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Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Titel: Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben
Autoren: Alfred Bekker
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Augen… Sie sind so schwarz wie damals auf Naranduin, als das Böse aus dem Augenlosen Seher in Euch fuhr!«
    »Ja, möglich ist dies, werter Siranodir. Aber Ihr solltet nicht solches Grauen empfinden gegenüber Eurem König, wie ich es in Euren Zügen lese, denn diese Finsternis, die Ihr in meinen Augen seht, rettete Euch und unseren Gefährten das Leben.«
    Doch lange hielt sich die Schwärze in Keandirs Augen nicht; er blinzelte zwei, drei Mal, und sie war verschwunden.
    Daraufhin ließ der Elbenkönig den Blick über das Schlachtfeld schweifen, und was er sah, bereitete ihm nacktes Grauen: Die Elbenpferde lagen tot am Boden, und von den Elbenkriegern, die sie begleitet hatten, hatten nur Siranodir, Sandrilas und Hauptmann Rhiagon den Angriff überlebt: Siranodir aufgrund der Schwäche seines Gehörs; Sandrilas, weil er als ein noch in Athranor geborener Elb besser als seine jüngeren Gefährten in der Lage war, seinen Geist gegen zu intensive Sinneseindrücke abzuschirmen; und Keandir…
    Ihn hatte die Finsternis in seiner Seele gerettet. Eine Macht, die er nicht einmal im Ansatz beherrschte. Doch er würde es lernen müssen, wenn er nicht riskieren wollte, dass diese Macht eines Tages ihn beherrscht, wie es bei Magolas offenbar der Fall war…
    Und Rhiagon?
    Keandir sah seinen Hauptmann an. Selbst die hoch entwickelte elbische Heilkunst würde ihm das Augenlicht nicht zurückgeben können. Die Augäpfel waren zerstört, die Augenhöhlen blutige Löcher.
    In den blutüberströmten Zügen des Hauptmanns spiegelte sich blankes Entsetzen. »Was ist geschehen?«, stieß er hervor und fuchtelte noch immer mit dem Schwert in der Luft herum.
    Aber die Stille, die eingetreten war, sagte ihm, dass der Kampf vorbei war, und so ließ er die Klinge schließlich sinken.
    »Die Kreaturen, die uns angegriffen haben, sind vernichtet«, erklärte ihm Sandrilas. Dann murmelte er einen Heilzauber, um die Wunde an seiner Schulter, durch die er viel Blut verloren hatte, schneller zu schließen.
    »Ich bin blind!«, flüsterte Rhiagon. Er schluckte, schüttelte den Kopf – und dann richtete er die Spitze seines Schwertes gegen den eigenen Oberkörper. Siranodir reagierte schnell genug, um ihn davon abzuhalten, sich selbst zu entleiben, er fasste ihn beim Arm, als sich der Hauptmann der Einhandgarde das Schwert in die Brust stoßen wollte.
    »Nein, Hauptmann, tut das nicht!«, stieß er hervor. »Gebt nicht einem plötzlichen Anfall von Lebensüberdruss nach, nur weil Ihr angesichts Eurer Blindheit verzweifelt! Vielleicht gibt es ja einen Heiler, der Euch zu helfen vermag.«
    »Ihr selbst habt doch die Grenzen Elbischer Heilkunst schmerzlich erfahren müssen, werter Siranodir«, erwiderte Rhiagon mit klagender Stimme.
    »Zumindest wird Euch ein Schmerzzauber aus der Alten Zeit vorübergehend Linderung verschaffen«, meinte Sandrilas. Er murmelte ein paar Worte in jenem alten Dialekt, wie man ihn einst in Athranor gesprochen hatte, der aber selbst unter den Athranor-Geborenen nicht mehr gebräuchlich war.
    Keandir deutete hinauf zum Elbenturm. »Waffenmeister Thamandor lässt für gewöhnlich Posten aufstellen, die die Umgebung beobachten. Sehr wahrscheinlich ist der Angriff des Rabenschwarms beobachtet worden, und man schickt uns eine Eskorte entgegen.«
    »Trotzdem sollten wir uns nicht darauf verlassen und uns auf den Weg zur Manufaktur machen«, drängte Sandrilas, dessen Wunden zusehends verheilten. Einige der tieferen Verletzungen würden ihm allerdings wohl noch eine Weile Schmerzen bereiten.
    In der Manufaktur jedoch gab es einen Heiler, das wusste Keandir, denn er hatte gegenüber seinem Waffenmeister darauf bestanden, dass sich ständig ein Heiler dort aufhielt, falls es zu einem Unfall kam mit den gefährlichen Substanzen, mit denen dort gearbeitet wurde. Auch wenn die Arbeit in der Waffenschmiede des einfallsreichen Erfinders und Konstrukteurs keineswegs so gefährlich war, wie viele behaupteten, so hatte es hin und wieder Vorfälle mit schlimmen Folgen für die Elben in unmittelbarer Nähe gegeben.
    Sandrilas wandte sich an Keandir. »Ich habe Euch mehrfach den Namen Eures Sohnes aussprechen hören. Hat er etwas mit dieser Magie zu tun, die uns auf so grausame Weise heimgesucht hat?«
    »Ich fürchte ja«, bestätigte Keandir.
    »Dann hätte Euer Sohn Euch beinahe getötet, mein König.
    Daran solltet Ihr denken, wenn Ihr ihm das nächste Mal gegenübertretet.«
    »Er tat es nicht freiwillig!«, stellte Keandir klar.
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