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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Toscana zurück. Vor dem Eingang blieb er stehen und betrachtete die Fassade.
    Eine rote Neonschrift, eine dicke Tür, zwei verhängte Fenster. Robert beobachtete, wie zwei männliche Besucher auf eine Klingel drückten, sich in der Tür eine Klappe öffnete und anscheinend eine Gesichtskontrolle stattfand. Erst dann wurde der Eintritt freigegeben. Also nicht für jedermann, dachte Robert. Muß ein stinkfeiner Laden sein.
    Zögernd überquerte er die Straße und legte den Finger auf die Klingel. Die Klappe öffnete sich. Ein Männergesicht tauchte im Halbdunkel auf. Ein harter Blick musterte ihn.
    »Ja?« fragte eine Stimme. Sie klang abweisend.
    »Ich möchte rein!« sagte Robert mit erzwungener Forschheit.
    »Ich nehme an, Sie haben sich verlaufen.«
    »Ist das ein öffentliches Lokal oder nicht?«
    »Das bestimme ich!« Die Stimme wurde gröber. »Zisch ab, Junge …«
    »Was gefällt Ihnen nicht an mir? Habe ich die Krätze?«
    »Dir kleben noch die Eierschalen an den Ohren! Mach 'ne Fliege, aber schnell!«
    »Um es mal ganz klar auszudrücken: Sie machen jetzt die Tür auf, und ich komme rein!« Robert verfiel jetzt in den Ton, den man anscheinend hier gewöhnt war. »Ich bin ein Bekannter von Ulrike Sperling, und es wird Ärger geben, wenn Sie sich weiter so dämlich benehmen!«
    »Ein Bekannter von Ulla?« Der Mann hinter der Türklappe lachte kurz auf. »Woher kennste Ulla?«
    »Das geht dich einen Dreck an! Mach auf!«
    Zur Männlichkeit gehörte anscheinend Grobheit … Das war eine neue Lehre für Robert. Höflichkeit ist eine Tugend, die oft mit Dummheit oder Schwäche verwechselt wird. Das mußte man sich merken. Mit gut abgestufter Arroganz kam man im Leben weiter als mit einem untertänigen Diener. Robert hatte so etwas noch nie versucht, aber jetzt, schon beim ersten Mal, überraschte ihn die Wirkung: Die Tür wurde geöffnet.
    Der unhöfliche Türsteher, Typ Muskelmann, musterte Robert von oben bis unten. Sie befanden sich in einem mit einer tief dunkelroten Tapete ausgestatteten Vorraum, dessen Längswand eine Garderobe einnahm. Hinter der Theke stand ein Mädchen mit knallenger Bluse und einem Superminirock, die alle Vorzüge ihres Körpers zwar bedeckten, aber gleichzeitig deutlich preisgaben. Dazu hatte die Kleine schulterlange blonde Haare und ein Puppengesicht, das Robert an eine Barbie-Puppe erinnerte. Sie lächelte ihn an und sagte mit einem Augenzwinkern: »Dreißig Mark.«
    »Ich habe keine Garderobe abzugeben«, entgegnete er.
    »Eintritt, mein Herr.«
    »Ach so …«
    Er griff in die Jackentasche, holte den Hundertmarkschein heraus und ließ sich siebzig Mark herausgeben, was der Türsteher mit einem abfälligen Grunzen begleitete. Erst dann öffnete sich die breite Doppeltür im Hintergrund, und Robert betrat die Bar.
    Die erste Reaktion auf dieses neue Abenteuer in seinem Leben war Staunen. Er sah einen großen Raum mit runden Tischen und gepolsterten Stühlen, einige Nischen mit von bunten Seidenbahnen bespannte Decken, einen roten blumengemusterten Teppichboden und in der Mitte eine kreisrunde Tanzfläche aus weißem Marmor. In der halbdunklen schwülen Beleuchtung erkannte er Serviererinnen, so knapp bekleidet wie das Garderobenmädchen, und einige tanzende Paare. Eine Drei-Mann-Band spielte auf einem Podium in der rechten Ecke, und links, fast die ganze Wand einnehmend, befand sich die Bartheke, schimmernd in Chrom, Messing, poliertem Holz und Spiegeln. Davor standen die Barhocker, besetzt von sichtlich angeregten Paaren … Eigentlich war alles so, wie Robert es aus den Filmen kannte, nur harmloser und weniger verworfen – im Grunde enttäuschend.
    Was er nicht bei seinem Rundblick entdeckte, war die Welt hinter der Schmalwand, die durch eine Tür unterbrochen wurde. Dahinter lag ein langer Flur, von dem links und rechts eine Anzahl Türen abgingen, im ganzen zehn Zimmer, deren Einrichtung sehenswert war. Jedes dieser Appartements verfügte neben einem riesigen Rundbett und verspiegelten Wänden über einen Whirlpool, als Eckwanne gebaut, und einer Videokamera auf einem Stativ, mit der man auf Wunsch seine Aktionen aufnehmen und später auf Cassette als Andenken mitnehmen durfte. Ein spezieller Service, der sich in den interessierten Kreisen schnell herumgesprochen hatte und für eine gute Frequentierung der ›Studios‹ sorgte.
    Hinter der langen Bartheke sah Robert endlich auch Ulrike. Er konnte sie nur an ihren Haaren erkennen … Das Gesicht war ihm fremd, durch Schminke fast
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