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Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Titel: Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
Autoren: Alfred Bekker
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seinem Kopf zu ignorieren, und dies gelang ihm sogar ein wenig, während er gleichzeitig mit dem Schwert nach den immer wieder auf ihn herabstoßenden Rabenwinzlingen schlug, deren Gekrächze daraufhin aber nur um so schriller und schmerzhafter wurde.
    Der durchdringende Schrei eines Elben ließ ihm im nächsten Moment beinahe das Blut in den Adern gefrieren. Es war Hauptmann Rhiagon.
    »Meine Augen!«, schrie er heiser. »Meine Augen!«
    Keandir spürte, wie die dunkle Kraft, die seit seinem Zusammentreffen mit dem Augenlosen Seher von Naranduin in ihm war, ihn wieder vollkommen erfüllte. Sie schwächte den Schmerz durch das Krächzen der Rabenwesen enorm ab, drängte die Schreie in den Hintergrund, und seine Augen füllten sich mit Dunkelheit; nichts Weißes blieb dort noch.
    Doch dann geschah etwas, was bisher noch nicht geschehen war: Die Finsternis, dieses schwarze Etwas, drang ihm in Form winziger insektengleicher Teilchen aus Augen, Mund und Nase. Ein Schwarm aus unruhig durcheinanderschwirrenden Teilchen, der an schwarzen Rauch erinnerte, breitete sich aus und hüllte einen Teil der Rabenwinzlinge ein. Deren Krächzen verwandelte sich in einen kreischenden Laut, dessen Schrillheit zwar noch immer eine Qual für jedes Elbengehör war, dem aber die Schadensmagie völlig fehlte. Hunderte von Rabenwinzlingen fielen wie Steine zu Boden. Sie waren hart gefroren, als wären sie in einem der sehr kalten Winter Nordbergens der Witterung zum Opfer gefallen.
    Diejenigen Rabenwesen, die noch existierten, stoben augenblicklich davon und vereinigten sich – offenbar einem inneren Instinkt folgend – zu größeren Rabenungeheuern.
    Siranodir hatte sich noch am besten gegen die Angriffe der Winzlinge zur Wehr setzen können, indem er Hauen und Stechen mit einer so großen Geschwindigkeit durch die Luft hatte wirbeln lassen, dass er Hunderte von ihnen regelrecht zersäbelt hatte. Schwarzes Gefieder unterschiedlichster Größe sowie zerschnittene und zerhackte Vogelkörper lagen um ihn herum am Boden und legten davon Zeugnis ab.
    Aber im Gegensatz zu seinen Gefährten war Siranodir mit den zwei Schwertern auch im Vollbesitz seiner Kräfte und daher seine Schnelligkeit nicht beeinträchtigt. Seit der Verletzung, als deren Folge sich sein Gehör dauerhaft auf das erbarmungswürdige Niveau eines Menschen herabgesenkt hatte, waren seine Augen merklich schärfer geworden, sodass er seine beiden Klingen noch präziser einsetzen konnte. Ein Objekt von der Größe einer Fingerkuppe im freien Fall mit dem Schwert zu zerteilen war für ihn keine Schwierigkeit.
    Dementsprechend tödlich war seine Bilanz gegenüber den Rabenwinzlingen.
    Allerdings hatte auch Siranodir einige üble Schnabelverletzungen davongetragen, denn aufgrund der großen Zahl der Angreifer war es auch ihn nicht möglich gewesen, alle Angriffe abzuwehren. Am Hals klaffte eine blutende Wunde, die sich nur allmählich schloss, obgleich Siranodir den Heilungsprozess mit ein paar entsprechenden Zauberformeln unterstützte.
    Er stellte sich vor den am Boden kauernden, völlig hilflosen Hauptmann Rhiagon, dessen Augen durch die Schnäbel der Raben völlig zerstört waren. Blut rann Rhiagon übers Gesicht, und er war halb wahnsinnig vor Schmerz. Die Einhandarmbrust lag auf dem Boden, und mit dem Schwert versuchte er sich gegen die angreifenden Rabenwinzlinge mehr schlecht als recht zu verteidigen.
    Prinz Sandrilas war ebenfalls schwer verletzt. Der einäugige Elbenprinz hieb mit seinem Schwert um sich und versuchte auf diese Weise, die Angreifer zu verscheuchen. Nur selten traf er einen von ihnen, denn in der Abschätzung von sich bewegenden Objekten war er aufgrund seiner Einäugigkeit längst nicht so gut wie Siranodir. Außerdem hatten ihm die Schreie zu Anfang mehr zugesetzt als vielen anderen Elben.
    Nur die Erfahrung eines selbst für elbische Verhältnisse schon sehr langen Lebens hatte Sandrilas vor der Zerstörung seines Geistes bewahrt. In den Jahrtausenden, die seit seiner Geburt in der alten Heimat Athranor vergangen waren, hatte er gelernt, seine Sinne im Notfall abzuschirmen, um sich gegen zu intensive Empfindungen zu schützen – eine Fähigkeit, über die jeder Elb verfügte, aber mit zunehmendem Alter pflegten Elben sich darin zu perfektionieren. Es war letztlich eine Frage der Erfahrung.
    Die Folgen Dutzender Schnabelattacken waren an Sandrilas’
    Körper unübersehbar. Vor allem an der rechten Seite, die er den Angreifern zugewandt hatte, um sich zu
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