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Die Eltern-Trickkiste

Die Eltern-Trickkiste

Titel: Die Eltern-Trickkiste
Autoren: Gräfe und Unzer <München>
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Blumenbeispiel zu bleiben: Sie könnten gleich zu Anfang erklären: »Nur fühlen!« Oder wenn Sie merken, das Blatt soll abgerissen werden, könnten Sie sagen: »Nur ein Blatt!« Besser wäre es sogar noch, sich erst beim zweiten Ausstrecken der Hand einzumischen: »Hände weg! Du hast ein Blatt, das ist genug. Die Pflanze will ja weiterleben.« Geht der nächste Griff zur Blumenerde, könnte es – statt »Nein« – im Warnton heißen: »Nur gucken!« (Falls Ihr Kind nicht lockerlässt: Lenken Sie sein Interesse auf eine interessante Alternative – siehe Universalrezepte (>) und (>). )
    Wenn der Griff zum Blumenblatt genauso »Nein« ist wie der zur heißen Herdplatte, merkt ein pfiffiges Kind schnell, dass das Blatt harmlos ist – und denkt das von der Herdplatte vielleicht auch. Noch fataler ist es, wenn Eltern häufig mit Nein etwas verbieten, es aber nicht durchsetzen. Dann nimmt das Kind von diesem Wort kaum noch Notiz. Und so verpufft ein wichtiges Nein – etwa beim Griff zur brennenden Kerze – womöglich »ungehört«.
    VERBALE REISSLEINE
    »Tabu« – ein Wort wie eine rote Ampel
    EIN KLEINKIND HÖRT naturgemäß öfters »Nein«, selbst wenn Eltern den vorangegangenen Tipp beherzigen. Und natürlich gibt es verschiedene Neins: solche für unwichtigere Dinge wie »Nein, du bekommst keinen Lutscher, der bleibt im Regal« und solche für wichtige wie »Nein, du bleibst hier, wir gehen erst bei Grün über die Straße«. Das Kind merkt schnell, dass manche Neins nicht absolut gelten, sondern durchaus verhandelbar sind. So kann ein »Nein,wir gehen jetzt nicht zum Teich« durch Hartnäckigkeit oder gute Argumentation womöglich in »Okay, aber wir bleiben nur ein halbes Stündchen« abgewandelt werden.
    Es ist deshalb gut, wenn es ein Wort gibt, das sehr, sehr selten gebraucht wird und das uneingeschränkt bedeutet: Sofort lassen! Bei uns war dies das Wort »tabu«. Es wurde höchstens einmal im Monat gebraucht. »Das ist tabu!« galt für unsere Tochter für die Stereoanlage, meinen Fotoapparat, das Überschreiten der Bordsteinkante und höchstens drei bis vier weitere Dinge.
    UNIVERSALREZEPT 1
    DER NAME MACHT’S
    Ungeliebtes anders verkaufen
    Manchmal ist etwas beim Kind negativ besetzt oder einfach out. Dann lohnt es sich, nach gewisser Zeit auszuprobieren, ob die Sache oder der Vorgang unter einer anderen Bezeichnung eine neue Chance erhält. Wenn Ihr Kleinkind zum Beispiel partout keinen Fisch mag und ihn deshalb auch nicht mehr probieren will, könnten Sie ihn als »Seefleisch« verkaufen. Die bei meiner Tochter ungeliebten Zucchini habe ich püriert und als »grüne Suppe« präsentiert – die hat sie dann gerne gegessen.
    AUGENKONTAKT
    Verbindung beim Sprechen herstellen
    IM GRUNDE LIEGT ES AUF DER HAND: Wer spricht, sollte seinem Gegenüber in die Augen sehen (außer natürlich beim Autofahren). Das stellt eine Verbindung her. Nicht umsonst heißt es Augenkontakt. Wer mit Kindern redet und ihn vergisst, muss sich nicht wundern, wenn das Gesagte verpufft. Kinder hören anders als Erwachsene und lassen sich leicht ablenken. Ohne Augenkontakt fühlen sie sich oft gar nicht angesprochen (»Wer weiß, mit wem die Mama da redet?«). Im Zweifelsfall können Sie – gerade bei unangenehmen Gesprächen oder Botschaften – Blickkontakt einfordern: »Sieh mich an!«
    AUFRICHTIG SEIN
    Notlügen wirklich nur im Notfall
    Es ist oft erstaunlich, welches Gespür Kinder für Situationen haben. Wenn eine Mutter sich heimlich etwas Schokolade gönnt, damit der gesund aufwachsende Sprössling es nicht merkt, kommt er meist im Moment des Papierraschelns um die Ecke. Oder Papa behauptet, er habe den Aufsatz der Tochter schon gelesen, doch diese spürt, dass das nicht stimmt. Selbstbewusste Kinder, die sich geborgen wissen, tragen ihr Herz auf der Zunge: »Aber es gibt doch nachmittags gar nichts Süßes!«, heißt es dann, oder: »Du hast den Aufsatz gar nicht gelesen!« Eltern fühlen sich ertappt, das Kind fühlt sich verunsichert: Wieso lügt meine Mutter, mein Vater? Dabei wäre mit Ehrlichkeit alles ganz einfach: »Ich hatte so Heißhunger auf Schokolade, da habe ich ausnahmsweise ein Stück genascht. Willst du auchetwas davon?«, oder: »Ich weiß, ich hatte versprochen, deinen Aufsatz durchzulesen, aber ich habe es ganz vergessen. Ich mache es jetzt sofort.«
    Solche Ehrlichkeit ist für Eltern nicht immer bequem, zumal sie zu Diskussionen führen kann. Die Mutter im Schokoladenbeispiel wird ihr Kind bald um
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