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Die Elfen von New York

Die Elfen von New York

Titel: Die Elfen von New York
Autoren: Martin Millar
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Messer ansetzen sollten. Die Schwestern bereiteten Kerry für die Operation vor, gaben ihr die erste einer ganzen Serie von Spritzen und banden ihr ein kleines Namensschild ums Handgelenk. Kerry stöhnte und übergab sich unter Schmerzen, während das Gift aus ihrem durchlöcherten Darm in ihren ganzen Körper strömte. Immer noch quoll ihr grünliche Flüssigkeit aus dem Mund und spritzte in die Plastikschale neben ihr.
    Dinnie saß an ihrem Krankenbett. Er hatte Kerry auf der Straße gefunden, nachdem sie es nicht mehr geschafft hatte, ihre Haustür aufzuschließen. Sofort hatte er den Krankenwagen gerufen und war mit ihr ins Krankenhaus gefahren. Die Ärzte hatten keine Zeit und offenbar auch wenig Lust, ihm irgendwelche Auskünfte zu geben. Aber während Kerry untersucht wurde, hatte eine Krankenschwester sich seiner erbarmt und ihm Kerrys Krankheit erklärt. Jetzt, beim Anblick der todkranken Kerry, wurde ihm sehr schwer ums Herz.

40
     
    Die Frage, wer Maggie MacGowans Schuhbänder zusammengeknotet hatte, erübrigte sich. Ehe Agnes MacKintosh jedoch dazu kam, die beiden Missetäterinnen mit dem Schwert zu durchbohren, schaltete sich Magenta ein.
    »Entschuldigt, meine tapferen Mitstreiter«, rief sie. »Aber wollt ihr hier in einem Haufen stehen, bleiben und warten, bis man euch angreift?«
    »Was sollen wir denn sonst tun?«
    »Ordentlich Aufstellung nehmen! Bildet Karrees! Habt ihr denn gar keine Ahnung von Taktik? Ich habe gerade meine Armee sicher durch feindliches Gebiet geführt, trotz der gewaltigen Übermacht des Gegners. Doch meine Mannen sind natürlich erfahrene Hopliten und Pelasger, und ihr seid nur kleine Feen, aber vielleicht können wir die Schlacht trotzdem für uns entscheiden.«
    Diese Frau wußte offenbar, wovon sie sprach. Schnell bildeten die Feen zwei hohle Karrees. Wäre noch genügend Zeit gewesen, hätte Magenta ihren Befehl dahingehend erweitert, noch ein drittes Karree in der Mitte zu bilden, das sich beim Angriff geordnet zurückziehen würde, um so den nachrückenden Feind in die Falle zu locken. Dann hätten die beiden flankierenden Karrees Gelegenheit gehabt, von beiden Seiten her in die feindlichen Linien einzufallen und sie in die Zange zu nehmen (ungefähr so, wie es Hannibal bei Cannae gemacht hatte), aber Magenta wußte, daß die Feen nicht von einem Augenblick zum anderen zu solcher Kriegslist fähig waren.
    Als die cornische Armee mit ohrenbetäubendem Kriegsgeschrei zum Angriff überging, sah es so aus, als würde Magentas Strategie funktionieren. Trotz der enormen Ungleichheit der beiden Heere hielten die Karrees der Verteidiger stand. Die Italiener, Chinesen, Ghanesen, Schotten und Iren behaupteten sich, stießen mit ihren Schwertern in die völlig konzeptlos attackierende Horde, der es nicht gelang, die Linien der New Yorker Feen zu durchbrechen.
    Von hoch oben aus der Luft beobachteten Aelric und seine Rebellen das Geschehen.
    »Die Göttin soll diesen Tala verdammen!« explodierte Aelric. »Jetzt hat er es auch noch auf diese armen, harmlosen Feen abgesehen und will sie umbringen.«
    Aelis gab keine Antwort. Ihr war gerade aufgefallen, daß die Cornischen Feen den Luftraum zum ersten Mal nicht durch Späher sichern ließen.
    Schon im Morgengrauen auf den Beinen, besah sich Cal den Schaden an seinen Kulissen, der bei Magentas letztem Überfall auf das Theater entstanden war. Der klägliche Rest seiner Truppe sollte im Laufe des Vormittags eintreffen, da die Jury sich gegen Mittag die Premiere des Stückes ansehen wollte.
    Cal graute bei dem Gedanken daran. Die in letzter Minute eingesprungenen Schauspieler, von denen einer noch nicht mal das Stück kannte, konnten seinen so sorgfältig einstudierten ›Sommernachtstraum‹ nur verhunzen. Ihm selbst blieb keine andere Wahl, als die Rolle des Lysander zu übernehmen, da sein alter Lysander verkündet hatte, er würde in keinem Gebäude spielen, wo Feen mit kleinen Schwertern auf einen einhieben.
    Draußen auf der Treppe saß Joshua. Obwohl ihm die Augen vor Müdigkeit zufielen, fand er keinen Schlaf. Ohne den Cocktail in seinen Adern stimmte alles nicht mehr. Er schwor sich, Magenta umzubringen, falls er nicht sterben würde, bevor er sie erwischte.

41
     
    Dinnie saß in der Krankenhaus-Kantine, was keine angenehme Erfahrung für ihn war. Er haßte es, von kranken Menschen umgeben zu sein, besonders von alten, hoffnungslos Kranken in Morgenröcken und deren gelangweilt aussehenden Verwandten.
    Jede Viertelstunde fuhr
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