hier schon Beeren wachsen?« und stöberte im Nachbarbusch. Die Kinder suchten mit – und entdeckten die süßen Tüten. Seither, erzählte mir Brigitte später, hätten ihre Sprösslinge den »Gummibärchenbusch« untersucht, sooft sie an ihm vorbeigingen.
    BETTELFALLE SUPERMARKT
    Man muss nicht alles haben
    WENN ELTERN MIT KIND UNTERWEGS sind, dann oft zum Einkaufen. Das kann speziell im Supermarkt zur Nervenprobe werden. Denn Kinder langweilen sich zwischen Waschpulver und Suppengrün. Sie wenden sich daher Dingen zu, die den Aufenthalt zumindest etwas erträglicher machen: Spielzeug, Glitzerndes, Leckeres zum Essen oder Trinken. Wer kann ihnen das verdenken? Attraktionen gibt es schließlich genug! Auch über Supermarkt-Wünsche ihres Kindes müssen sich Eltern nicht wundern, schließlich kopieren die Kleinen nur die Großen und möchten wie sie ins Regal greifen und den Wagen vollpacken. Das Einkaufen können Sie für alle erträglicher gestalten, wenn Sie den Nachwuchs – sofern er nicht im Einkaufswagen sitzt – einbeziehen. Geben Sie ihm die Butter in die Hand, damit er sie in den Wagen legt. Schicken Sie die Tochter los, die Milch und das Knäckebrot zu suchen, oder lassen Sie den Sohn die Apfelsorte wählen. Solche Betätigung macht zwar nicht wunschlos glücklich, beugt aber Langeweile vor.
    Natürlich wird nun jedes Kind im Super-Waren-Versuchungsmarkt diverse Wünsche äußern. Sie großzügig zu erfüllen ist auf lange Sicht ungünstig (siehe >) . Auch sich auf Argumentationen einzulassen bringt nur bedingt etwas (»Bekomme ich einen Joghurt?« »Nein, es stehen noch drei im Kühlschrank.« »Darf ich dann eine Tüte Weingummis?« »Nein, die wiegt ja soviel wie zweieinhalb Tafeln Schokolade!« »Krieg ich dann eine Schokolade?«). Deshalb greift in vielen Fällen am besten der schlichte Satz: »Nein, man kann nicht alles haben.« Positiv betrachtet, ist die Bettelfalle Supermarkt ein Trainingslager. Hier lernt ein Kind konsequenter Eltern, dass es sehr viel gibt, was es weder haben kann noch haben muss. Es lernt irgendwann, der Fülle zu widerstehen – und im Idealfall sogar vergleichend auszuwählen.
    LERNORT WURSTTHEKE
    Die magische Fleischwurstscheibe
    EIN RENNER UNTERWEGS ist die Metzgerei. Wer hätte als Kind nicht dem Moment entgegengefiebert, bis die Fleischereifachverkäuferin die ersehnte Frage stellt: »Möchtest du eine Wurst haben?« Die Formulierung könnte glatt Weltkulturerbe werden. Zum einen wegen ihres Erinnerungswerts an selige Kinderzeiten, vor allem aber als Trainingsmethode. Denn die Wursttheke ist ein prima Lernort fürs Geduldüben und Dankesagen: So groß die Vorfreude auf die Scheibe Fleischwurst beim Kind auch ist, so genau weiß es, dass gewartet werden muss, bis Mama an die Reihe und der magische Satz über die Lippen der Verkäuferin kommt. Wird die ersehnte Wurst über die Theke gereicht, ist dies ein guter Moment, um das Dankesagen zu üben (siehe >) . Warten, Wurst, danke – ein klarer Ablauf. Hoffentlich behalten alle Fleischereifachverkäuferinnen dieser Welt diese Reihenfolge bei, denn letztens sah ich, wie einem quengelnden Kind die ersehnte Scheibe vorab gereicht wurde! In solch einem Fall wäre es an Mama oder Papa, einzuschreiten und etwas wie »Nein danke, wir warten gerne, bis wir
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