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Die Einsamkeit des Barista

Die Einsamkeit des Barista

Titel: Die Einsamkeit des Barista
Autoren: Marco Malvaldi
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Carpanesi im Augenblick klar vorne.«
    Über den Bildschirm flimmerten Bilder von Carpanesi, der zwischen einem Mann und einer jungen Frau, bei denen er sich untergehakt hat, durch die Ruinen eines im Schlamm versunkenen Dorfes spaziert und mit ihnen spricht: ein Typ um die vierzig mit zurückweichendem Haaransatz, einem pfeffer-und-salz-farbenen Schnurrbart und einer riesigen Sonnenbrille, die bereits seit mehr als ein paar Jahren aus der Mode ist.
    »Doch ebenfalls den letzten Umfragen zufolge steigt der Kurs des Mitte-Rechts-Kandidaten sichtlich, gestützt auch durch die jüngsten Äußerungen von Professorin Angelica Carrus, Carpanesis Ehefrau und Kollegin von Professor Di Chiara.«
    Das Bild wechselte und zeigte nun einen langen Tisch, an dem nebeneinander hinter den jeweiligen Mikrofonen Pietro Di Chiara – ein hünenhafter Kerl mit jovialer Ausstrahlung, beinahe vollkommen kahl, der aussah, als widme er sich in seiner Freizeit hauptsächlich der Erprobung eines neuen und überaus wirksamen Düngers für Augenbrauen – und Angelica Carrus sitzen, Chefärztin für Neurologie in derselben Einrichtung, in der auch Di Chiara arbeitet: eine winzige Frau von gedrungener Statur mit tiefschwarzen Augen, strahlend weißen Zähnen und raubtierhaftem Gesichtsausdruck.
    »Frau Doktor Carrus hatte jüngst in Bezug auf das unübersehbar hohe berufliche Ansehen Di Chiaras erklärt, dass es eher im Interesse der Küstenregion liegen müsse, einen exzellenten Kinderarzt zu halten, als einen mittelmäßigen Senator zu bekommen. Diese wertschätzende Äußerung könnte indirekt eine positive Auswirkung auf Di Chiaras Quoten gehabt haben, der in den Umfragen gegenüber seinem Hauptgegner Boden gutmachen kann. Der dritte Kandidat, Notar Stefano Aloisi, scheint den Anschluss nun endgültig nicht mehr halten zu können. Die aktuellsten Umfragen schreiben ihm nur noch knapp zehn Prozent der Wählerstimmen zu. In weniger als einer Woche werden wir wissen, welcher der beiden Kandidaten Fioramonti im Palazzo Madama ersetzen wird. In der Zwischenzeit zurück ins Studio.«
    »Danke an unseren Korrespondenten. Und jetzt zu unserer Rubrik Önogastronomie …«
    »Ja, ja«, sagte Aldo, während er mit Autorität den Fernseher ausschaltete, »das fehlt mir gerade noch, die Rubrik Önogastronomie.«
    »Da ist sowieso nichts zu machen«, bemerkte Pilade und eröffnete damit offiziell die Debatte, »in der Familie, da reimt sich Grips auf Grütze.«
    »Aber wirklich«, echote Rimediotti. »Allein würde der Carpanesi doch nicht mal das Wasser im Meer finden. Angeblich soll ja auch diese Geschichte, sich überhaupt zur Wahl zu stellen, auf ihrem Mist gewachsen sein. Ohne sie säße der doch immer noch auf der Gemeinde und würde Aktentaschen tragen.«
    »Ist denn der arme Mann wirklich so dumm?«, wagte sich Tiziana vor, während sie die Fernbedienung weglegte, weil Aldo – ein Mann mit vielen guten Eigenschaften, aber etwas zerstreut – sie ansonsten wahrscheinlich in die Tasche gesteckt und dann einfach zu Hause verloren hätte.
    »Wirklich dumm würde ich nicht sagen«, antwortete Aldo. »Nur einfach gestrickt. Einer von denen, die die Welt in Gute und Böse aufteilen. Die auf seiner Seite sind die Guten, haben recht und sagen immer die Wahrheit. Die anderen sind die Bösen, lügen schon, wenn sie nur den Mund aufmachen, und verfolgen nur ihre eigenen Interessen. Wenn er über siebzig wäre, wäre das normal. Aber wo er doch erst fünfzig ist …«
    Während Aldo die Vorzüge (wie man so sagt) und Schwächen des Kandidaten erläuterte, griff sich Rimediotti mit seiner gekrümmten Hand die Fernbedienung und machte den Fernseher wieder an, um die regionalen Nachrichten einzuschalten, die er mit großer Aufmerksamkeit verfolgte, seit die Tochter seines Metzgers hier die Gesellschafts- und Verbrechensnachrichten der Küstenregion verkündete. Und tatsächlich, der Fernseher ging an, und es erschien Valeria Fedeli im Bild, blondes Haar zu einem lockeren Zopf zusammengenommen, blauer Rock und das Mikrofon in der Hand, wie sie vor etwas stand, das bis vor Kurzem wahrscheinlich ein Auto war, jetzt jedoch nur noch ein erschreckendes Fraktal aus Glasscherben und Metall.
    »Das ist die Tochter vom Fedeli«, unterstrich Rimediotti und hob damit das hervor, was er für den wesentlichen Teil der Sendung hielt (»Jemand, den ich kenne, arbeitet beim Fernsehen.«).
    »Das dahinter ist die Kurve bei Procelli«, antwortete Del Tacca und brachte einen
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