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Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft
Autoren: Camilla Läckberg
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gedacht habe. Ich will wirklich keine substanzlose Sensationsgeschichte zusammenschmieren, sondern über die Ereignisse schreiben, die tatsächlich passiert sind, und darüber, wer Alex wirklich gewesen ist.«
    »Und was den Markt angeht? Meint man, daß es ein Interesse an solchen Büchern gibt?«
    Patriks Augen leuchteten. Er wußte, wieviel ihr dieses Buch bedeutete, und dementsprechend behandelte er das Thema.
    »Wir waren uns eigentlich darüber einig, daß es das geben müßte. In den USA ist das Interesse für True-Crime-Bücher enorm. Die größte Autorin des Genres, Ann Rule, verkauft ihre Bücher millionenfach. Außerdem ist das hier ein ziemlich neues Phänomen. Es gibt ein paar wenige Bücher, die etwa auf gleicher Linie liegen, zum Beispiel das, was vor ein paar Jahren über den Fall des Arztes und Obduzenten erschienen ist, aber keines ist derart unverfälscht. Genau wie Ann Rule möchte ich großes Gewicht auf die Nachforschung legen. Die Fakten kontrollieren, mit allen Beteiligten sprechen und dann ein möglichst wahres Buch über das schreiben, was geschehen ist.«
    »Glaubst du, Alex’ Familie ist bereit, sich interviewen zu lassen?«
    »Ich weiß nicht.« Erica drehte eine Haarlocke um den Finger.
    »Ich weiß es wirklich nicht. Aber ich werde auf jeden Fall fragen, und wenn sie nicht bereit sind, muß ich versuchen, das irgendwie zu umgehen. Ich habe einen enormen Vorteil, weil ich selber schon viel über jeden von ihnen weiß. Es graut mir schon ein bißchen vor der Frage, aber da muß ich durch. Wenn dieses Buch gut verkauft werden sollte, hätte ich nichts dagegen, weiter über interessante Rechtsfälle zu schreiben, und dann muß ich mich daran gewöhnen, die Angehörigen zu belästigen. Das gehört dazu. Ich glaube außerdem, daß die Leute ein Bedürfnis haben zu reden, daß sie froh sind, ihre Geschichte erzählen zu können. Sowohl aus der Perspektive des Opfers als auch der des Täters.«
    »Mit anderen Worten, du willst auch versuchen, mit Vera zu reden.«
    »Ja, absolut. Ich habe keine Ahnung, ob sie sich dazu bereit finden könnte, aber ich will es jedenfalls versuchen. Vielleicht will sie ja erzählen, vielleicht auch nicht. Ich kann sie nicht zwingen.«
    Sie zuckte die Schultern, als ließe sie die Sache kalt, aber natürlich würde das Buch nicht halb so gut werden, wenn sie Vera nicht überreden konnte. Das, was sie bisher geschrieben hatte, war nur das Gerippe, jetzt mußte sie hart daran arbeiten, ein bißchen Fleisch auf die Knochen zu bekommen.
    »Und du?«
    Sie drehte sich ein bißchen auf dem Sofa und legte die Beine auf Patriks Schoß, der die Aufforderung verstand und brav anfing, ihr die Füße zu massieren.
    »Wie ist dein Tag gewesen? Bist du jetzt der Held im Revier?«
    Der schwere Seufzer, den Patrik ausstieß, gab zu verstehen, daß dem nicht so war. »Nein, du glaubst doch wohl nicht, daß Mellberg demjenigen Ehre zukommen läßt, dem Ehre gebührt. Er ist heute wie der Blitz zwischen Vernehmungszimmer und diversen Presseinterviews hin und her gesaust. >Ich< war das Pronomen, das er im Gespräch mit den Journalisten ständig gebrauchte. Es würde mich wundern, wenn er meinen Namen überhaupt erwähnt hat. Aber scheiß drauf. Wer will schon seinen Namen gedruckt sehen? Ich habe gestern eine Mörderin festgenommen, und das ist mir weit wichtiger.«
    »Wie edel man doch sein kann.« Erica boxte ihn kokett gegen die Schulter. »Gib zu, daß du auf einer großen Pressekonferenz gern vorn am Mikrofon gestanden und mit geschwellter Brust erzählt hättest, mit welcher Genialität du dahintergekommen bist, wer den Mord begangen hat.«
    »Na ja, schön wäre es schon gewesen, wenn die Lokalpresse einen wenigstens mal erwähnt hätte. Aber jetzt ist es nun mal, wie es ist. Mellberg wird sich die ganze Ehre zuschanzen, und dagegen kann ich nicht das geringste tun.«
    »Glaubst du, er wird die Versetzung bekommen, die er sich so wünscht?«
    »Das wäre zu schön. Nein, ich habe den Verdacht, daß die Leitung in Göteborg sehr zufrieden damit ist, ihn hier zu wissen, also befürchte ich, wir müssen mit ihm zurechtkommen, bis er in Rente geht. Und dieses Datum scheint mir im Moment unglaublich fern zu liegen.«
    »Armer Patrik.«
    Sie strich ihm über den Schopf, und er nahm es als Signal, um sich über sie zu werfen und sie unter sich auf dem Sofa zu begraben.
    Der Wein ließ die Glieder schwer werden, und die Wärme von seinem Körper übertrug sich langsam auf sie. Sein Atem
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