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Die Einsamkeit des Chamäleons

Die Einsamkeit des Chamäleons

Titel: Die Einsamkeit des Chamäleons
Autoren: Patricia Holland Moritz
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aufgehoben?«
    Erik Assmann zog die Augenbrauen hoch.
    Â»Nein, sondern weil ich Menschen, die sich ausdrücken können, als Bereicherung meines recht tristen beruflichen Alltags betrachte. Geschäftlich wird es hier«, er scrollte im Text weiter nach unten, »hier geht es um eine Auktion, an der Rebekka Schomberg unbedingt teilnehmen wollte. Hat sich mir regelrecht aufgedrängt.«
    Er ließ die beiden an seinem Laptop stehen, woraufhin Strobel wie besessen weiter im Text herumsuchte. Erik Assmann schenkte sich währenddessen einen weiteren Martini ein. Ihm schien die Party großen Spaß zu machen.
    Mark tat sich immer schwerer damit, sich nichts anmerken zu lassen.
    Welche Gefälligkeiten hat sie diesem arroganten, farblosen Schnösel, auf den zu Hause merkwürdigerweise eine schwangere Ehefrau wartete, eigentlich noch getan?
    Mark spürte Hass, der sich immer wieder in Verwirrung auflöste und dann aufs Neue ausbrach.
    Er brauchte unbedingt frische Luft und hätte gern draußen auf der Terrasse eine Zigarette geraucht, um sich seine Rache an Rebekka in allen Details auszumalen. Hatte sie ihn dermaßen an der Nase herumgeführt?
    Die Buchstaben auf dem Computerbildschirm verschwammen vor seinen Augen.
    Das alles durfte nicht wahr sein. Rebekka war ein so warmherziger, intelligenter Mensch voller Leidenschaft. Sie hätte sich ihm gegenüber doch nie so sehr verstellen können. Sie war für Assmann auf einer Auktion gewesen. Angeblich, weil sie Assmanns Gesellschaft schätzte, wie sie sagte, weil sie durch ihn besser über Ulrike Otto informiert würde, wie sie sagte, weil sie ihm einen Gefallen hatte tun wollen, wie sie sagte. Sie experimentierte in seiner Werkstatt auf dem Recyclinggelände herum, die mutmaßlicher Tatort für zwölf Morde war. Sie plante einen Trip nach Chicago mit einem Typen, der unter falschem Namen eine ganze Kunstschiene installiert hatte. Sie hatte Mark auf ein Verbrechen angesetzt, an dem sie mittlerweile selbst Spaß fand. Zwölf tote Metaller waren einem Kunstdeal zum Opfer gefallen, an dem Rebekka mittlerweile prächtig mitverdiente. Darum hatte sie ihn aus dem Rennen genommen.
    Â»Geht es Ihnen nicht gut?«
    Assmann klang tatsächlich besorgt und hielt Mark seinen Martini hin.
    Â»Nehmen Sie einen Schluck und setzen Sie sich.«
    Â»Nein danke.«
    Mark hatte sich wieder gefangen und gab Strobel ein Zeichen, ihn fortfahren zu lassen.
    Â»Was hat Sie bewegt, der Recyclingkunst, wie Sie sie nennen, den Vorrang vor Ihrem eigentlichen Geschäft mit afrikanischer Kunst zu geben? Was treibt Sie regelmäßig in die Werkstatt auf dem Gelände der Recyclingfirma?«
    Erik Assmann stellte das Glas aus der Hand. Sein Blick drückte Missachtung aus. Die Rothaarige hatte also doch kein Potenzial für eine gemeinsame Sache. War tatsächlich zu ihrem privaten Bullen gerannt und hatte gepetzt, statt die Geschichte nach dem kleinen Zwischenfall am Vorabend zu vergessen und zusammen weiter zu spinnen. Sie war so dumm, ihn unterschätzt zu haben. Nichts war ihm nachzuweisen, gar nichts. Sie hatte verloren. Und er würde ihr die Morde an den Metallern anhängen. Einen nach dem anderen.
    Â»Geschmack, Interesse und selbst Leidenschaft für eine Sache verändern sich, Herr Kriminalhauptkommissar Tschirner. Was machen Sie eigentlich in Ihrer Freizeit? Golfen? Berge besteigen oder andere Frauen als Ihre eigene?«
    Strobel gab Mark ein Zeichen. Sie hatten genug gehört und Strobel viel Klärungsbedarf mit seinem Kollegen. Jedes weitere Wort würde sich als Nachteil für ihre Ermittlungen erweisen, denn den Spieß hatte Erik Assmann an dieser Stelle eindeutig umgedreht.

Kapitel 52
    Das nächste Klingeln an Erik Assmanns Tür fiel harscher aus.
    Tschirner und Strobel waren endlich gegangen, sie hatten ihm so gar nichts nachweisen können. Als Alibi diente ihm sein Flugticket nach Monrovia. Bevor sie die Passagierlisten nachträglich checkten, hätte er sich längst dahin abgesetzt. Milchmeyer saß in U-Haft, und wenn er seinen Kettenhund von Anwalt am Start hatte, dann war er auch so klug, zu schweigen. Rebekka Schomberg wiederum konnte der Polizei erzählen, was sie wollte, sie hatte keinerlei Handhabe gegen ihn, Erik Assmann. Ihr Laptop mit den Aufzeichnungen zur Familie Otto war dank Freddy in seinem Gewahrsam. Der Markenfälscherei mit dem Namen Andrew Cascone würde er
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