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Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Titel: Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
Autoren: Alfred Bekker
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bisher einzigen funktionstüchtigen Exemplar dieser Waffe – für den zweiten Flammenspeer hatte das Steingewürz nicht mehr gereicht – konnte man sich nicht sicher sein, wie lange sie funktionieren würde.
    Thamandor forderte seit Langem, dass man Naranduin, diese Insel namenloser Schrecken, erneut aufsuchen müsse, um sich weitere Steine des Magischen Feuers zu beschaffen. Dabei hatte er allerdings nicht nur die Massenproduktion von Flammenspeeren im Auge, die er insgeheim wohl noch für verfrüht hielt; er träumte davon, diese Steine zur Herstellung weiterer magischer Substanzen mit verwandten Eigenschaften zu verwenden.
    Doch König Keandir hatte es stets abgelehnt, noch einmal nach Naranduin zurückzukehren, jene von einer düsteren, bösen Aura umgebene Insel, an deren Küste die Elbenflotte nach ihrer Ewigkeiten dauernden Odyssee durch das zeitlose Nebelmeer gelandet war. Jeder kannte die Geschichte jener fünfzig Elbenkrieger, die seinerzeit ihrem König ins Innere der Insel gefolgt und mit dem namenlosen Grauen konfrontiert worden waren. Keandir hatte sogar ein Gesetz erlassen, dass jedem Elben das Betreten der Insel untersagte, denn es stand zu befürchten, dass der Besucher des verwunschenen Eilands sonst unter den Einfluss der finsteren Magie fiel, die diese Insel beherrschte.
    Auf einmal vernahm Keandir das Krächzen eines Raben. Es klang ganz leise; offenbar befand sich das Tier noch in großer Entfernung. Keandirs Linke umschloss den Griff des Schwerts mit dem Namen Schicksalsbezwinger an seiner Seite, während sich die Rechte um einen kleinen Lederbeutel legte, den er an einer Kordel aus geflochtenem Elbengarn vor der Brust trug.
    Ein Schimmern durchdrang seine Handfläche und ließ sie für einen Moment transparent erscheinen, sodass jeder einzelne Handknochen sichtbar wurde.
    Fünf der sechs Elbensteine befanden sich in diesem Beutel; eines dieser magischen Juwelen, die das Elbentum symbolisierten, fehlte, war unwiederbringlich verloren, aber die anderen fünf hatte Keandir zurückerobert, nachdem sie geraubt worden waren. Und seitdem erfüllte ihn wieder die alte Kraft und Entschlossenheit, mit der er einst das Reich der Elben im Zwischenland gegründet hatte.
    Um das Pferd zu lenken, auf dessen Rücken er saß, genügte ein Gedankenbefehl. Pferde aus Elbenzucht waren sensibel genug, solche geistigen Befehle sofort zu erfassen; der Reiter musste seine Gedanken nur so weit disziplinieren, dass das Tier sie nicht missverstehen konnte.
    Während zur Rechten des Königs Siranodir mit den zwei Schwertern ritt, begleitete ihn zur Linken Prinz Sandrilas, der einer Seitenlinie des Königshauses entsprang und für den König stets eine Art väterlicher Mentor gewesen war. Während der Prinz vor Urzeiten sein rechtes Auge verloren hatte, angeblich im Kampf gegen jenes legendäre Menschenvolk, das einst in Athranor gelebt haben sollte, hatte Siranodir während der Schlacht von Turandir eine Verletzung am Ohr erlitten und dadurch einen Teil seines Gehörs eingebüßt. Normalerweise war das elbische Gehör viel empfindlicher als das eines Menschen, doch Siranodir konnte wegen der Verwundung nicht mehr besser hören als ein Rhagar, sodass er nach Elbischer Empfindung nahezu taub war.
    Darüber hinaus wurde der König von einem Trupp berittener Einhandarmbrustschützen begleitet, über zwanzig an der Zahl, die unter dem Kommando von Hauptmann Rhiagon standen.
    Die Sicherheit des Königs hatte allerhöchste Priorität, und obgleich Keandir kein furchtsamer Mann war und diese Eskorte nur wenige Meilen von seiner Hauptstadt entfernt für völlig übertrieben hielt, hatte der gewissenhafte Prinz Sandrilas darauf bestanden.
    »Das Magolasische Reich wird alles tun, um Elbiana zu vernichten, mein König«, sagte Prinz Sandrilas in die Stille hinein, die wieder entstanden war, nachdem Siranodir gesprochen hatte. Der einäugige Elbenprinz lächelte, und sein uraltes, aber auf gewisse Art zeitloses Gesicht bekam dabei harte Konturen. »Ihr solltet Euch dieser Tatsache stellen.«
    »Aber was auch immer unsere Reiche trennen mag –
    Magolas ist mein Sohn«, hielt Keandir dem entgegen. »Er wird kein Attentat auf seinen eigenen Vater befehlen, davon bin ich überzeugt!«
    »Ich glaube, da schätzt Ihr die Lage nicht richtig ein, mein König.«
    »So?«
    »Magolas steht im Bann einer dunklen Magie«, stellte Sandrilas fest. »Wer mag schon wissen, inwiefern er tatsächlich noch Herr seiner Entscheidungen ist oder nur das
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