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Die Eltern-Trickkiste

Die Eltern-Trickkiste

Titel: Die Eltern-Trickkiste
Autoren: Gräfe und Unzer <München>
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Lebensjahr empfehlenswert.
    Behauptet ein Kind steif und fest, etwas nicht zu können, sollte es die Finger davon lassen (dürfen). Die Zeit ist dann nicht reif und das Scheitern fast vorprogrammiert. Will also Ihr Kind nicht allein zu Hause bleiben, nehmen Sie es mit oder ordern Sie einen Babysitter. Irgendwann kommt der Moment, da es ohne Murren allein auf Ihre Rückkehr wartet. Es sind noch alle groß geworden, freilich jeder Mensch in seinem eigenen Tempo. Fragen Sie einfach ab und zu nach.
KINDER HÖREN ALLES
    Ihre Ohren sind größer, als man denkt
    WIE DIE KLEINEN DAS MACHEN, weiß ich nicht. Aber es ist tatsächlich so, dass sie viel mehr hören, als man glaubt. Wenn sich Mütter unterhalten und ihre Kleinkinder ein paar Meter weiter scheinbar versunken spielen, ist es verführerisch zu denken, der Nachwuchs kriegt vom Frauengespräch nichts mit. Erstens weil er sich mit etwas anderem beschäftigt, und zweitens weil er noch sooooo klein ist. Pustekuchen. Kinderohren sind meistens, womöglich sogar immer, weit offen. Deshalb hören sie solch ein Frauengespräch vermutlich komplett mit. Viele kennen das Phänomen, dass plötzlich aus irgendeiner Zimmerecke punktgenau das Kinderstimmchen tönt: »Warum macht das Frau X?«
    Gewiss hören bereits Säuglinge alles mit, denn sonst könnten sie nichts lernen. Erwachsene unterschätzen das gern, weil diese Menschlein noch nicht mitsprechen können. Es verleitet sie dazu, die Kleinen in Sachen Kommunikation wie ein Möbelstück zu betrachten. Das kann fatal sein, denn auf der kindlichen »Festplatte« werden nicht nur die schönen Worte der Eltern abgespeichert, sondern auch deren Sorgen und Ängste und auch das, was sie über ihren Sprössling äußern. Jeder sollte sich der kleinen Ohren bewusst sein. Was kann das eigene Kind verkraften? Welche Worte nützen oder schaden? Es liegt in der Verantwortung der Eltern, was sie in Hörweite von Kinderohren von sich geben.
     
    Marius hat ein Lieblingskuscheltier: ein Schwein. Es muss überall mit hin, ohne es will er nicht einschlafen. Eines Abends – Marius sprach bereits erste Worte – war das Stoffgeschöpf verschwunden. Papa Thomas knurrte genervt beim Suchen halblaut vor sich hin: »Wo steckt die alte Sau?« Marius’ Ohren saugten das Gemurmel auf, und wer ihn fortan fragte »Wie heißt dein Schwein?«, bekam zur Antwort: »Alte Sau.«
     
    TATEN ANKÜNDIGEN
    Ihr Kind ist kein Möbelstück
    SCHNELLER, GRÖSSER, BESSER: Erwachsene haben naturgemäß gegenüber Kindern die Nase vorn. Und sosehr sich Eltern auch bemühen, die Eigeninitiative ihres Sprösslings zu stärken (siehe >) , so gibt es doch viele Situationen, in denen sie für ihn oder mit ihm gemeinsam handeln müssen: Wenn der Dreikäsehoch an seine Tasse noch nicht heranreicht, hebt Papa ihn hoch, damit er sie greifen kann. Wenn er beim Überqueren der Straße an Mamas Seite bleiben soll, nimmt sie ihn an die Hand. Wenn die Fingerchen die Jackenknöpfe noch nicht beherrschen, helfen Große beim An- und Ausziehen.
    Wichtig ist bei alldem eins: das Tun sprechend zu begleiten. »Warte, ich hebe dich hoch«, »Ich nehme dich jetzt an die Hand« oder »Ich mache dir jetzt die Jacke zu«. Das Kind ist kein Möbelstück, das ohne Ansage hin und her geschoben werden sollte. Jedes Kind hat zudem seine eigene körperliche Identität mit individuellen Grenzen. Wer diese unangekündigt übertritt, muss mit Erschrecken und Gezeter rechnen. Zumal das Kind nicht immer ahnen kann, was der Erwachsene im Schilde führt. Was denkt es wohl, wenn ihm in fremder Umgebung ohne Ankündigung kommentarlos die Hose ausgezogen wird – da es eine Arztpraxis ist? Erklärende Worte geben Sicherheit.
     
    Heike beobachtet in ihrer physiotherapeutischen Praxis immer wieder, dass Eltern ihr Kind ohne ein einziges Wort »parat« machen. Hektisch wird, schwupps, die Mütze abgezogen, das Kind aus der Jacke geschält und, zack, der Pulli über den Kopf gezogen – stumm. »Mir wäre es lieb, wenn Sie ihm erklären, was Sie machen und warum«, bittet sie dann. Denn sie sieht, wie sich bei den mütterlichen Handgreiflichkeiten die Kinderaugen in der fremden Umgebung erschreckt weiten – meistens gefolgt von Gebrüll. Wissen dagegen macht sicher.
    PHÄNOMENE BENENNEN
    Das strahlt beruhigende Normalität aus
    MIT SPRACHE BEKOMMEN WIR unsere Umwelt in den Griff. Wir geben uns und den Dingen Namen, damit wir wissen, wovon wir sprechen und woran wir sind. Dieses Faktum können Sie sich zunutze
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