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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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langsam näher, mit ausdrucksloser Miene, und es waren so viele, dass sie den Saal beinahe vollständig füllten.
    »Du magst noch weiterleben«, raunte der Schwarze Herr der Königin ins Ohr. »Die anderen sind wertlos für mich ...«
    Lliane wandte sich zu ihm um, erblickte ein weiteres Mal die Furcht erregende Maske ihrer eigenen Hässlichkeit, und in einem Ausbruch der Entrüstung schnellte sie nach vorne und rammte ihm mit aller ihr zu Gebote stehenden Kraft ihren Dolch in den Leib. Der Unnennbare zwang sie mit einem un erhört heftigen Schlag zurück, doch er hatte die Lanze losgelassen, und der Talisman fiel auf den Boden, zu Füßen seines Throns.
    Das Kind war es, das ihn aufhob. Galaad.
    Die goldene Lanze war eigentlich viel zu schwer für ihn, aber die Kraft des Talismans durchdrang ihn, und bald schwenkte er ihn völlig mühelos hin und her. Da sah der Schwarze Herr ihn an, und in diesem Moment erblickten alle sein wahres Gesicht: scheußliche, weichliche Züge, diesmal ohne dass der Zauber wirksam wurde. Galaad hatte nichts Hässliches an sich. Zum ersten Mal, seit er existierte, hatte die grässliche Magie Dessen-der-keinen-Namen-haben-darf ihre Wirkung verfehlt. Das abscheuliche Wesen stieß einen schweren Seufzer aus, als die Lanze es durchbohrte, umkrallte den goldenen Schaft, während es seine Augen aufriss und sein Blick erlosch, doch Galaad stemmte sich immer noch weiter dagegen, weinend vor Wut und Kummer, bis die gleißende Spitze in der Rückenlehne des Throns steckte, die Arme des Herrn über die Schwarzen Lande leblos heruntersanken und ein letzter Atemzug aus seinem Munde entwich.
    Mit einem Mal herrschte vollkommene Stille im Saal. Das Kampfgetöse, die Schreie der Kinder, die scharrenden Schritte der Fir Bolg auf den Steinplatten, all das verebbte mit dem Hinscheiden des Herrn und Meisters.
    Die mitten in ihrer Bewegung erstarrten Hünen sahen sich um, als seien sie soeben aus einem langen Schlaf erwacht. Ihr Blick glitt über die kleine Gruppe, die da vor ihnen stand, dann wendeten sie sich zum Gehen und verließen den Raum. Man hörte die Todesschreie der Goblins, die nicht rechtzeitig vor den erlösten Fir Bolg zur Seite getreten waren, das Niederkrachen ihrer schweren Waffen, die schonungslos Fleisch, Rüstungen und das Holz verschlossener Türen zermalmten. Dann war nur noch ein fernes Rumoren zu hören.
    Lliane schleppte sich bis zu dem leblosen Körper Dorians und schloss ihn in die Arme. Till weinte neben ihr, vor Kummer und auch vor Schmerzen. Sein Arm zuckte krampfartig an der Stelle, wo ihn das Monster getroffen hatte. Tarot weinte ebenfalls, allerdings vor Freude, denn er hielt seinen verlorenen Sohn an sich gedrückt.
    Ein wenig abseits wachten Bran und Sudri über den Leichnam Onars und sagten ihre langen Litaneien auf, damit seine Seele unter dem Berg Frieden fände.
    Lliane spürte, dass jemand hinter ihr war, und hob den Blick, als das Kind mit der Lanze an ihr vorüberging. Langsam, mit abgrundtief verzweifelter Miene, bewegte es sich auf Frehirs Leichnam zu.
    »Du bist sein Sohn, nicht wahr ...«
    Das Kind wandte sich zu ihr um und nickte. Dann reichte es ihr die blutverschmierte Lanze.
    »Behalte sie«, sagte sie. »Niemand soll sie dir fortan wegnehmen ...«
    Sie drehte sich zu Frehir herum.
    »Dein Vater ist dafür immerhin in den Tod gegangen.«
    Da sank Galaad auf die Knie, und Lliane drückte ihn an ihr Herz.
    »Ich werde auf dich aufpassen«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Du wirst ihn nicht vergessen, aber du wirst wieder zu leben lernen. Was du warst, ist mit ihm gestorben. Du bist jetzt ein anderer und wirst es für immer bleiben. Du bist das Kind mit der Lanze. Der Hüter des Talismans ... Du bist Lanzelot.«
     
     

Epilog
      
    Der Schnee war unter den Regenfällen geschmolzen, und die Landschaft ähnelte, so weit das Auge reichte, einer schmutzigen, schlammverschmierten alten Decke. Die
    Stadt hatte sich ganz allmählich wieder bevölkert, nachdem die Dämonen sie in Brand gesteckt hatten und daraufhin hinter die Schwarzen Marken zurückgewichen waren. Noch waren es nur einige Dutzend scheuer, ausgehungerter Geschöpfe, die die feuergeschwärzten Trümmer nach etwas Essbarem durch wühlten; doch bald wären es Hunderte, noch bevor der Weizen reif würde. Dann kämen die Soldaten, und der erstbeste Baron, der dieses Tor durchschritt, könnte Loth in seine Gewalt bringen und warum denn nicht sich selbst zum König ernennen ... Bei dieser Vorstellung musste
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