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Die Eisbärin (German Edition)

Die Eisbärin (German Edition)

Titel: Die Eisbärin (German Edition)
Autoren: Matthias Gereon
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ein paar Fragen zu einer Schülerin, die weggelaufen ist. Und du? Was hast du im Gisi zu suchen?« Gisi, so hatten sie ihre Schule immer genannt.
    »Die Schule feiert im Frühling ein Jubiläum. Meine Agentur wird die Feier ausrichten. Normalerweise kümmern sich meine Mitarbeiter darum, aber bei diesem Auftrag habe ich nostalgische Gefühle bekommen. So wie jetzt, wenn ich dich sehe.« Er sah sie zärtlich an. »Belinda.«
    Linda erwiderte sein Lächeln. »Alex … es ist verrückt … ich kann’s noch gar nicht glauben.« Sie suchte in seinem Gesicht nach Vertrautem, längst Vergessenem. Das Jungenhafte hatte Alexander inzwischen verloren, aber das schadete ihm nicht. Er wirkte männlicher, markanter, und ihr gefiel, was sie sah. Alexander war ihre erste große Liebe gewesen und sie hatte nur gute Erinnerungen an die Zeit mit ihm. Sie hatte sich oft gefragt, was wohl aus ihnen geworden wäre, wenn er nicht nach Hamburg gezogen wäre, wo sein Vater damals einen neuen Job angenommen hatte. Dadurch war ihre junge Liebe jäh auseinandergerissen worden. Linda hatte ihren ersten Liebeskummer erlebt, eine tief sitzende Erfahrung.
    »Du hast dich kein bisschen verändert. Immer noch eine Amazone.« Er strich ihr eine Locke aus dem Gesicht.
    Sie spürte, wie sie errötete. »Wo hast du die vielen Jahre gesteckt? In Hamburg?«
    Er nickte. »Aber seit Kurzem bin ich wieder viel in München. Ich habe hier eine neue Eventagentur gegründet.«
    »Eventagentur?«
    »Wir organisieren und catern Veranstaltungen«, erklärte Alexander, »je größer desto besser, sei es ein Konzert auf dem Königsplatz, die Eröffnung der Münchner Medientage oder eine Verlagsparty. Was auch immer.«
    »Mit Erfolg offensichtlich.«
    »Ja, anfangs habe ich das nur in Hamburg gemacht. Aber inzwischen arbeiten wir deutschlandweit. Hamburg und Berlin laufen fast von selbst, jetzt will ich den Süden erobern. Noch gibt es hier einige Veranstaltungen, an die wir einfach nicht herankommen. Unser größter Konkurrent hat beste Beziehung ins Rathaus und in die Politik. Du weißt vermutlich, wen ich meine?«
    Linda wusste, worauf er anspielte. Klüngel gab es nicht nur in Köln. In München hießen sie Amigos.
    »Das Stadtfest letztes Jahr hätten wir gerne übernommen, aber wir waren aufgrund dieser Beziehungen chancenlos. Aber genug von mir. Was hat dich zur Polizei verschlagen? Wolltest du nicht Pilotin werden?«
    »Stimmt«, gab Linda zu. »Aber wegen einer Allergie hatte ich die Eignungsprüfung nicht bestanden.« Das war glatt gelogen, aber warum sollte sie Alexander erzählen, dass sie zweimal zu einem Vorstellungsgespräch zu spät gekommen war und einen dritten Termin ganz verpasst hatte. Der Bruder ihres Vaters, der damals beim Landeskriminalamt gearbeitet hatte, hatte ihr daraufhin den Berufsweg bei der Polizei schmackhaft gemacht. Eine Entscheidung, die sie bisher nicht bereute. »Schau mich nicht so an«, sagte sie leise.
    »Ich kann nicht anders.« Alexander sah sie zärtlich an. »Du hast immer noch deinen Mädchennamen?«
    »Nur noch für kurze Zeit.«
    »Du willst heiraten?« Er versuchte gar nicht, seine Enttäuschung zu überspielen. »Das freut mich. Wer ist denn der Glückliche?«
    »Kennst du nicht.« Linda sah auf die Uhr. »Ich muss zurück ins Präsidium.«
    »Sehen wir uns wieder?«, fragte er. »Hier ist meine Karte. Ich bin noch einige Zeit in München.«
    Linda steckte sie ein und erhob sich. »Es war schön, dich zu sehen.« Sie küsste ihn sanft auf die Wange und eilte davon.

Wie es weitergeht, erfahren Sie in:
    Nadine Petersen
    Eisbach
    Kriminalroman
    www.dotbooks.de
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