Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
Vom Netzwerk:
Sheriffs weiteten sich noch ein wenig mehr, als er denjenigen erkannte, der ihn da auf sein Lager niederzwang. Der Mann schüttelte sachte den Kopf, legte den Finger auf den Mund und zog seine Hand zurück.
    »Sire Frehir!«, hauchte der Gnom mit erstickter Stimme. Der Barbar wandte sich zu seinen Gefährten, nicht wenig stolz, dass er so rasch erkannt worden war. Die Marken lagen nicht weit von der Gnomenstadt, und in Friedenszeiten kamen die Barbaren häufig nach Kab-Bag, um ihre Felle zu veräußern und Wein einzukaufen. Aber der Gnom hatte sich rasch einen Überblick über seine unvermuteten Besucher verschafft, und als er die Königin gewahrte, stürzte er vor sie hin und warf sich ihr zu Füßen.
    »Meine Königin, habt Erbarmen! Ich habe nichts ausrichten können! Der Große Rat muss doch ein Einsehen haben, dass...«
    »Es gibt keinen Großen Rat mehr«, entgegnete sie.
    Und sie wandte den Blick ab, damit er nicht die Tränen in ihren Augen schimmern sehen konnte. Es gibt keinen Großen Rat mehr, und Uther ist tot, dachte sie bei sich. Der Gnom merkte nichts, gänzlich damit beschäftigt, ihr sein Leid zu klagen.
    »Sie haben uns alles genommen, sie haben Hunderte von uns getötet, einfach so, rein zu ihrem Amüsement; sie haben mich sogar aus meinem Palast vertrieben!«
    Tarot hielt inne und drehte sich zu Frehir um, dem einzigen weiteren vertrauten Gesicht in ihrer Gruppe.
    »Wie habt ihr mich gefunden?«
    Der Barbar kniete neben der Feuerstelle und kratzte aus, was noch von einem nicht mehr ganz frischen Ragout am Boden eines Kessels klebte. Mit einer nachlässigen Handbewegung wies er zu Onar und Sudri hinüber: Die beiden hielten mit eiserner Hand einen Gnom gepackt, den sie in einer Gasse aufgegriffen und dem sie erfolgreich verständlich gemacht hatten, dass es ihm zu seinem unmittelbaren Vorteil gereichen würde, wenn er ihnen ohne Widerrede gehorchte. Der Unglückliche versuchte die Andeutung eines Lächelns und schrumpfte unter dem wütenden Blick des Sheriffs noch ein wenig weiter in sich zusammen.
    »Du elende Ratte!«, brüllte dieser in einem plötzlichen Wahnsinnsanfall, der sie alle überraschte. »Du wirst bei lebendigem Leib gehäutet werden!«
     
    Tarot sprang mit einem Satz auf die Füße und rannte auf den Gnom zu, doch er war nicht mehr der Jüngste, seine besten Tage waren vorüber, und selbst seinerzeit war er keine wirklich Frucht erregende Erscheinung gewesen. Gerade als er knapp vor seinem bedauernswürdigen Opfer angelangt war, verpasste ihm Onar eine derart deftige Ohrfeige, dass er zurückprallte und auf den Boden kugelte.
    »Immer mit der Ruhe«, bemerkte der Zwerg lachend. »Du wirst dir am Ende noch wehtun ...«
    Der Sheriff rappelte sich mühsam wieder auf. Er hatte sich den Kopf angeschlagen, und ein feiner Blutfaden rann von seiner aufgeplatzten Lippe hinab. Doch sein jäh aufgeflammter Zorn schien verraucht.
    »Was wollt ihr von mir?«, stöhnte er.
    »Führ uns zum Palast«, forderte Lliane. »Bitte den Herrn und Meister um Audienz.«
    Aus dem rot glühenden, runzeligen Gesicht des Gnoms entwich alles Blut.
    »Das ... Das geht nicht«, erwiderte er leise. »Man darf nicht...«
    Die Elfe trat auf ihn zu und ging in die Hocke, um sich auf seine Höhe zu begeben. Nie zuvor hatte er die Königin aus so großer Nähe gesehen. Sein Bauch, der sich bei der Erwähnung des Schwarzen Herrn zusammengekrampft hatte, entspannte sich ein wenig. Mit ihren grünen Augen, der bläulichen Haut und dem schwarzen, glatten Haar weckte sie in ihm die Erinnerung an andere Elfen, Huren, die er in Scäth oder in der Unterstadt aufgelesen hatte, alles in allem eindeutig zu mager für ihn und ebenso arrogant wie die Menschenfrauen, dabei aber so kalt, dass man hätte meinen können, sie empfänden keinerlei Lust in seinen Armen ... Er zuckte zusammen, als er Llianes Blick auf sich ruhen fühlte, als wüsste sie haargenau, an was er soeben gedacht hatte.
    »Führ uns zum Palast«, wiederholte sie und streckte ihre Hand mit Mahaults Ring in den Schein der Fackeln vor, fast un ter seine Nase. »Du siehst, wir sind nur Mörder der Gilde, die gekommen sind, um dem Herrn Rechenschaft über den Erfolg ihrer Mission abzulegen.«
    »Das wird nicht funktionieren ...«
    Sie sah ihn nachdenklich an, dann schenkte sie ihm ein entwaffnendes Lächeln.
    »Früher oder später müssen wir alle sterben, Sheriff Tarot. Wenn der Plan scheitert, haben wir zumindest den Tag und die Stunde selbst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher