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Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Titel: Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
Autoren: Alfred Bekker
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Gedankenstimme, die zu ihm sprach. Die Stimme von jemandem, der ihm gleichermaßen vertraut und fremd war.
    Magolas – mein Sohn…
    Für einen kurzen Moment spürte er eine geistige Verbindung zu ihm – und das mit einer Intensität, wie sie schon lange nicht mehr zwischen ihnen geherrscht hatte.
    Schmerz! Unerträglicher Schmerz… Verzeih mir, Vater…
    »Magolas!«, rief Keandir so laut, dass es zwischen den schroffen Felswänden des hoch-elbischen Gebirges widerhallte.
    Die ersten Riesenraben waren heran. Sie erinnerten Keandir unwillkürlich an Râabor, ein riesiges Vogelmonstrum, das in den Felsen von Naranduin seit Urzeiten gehaust hatte und schließlich durch einen Schuss aus Thamandors Einhandarmbrust getötet worden war.
    Die Raben bildeten eine keilförmige Formation. Ihre krächzenden Schreie wurden so durchdringend, dass sie für empfindliche Elbenohren beinahe unerträglich waren. Schreie, in denen eine besondere Form der Schadensmagie liegen musste, denn sie verursachten höllische Schmerzen, die von den Ohren und dem Kopf aus den gesamten Körper durchfluteten.
    Die Elbenpferde, deren Sinne durch eine lange Zuchtfolge geschärft waren, auch wenn sie nicht an die Empfindlichkeit der Elben heranreichten, scheuten, halb wahnsinnig vor Schmerz und Furcht, richteten sich auf und bockten. Die gedankliche Lenkung durch den Reiter versagte vollkommen.
    Das Einzige, was die Tiere noch erfüllte, war heillose Panik.
    Keandir griff nach den Zügeln, die von elbischen Reitern normalerweise kaum benutzt wurden; mitunter verzichteten sie sogar ganz darauf, da die Führung durch einen halbwegs disziplinierten Elbengeist viel sicherer war als jener Grad des Gehorsams, den man durch Zügel bei einem Reittier erreichen konnte.
    Ein besonders intensives Krächzen schnitt wie ein scharfes Messer in Keandirs Seele. Er konnte für Augenblicke keinen klaren Gedanken fassen. Vor seinen Augen wurde es zuerst schwarz und dann grellrot, so als würde er sich mit geschlossenen Lidern der Sonne zuwenden.
    Der Elbenkönig kippte aus dem Sattel, als sich sein Pferd auf die Hinterhand stellte, und schlug zu Boden. Den Schmerz des Aufpralls spürte er kaum. Schicksalsbezwinger entglitt seiner Hand.
    Sammle die Kraft der Finsternis deiner Seele!
    Er rappelte sich auf. Ihm war schwindelig, er fühlte sich wie betäubt, und die krächzenden Schreie der Riesenraben hörte er wie aus weiter Ferne. Nur verschwommen vermochte er seine Umgebung wahrzunehmen. Seine Hand zuckte zu den Elbensteinen. Er umfasste sie, und ein Kraftstrom durchflutete ihn und drängte die grausamen Schmerzen zurück. Er schaute sich schnell um, sah Schicksalsbezwinger auf dem Boden liegen. Das Pferd, auf dem er geritten war, war in Panik davongestoben und schien völlig den Verstand verloren zu haben, denn es versuchte, einen der Steilhänge emporzulaufen.
    Das Tier rutschte ab und ließ dabei ein markerschütterndes Wiehern hören, ein Laut, derart erfüllt von Schmerz, Qual und Todesfurcht, dass er einem durch Mark und Bein ging.
    Lass die Finsternis dich ganz und gar ausfüllen. Denn nur die Finsternis hilft gegen die Finsternis…
    Er fasste Schicksalsbezwinger mit beiden Händen, so fest, dass es beinahe schmerzte und die Handknöchel unter der blassen Haut deutlich hervortraten, und blickte sich um. Elben und Elbenpferde wälzten sich am Boden. Manche der Pferde waren schon nicht mehr am Leben, und mit einem zweiten Blick stellte Keandir voller Entsetzen fest, dass auch einige der Elben den fürchterlichen Zauberschreien der Riesenraben zum Opfer gefallen waren; reglos und mit weit aufgerissenen, starren Augen lagen sie da, der Geist zerstört durch die Magie der Rabenschreie.
    Noch immer war es für Keandir kaum möglich, einen klaren Gedanken zu fassen. Sandrilas war offenbar ebenfalls vom Pferd geworfen worden; er erhob sich schwankend.
    Hauptmann Rhiagon schoss seine Einhandarmbrust ab und traf damit einen der Riesenraben. Doch in dem Moment, als der Bolzen auftraf und der feine Mechanismus eigentlich das magische Gift hätte freisetzen müssen, löste sich der Riesenrabe auf; er zerfiel in Dutzende von Rabenwinzlingen, die kaum größer waren als ein Elbendaumen. Ihre Schreie aber waren so schrill, dass sie sich wie glühende Nägel in den Geist der Elben bohrten. Rhiagon stöhnte sogleich schmerzerfüllt auf.
    Auch andere Mitglieder der Einhandschützengarde des Königs setzten ihre Waffen ein. Manche waren vor Schmerzen kaum in der Lage,
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