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Die Elfen von New York

Die Elfen von New York

Titel: Die Elfen von New York
Autoren: Martin Millar
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dem Dach vom alten Kino saß, habe ich euch die Melodie oft genug spielen hören.«
    Ein Mondbogen schnitt durch die Nacht und ging zu ihren Füßen nieder.
    »Endlich«, sagte Agnes MacKintosh, Oberhaupt ihres Clans, und trat näher. »Ich dachte schon, wir treffen hier nie auf ein bekanntes Gesicht. Na, Heather, was steht an?«
    Kerry war unterwegs, entschlossen, noch einen letzten Versuch zu unternehmen, den dreiblütigen walisischen Klatschmohn wiederzufinden. Derweil grollte Morag mit den MacLeods. Sollten die Schwestern sich ihre Moralpredigten doch an den Hut stecken, sagte sie sich, kletterte zum Fenster auf die Feuerleiter hinaus und traute ihren Augen nicht. Von unten kamen Sheilagh MacPherson, Agnes MacKintosh und Jean MacLeod, die mächtigen Oberhäupter ihrer Clans, heraufgestapft, und Heather trottete zerknirscht hinterdrein.
    »Wir haben die Fahnenstücke zurückgegeben«, sagte Morag hastig.
    »Das Ganze war ein Mißverständnis. Ganz bestimmt keine böse Absicht!« fügte Heather hinzu.
    »Wir sind nicht wegen der Fahne hier, sondern wegen der Invasion von Talas Armee.«
    »Was nicht heißt, daß ihr wegen der Fahne ungeschoren davon kommt!« knurrte Jean MacLeod grimmig.
    Ailsa und Mairi begrüßten voller Freude das Oberhaupt ihres Clans. Heather und Morag waren nicht ganz so erfreut angesichts dieser Wendung der Ereignisse. Sie befürchteten immer noch, auf die Insel Skye verschleppt und in ein Verlies in Dunvegan Castle geworfen zu werden.
    »Wir wurden von einem übellaunigen Feenfeind, der eine grausige Version von ›Tullochgorum‹ spielte, verleitet, am falschen Ort zu landen.«
    »Das kann nur Dinnie gewesen sein.«
    »Aber jetzt sind wir ja da«, sagte Sheilagh MacPherson. »Wir wissen, daß auch Talas Heer hier ist, also vergeuden wir keine Zeit. Die MacLeods haben ihre Fahne, die MacKintoshs ihr Schwert. Holt die MacPherson-Fiedel, dann ziehen wir los und jagen seiner Armee einen Schreck ein, daß sie sich rückwärts wieder über den Ozean verzieht.«
    »Ach ja«, sagte Morag. »Die MacPherson-Fiedel.«
    »Ja, die Fiedel.«
    »Genau, die Fiedel.«
    »Wo ist sie?«
    »Die Fiedel?«
    »Ja, die Fiedel!« explodierte das MacPherson-Oberhaupt.
    Eine Frage, die schwer zu beantworten war. Zuletzt war sie zerbrochen im Rinnstein der 4. Straße gesehen worden.
    Dinnie war im Park eingeschlafen und erst bei Dunkelheit wieder aufgewacht. Niedergeschlagen trottete er heim. Das Leben war einfach zu ungerecht. Statt Geld mit seinem Geigespielen zu verdienen, hatte er seine letzten Pennys für Bier ausgegeben, wonach er zu beduselt war, um ordentlich zu spielen. Aber es war noch schlimmer gekommen: Ein ganzes Heer schottischer Feen hatte ihn schikaniert. Da Dinnie aber der festen Überzeugung war, daß zwei schottische Feen schon zwei zu viel sind, hatte ihn der Anblick einer ganzen Armee zu dem Schluß gebracht, daß es ein großer Fehler gewesen war, überhaupt nach New York zu ziehen.
    »Na, ich werde schon dafür sorgen, daß die sich nicht bei mir einnisten. Ich hänge Knoblauch und Kruzifixe ins Fenster. Das wird sie abhalten.«
    Aber damit war seine Misere noch nicht zu Ende. Er hatte Sehnsucht nach Kerry. Und daß er sich mit der Frau aus dem Bioladen eingelassen hatte, war sein zweiter großer Fehler gewesen, zumindest, daß er sich mit ihr hatte erwischen lassen.
    Vor dem alten Kino traf er auf Cal, der, den Kopf mißmutig auf die Hände gestützt, auf den Stufen saß. Seine Produktion des ›Sommernachtstraums‹ sei im Eimer, erzählte er Dinnie. Die halbe Truppe war ihm weggelaufen, denn erst hatte diese Magenta sie in Angst und Schrecken versetzt, dann hatte Heather ihnen den Rest gegeben. Und jetzt war er auch noch seine Gitarre los und konnte die Bühnenmusik nicht spielen. Die Jury würde ihn morgen beim Wettbewerb schlicht und ergreifend auslachen.
    »Und dann gewinnt Kerry.«
    Was wahrscheinlich auch gut so ist, schoß es Dinnie durch den Kopf, aber er war zu betrunken und verwirrt, sich groß Gedanken darüber zu machen, und schlich die Treppe hoch, um noch ein bißchen fernzusehen, bevor er ins Bett ging.
    »Hi, ich bin Linda. Ist dir nach dem heißesten Dreier der Stadt, dann ruf 970 F-U-C-K an. Wir warten auf deinen Anruf.«

38
     
    Nach einer kurzen Einführung in die Geographie New Yorks marschierte die schottische Armee über den Mondbogen zum Central Park. Es war eine stattliche Anzahl von Feen und Elfen – die MacKintoshs und ihre Verbündeten, die MacAndrews, die
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