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Die einzige Wahrheit

Die einzige Wahrheit

Titel: Die einzige Wahrheit
Autoren: Jodi Picoult
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dachte sie an Katie, unten am Teich. »Allerhöchstens in Frage käme eine Verurteilung ohne ausdrückliches Schuldeingeständnis – zwei bis vier Jahre.«
    George wandte sich ab und schaute zum Fenster hinaus. Er mußte diesen Fall gewinnen – das würde seine Chancen bei der nächsten Wahl gewaltig erhöhen. Er war nicht gerade versessen darauf, Katie Fisher für alle Zeiten im Gefängnis versauern zu lassen, und nach dem, was Lizzie ihm erzählt hatte, würde das auch bei seinen potentiellen Wählern nicht gut ankommen. Ellies Vorschlag bedeutete im Grunde, daß Katie zwar weiterhin behauptete, die Tat nicht begangen zu haben, den Schuldspruch jedoch akzeptierte, weil sie einsah, daß die Beweise gegen sie ausreichten. Auf diese Weise konnte sie das Gesicht wahren und gleichzeitig die Verurteilung akzeptieren. Für Ellie bedeutete es, daß sie das unerwartete Geständnis ihrer Mandantin aus dem Gerichtsprotokoll streichen lassen konnte. Und George bekam seinen Schuldspruch.
    Er ging wieder zu Ellie. »Ich muß drüber nachdenken. Falls sie schuldig gesprochen wird, kann sie für verdammt lange Zeit ins Gefängnis gehen.«
    » Falls , George. Die Geschworenen beraten sich seit fünf Tagen. Wenn sie für uns entscheiden, geht Katie wohin sie will.«
    Er verschränkte die Arme. »Okay. Kein Schuldeingeständnis. Drei bis sechs höchstens.«
    »Zweieinhalb bis fünf, und die Sache ist abgemacht.« Sie lächelte. »Natürlich muß meine Mandantin noch zustimmen.«
    »Sagen Sie mir Bescheid.« George ging zur Tür, blieb dann stehen. »He, Ellie«, sagte er. »Ich hab gehört, was passiert ist, und es tut mir leid.«
    Sie drückte die Wolldecke zwischen ihren Händen. »Danke, aber jetzt wird alles gut.«
    »Ja.« George nickte nachdenklich. »Das denke ich auch.«
    Katie saß vor dem Richterzimmer und fuhr mit den Fingern über die glatten Fugen der Holzbank. Im Gerichtsgebäude zu sein war zwar nicht mehr so aufreibend für sie wie während des Prozesses, aber sie konnte es trotzdem kaum erwarten, wieder gehen zu können.
    »Ich hab dich überall gesucht.«
    Katie blickte auf, als Adam sich neben sie setzte. »Jacob hat mir von der Einigung mit dem Staatsanwalt erzählt.«
    »Ja. Und jetzt ist bald alles vorbei«, sagte sie leise, und beide wogen die Worte ab, ließen sie nachklingen.
    »Ich gehe wieder nach Schottland.« Er zögerte. »Katie, du könntest –«
    »Nein, Adam.« Sie fiel ihm ins Wort. »Das könnte ich nicht.«
    Adam schluckte, nickte. »Ich denke, das habe ich schon immer gewußt.« Er berührte ihre Wange. »Aber ich weiß auch, daß du die ganzen letzten Monate dort bei mir warst.« Als Katie erstaunt aufblickte, fuhr er fort. »Manchmal sehe ich dich am Fußende meines Bettes stehen, wenn ich aufwache. Oder ich erkenne dein Profil auf einer Burgmauer. Manchmal, wenn der Wind richtig steht, ist es, als würdest du meinen Namen rufen.« Er nahm ihre Hand, zeichnete jeden einzelnen Finger nach. »Ich sehe dich deutlicher, als ich je einen Geist gesehen habe.«
    Er hob ihre geöffnete Hand, küßte die Mitte und schloß ihre Finger darüber. Dann preßte er die Faust fest auf ihren Bauch. »Vergiß mich nicht«, sagte Adam mit belegter Stimme, und zum zweiten Mal in ihrem Leben ließ er sie zurück.
    »Ich freue mich, daß Sie sich geeinigt haben«, sagte Richterin Ledbetter. »Also reden wir über das Strafmaß.«
    George beugte sich vor. »Wir haben uns auf zweieinhalb bis fünf Jahre geeinigt, Euer Ehren. Aber wir sollten bedenken, daß die Entscheidung, die wir hier fällen, sich auf zukünftige Neonatizid-Fälle auswirken wird.«
    »Unsere Einigung sieht wie folgt aus«, begann Ellie. »Meine Mandantin bekennt sich nicht schuldig. Sie hat wiederholt ausgesagt, daß sie nicht weiß, was in jener Nacht geschehen ist, sie ist jedoch aus verschiedenen Gründen bereit, einen Schuldspruch zu akzeptieren. Allerdings haben wir es hier nicht mit einer kaltblütigen Verbrecherin zu tun. Katie fühlt sich ihrer Gemeinde verpflichtet, und sie wird nicht wieder straffällig werden. Sie gehört für keinen einzigen Tag ins Gefängnis, nicht mal für eine Stunde. Eine Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe würde sie zu einer gewöhnlichen Straftäterin abstempeln, obwohl sie weiter davon entfernt ist als sonst jemand.«
    »Ich habe das Gefühl, Ms. Hathaway, daß Sie eine Lösung im Kopf haben.«
    »Allerdings. Ich denke, Katie ist eine ideale Kandidatin für das elektronische
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