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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen
Autoren: Unbekannt
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Fürst Milosc und der Krieve Wolzek kamen derweil schnellen Schrittes herbeigeeilt, angesichts der Fahne voller böser Vorahnungen erfüllt. Aber auch wenn sie ihre Neugierde kaum bezähmen konnten, so hielten sie sich doch an die heiligen Gesetze der Gastfreundschaft.
     »Ich grüße Euch! Seid mir willkommen, Ihr tapferen Slawensöhne. Alles, was unser Dorf zu bieten hat, das soll auch das Eure sein«, begrüßte Milosc die Boten und verneigte sich achtungsvoll.
     »Die Götter mögen mit Euch sein, ehrwürdiger Knese. Habt Dank für Euer Angebot. Wenn es recht ist, würden wir gerne für eine Nacht Eure Gastfreundschaft in Anspruch nehmen, bevor wir morgen, bei Sonnenaufgang, wieder aufbrechen müssen.«
     »So soll es denn sein«, antwortete der Fürst und deutete erneut eine kleine Verbeugung an. Nachdem das Begrüßungszeremoniell abgeschlossen war, wies Milosc auf die Fahne und stellte fest: »Ich nehme an, dass Ihr eine gewichtige Kunde bringt.«
     »Allerdings!«, antwortete Sokolov, der auch die Flagge hielt.
     »Nun denn, ich dachte es mir«, seufzte Milosc und äußerte einen Wunsch: »Ich möchte Euch aber um etwas Geduld bitten, damit ich die ehrbaren Mitglieder des Dorfrates zusammenrufen kann. Wir wollen gemeinsam hören, welch wichtige Botschaft Ihr uns überbringt. Speist und trinkt bis dahin und ruht Euch von Eurem anstrengenden Ritt etwas aus. Ich werde sofort alles Notwendige veranlassen.«
     »Habt vielen Dank, ehrwürdiger Knese. Euer Vorschlag ist gut! Also soll es auch so und nicht anders geschehen.«
     Es dauerte etwa eine gute Stunde, bis sich die Dorfältesten versammelt hatten. Ein Feuer war entzündet und Tische und Bänke in einem großen Halbkreis aufgestellt worden. Die Sonne hatte bereits den Horizont erreicht und die Dämmerung schickte ihre ersten langen Schatten voraus.
     Die drei Freunde als auch Kosi hatten sich vorsorglich hinter eine Ecke des großen Gemeindehauses versteckt, um nicht sofort jedermann ins Auge zu fallen. Man konnte ja nie wissen, wie wichtig die Nachricht der Boten und die anschließende Versammlung waren. Und ob alles Besprochene auch wirklich für ihre jungen Ohren gedacht war, das wagten sie zu bezweifeln. Also hatten sie es sich im Schutze einiger Holzfässer bequem gemacht und die fantasievollsten Mutmaßungen angestellt. Als nun jedoch ihr Fürst in Begleitung des Priesters auftauchte, verstummten sie sofort und steckten neugierig ihre Nasen über die Fässer. Der Dorfrat war nunmehr komplett und die Versammlung konnte beginnen.
     »Ich trinke auf das Wohl unserer ehrbaren Gäste und heiße sie im Namen aller Feisnecksiedler willkommen«, eröffnete Milosc die Versammlung.
     Mit zustimmendem Gemurmel wurden die Trinkhörner erhoben und den Boten zugeprostet.
     »Jetzt geht das schon wieder los«, seufzte Kosi leise.
     »Was denn?«, gab Paddie ahnungslos zurück.
     »Na das Gesaufe!«, entrüstete sich die junge Frau und kniff ihrem Verehrer leicht in den Arm.
     »Aua!«
     »Psst, Ruhe!«, empörte sich Bikus leise.
     Leise kichernd schmiegte Kosi sich an Paddies Rücken, sodass ihm ganz heiß wurde. Im Moment wusste er wirklich nicht mehr, ob er überhaupt noch ernsthaft der Versammlung lauschen konnte oder stattdessen lieber die zärtlichen Berührungen genießen sollte. Letztendlich versuchte er beides gleichzeitig zu bewerkstelligen, was natürlich überhaupt nicht so einfach war. Kosi hingegen schien es eine diebische Freude zu bereiten, ihren ganz und gar schüchternen Freund durch heimliche, zärtliche Berührungen zu reizen. Sie genoss es zu spüren, wie sein Blut in Wallung geriet und wie sein Körper bei jedem leichten Streicheln leise erbebte.
     Inzwischen hatten die Ratsmänner allesamt ihre Trinkgefäße bis zur Neige geleert und brachten ihr Wohlbefinden mit einem vielstimmigen Chor aus kräftigen Rülpsern zum Ausdruck. Aller Augen richteten sich sodann erwartungsvoll auf Sokolov und Mirko, die sich gleichzeitig erhoben und in den Mittelpunkt des Halbkreises traten. Das Banner des Greifes führten sie mit sich.
     »Bevor ich Euch die Botschaft des großen Mstislaw überbringe«, eröffnete Sokolov seine Ansprache, »möchte ich Euch zu einem der vielleicht größten Söhne Eures Stammes beglückwünschen.«
     Ein erwartungsvolles Raunen ging durch die Versammlung, wobei jeder jedem neugierig in die Augen schaute.
     »Jawohl!«, bekräftigte Sokolov seine Behauptung. »Mein jüngerer Bruder Mirko kann das bestätigen, so
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