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Die Eisprinzessin schläft

Die Eisprinzessin schläft

Titel: Die Eisprinzessin schläft
Autoren: Camilla Läckberg
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mitzuteilen gedachte, daß er aus freien Stücken verschwand und sie sich um ihn keine Sorgen zu machen brauchten. Er wollte ja auch nicht, daß sie irgendeine große Polizeiaktion in Gang setzten, um ihn zu finden.
    Es war leer auf den Straßen, auf denen er in der Dunkelheit entlangfuhr, und er stellte nicht einmal das Radio an, sondern genoß die Stille. Jetzt begann das Leben.
     
    »Ich kann es nur nicht richtig verstehen. Daß Vera Alex ermordet haben soll, damit sie nicht von dem Mißbrauch erzählt, der vor fünfundzwanzig Jahren an ihr und Anders verübt worden ist.« Erica drehte ihr Weinglas nachdenklich in den Händen.
    »Man darf das Bedürfnis nicht unterschätzen, in einem kleinen Ort nicht aufzufallen. Wenn die alte Geschichte herausgekommen wäre, hätten die Leute erneut einen Grund gehabt, mit dem Finger auf sie zu zeigen. Ich glaube ihr nämlich nicht, wenn sie sagt, das habe sie für Anders getan. Vielleicht hat sie recht, daß auch Anders nicht wollte, daß alle erfuhren, was mit ihnen passiert ist, aber ich denke, vor allem hat Vera selber den Gedanken nicht ertragen, was die Leute hinter ihrem Rücken flüstern würden, wenn sie erfuhren, daß Anders nicht nur als Kind mißbraucht worden war, sondern daß sie auch nichts dagegen unternommen und sogar mitgeholfen hatte, es zu vertuschen. Ich glaube, es war diese Schande, die sie nicht ertragen hat. Alex zu töten war eine plötzliche Eingebung, als ihr klar wurde, daß sie nicht umzustimmen war. Sie folgte ihrem Impuls, methodisch und kaltblütig.«
    »Wie nimmt sie die Sache jetzt auf? Ich meine, daß man ihr auf die Schliche gekommen ist.«
    »Sie ist erstaunlich ruhig. Ich glaube, ihre Erleichterung war unfaßbar groß, als wir ihr erzählt haben, daß Anders nicht der Vater des Kindes war und sie deshalb nicht ihr ungeborenes Enkelkind umgebracht hat. Nach dieser Sache war es, als interessiere es sie nicht, was mit ihr passiert. Und weshalb sollte es das auch? Ihr Sohn ist tot, sie hat keine Freunde, kein Leben. Alles ist aufgedeckt, und es gibt nichts mehr, was sie verlieren kann. Nur ihre Freiheit, und die scheint ihr im Moment nicht viel zu bedeuten.«
    Sie saßen in Patriks Haus und tranken eine Flasche Wein, nachdem sie zusammen gegessen hatten. Erica genoß die Ruhe und den Frieden. Sie liebte es, Anna und die Kinder bei sich zu haben, aber manchmal war es einfach zuviel, und heute war ein solcher Tag gewesen. Patrik hatte von früh an bei der Vernehmung gesessen, aber nach deren Ende war er gekommen und hatte Erica und ihre kleine Übernachtungstasche abgeholt, und jetzt hockten sie wie ein altes, züchtiges Paar nebeneinander auf dem Sofa.
    Erica schloß die Augen. Dieser Augenblick war wunderbar und erschreckend zugleich. Alles war so perfekt, aber gleichzeitig konnte sie den Gedanken nicht loswerden, daß genau das der Grund sein könnte, daß von jetzt an alles nur noch bergab ging. An das, was passieren würde, wenn sie wieder nach Stockholm zurückzog, wollte sie lieber gar nicht denken. Sie und Anna hatten das Problem mit dem Haus tagelang vor sich her geschoben und in stiller Übereinkunft nicht darüber gesprochen. Erica glaubte auch nicht, daß Anna im Augenblick irgendwelche Beschlüsse fassen konnte, und hatte die Sache deshalb auf sich beruhen lassen.
    Aber heute abend wollte sie nicht an die Zukunft denken. Es war besser, überhaupt nicht an morgen zu denken und statt dessen diese Minuten zu genießen, so gut es überhaupt ging. Sie zwang sich, die düsteren Gedanken wegzuschieben.
    »Ich habe heute mit dem Verlag gesprochen. Wegen des Buches über Alex.«
    »Und, was hat man gesagt?«
    Sie bemerkte Patriks Eifer mit Zufriedenheit.
    »Die Idee hielten sie für großartig und wollten, daß ich alles Material, was ich habe, so bald wie möglich hinschicke. Ich muß immer noch das Buch über Selma Lagerlöf fertigschreiben, aber ich bekam einen Monat Aufschub, und nun habe ich versprochen, daß es im September fertig ist. Ich glaube wirklich, es wird gehen, parallel an beiden Büchern zu arbeiten. Das hat schließlich bisher einigermaßen funktioniert.«
    »Was meint der Verlag zu der rechtlichen Seite? Ob da ein Risiko besteht, daß die Familie von Alex dich verklagt?«
    »Das Pressegesetz ist da ziemlich eindeutig. Ich habe das Recht, auch ohne deren Einverständnis darüber zu schreiben, aber ich hoffe natürlich, daß sie nichts dagegen haben, wenn ich ihnen das Projekt erst erkläre, also wie ich mir das mit dem Buch
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