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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verwenden. Oder wollen Sie wieder mit mir bei Käfer essen gehen?«
    »Dazu reicht mein Taschengeld nicht mehr.«
    »Es gäbe die Möglichkeit, daß ich Sie einlade.«
    »Ich möchte keine Belastung für Sie sein …«
    »Belastung! Ich gönne mir selbst etwas und lasse Sie daran teilhaben. Ich habe heute zum Beispiel einen Mordsappetit auf Kaviar mit Schneekartoffeln.«
    »Ein teures Vergnügen.«
    »Ab und zu muß man mal über die Stränge schlagen, sonst ist das Leben ein Jammertal.«
    Für Robert stand in diesem Augenblick fest, daß sie doch die Tochter eines reichen Vaters sein mußte. Zeit genug, Geld genug, Kaviar so nebenbei, wie man einen Keks ißt … Es war eigentlich unbegreiflich, daß diese Frau einem achtzehnjährigen Abiturienten überhaupt zuhörte.
    Er schlug vor, zunächst einen Orangensaft im Stadion-Restaurant zu trinken. Aufmerksame Blicke der verhinderten Playboys folgten ihnen, als sie nebeneinander am Schwimmbecken vorbeigingen, und etwas wie Triumph stieg in Robert auf, daß ihm die Ehre zuteil wurde, diese schöne Frau zu begleiten. »Ich möchte mehr über Sie wissen«, sagte er, als sie im Restaurant an einem Ecktisch saßen.
    »Warum?« fragte Ulrike.
    »Ich habe vier Tage lang über Sie nachgedacht.«
    »Nicht über Ihre Philosophen und diesen Popin?«
    »Chopin.« Er lächelte verzeihend. Wie paßte das nun wieder zusammen? Als Tochter aus reichem Hause mußte sie eine gute Schulbildung genossen haben, und das schloß auch ein, daß man Chopin kannte. Da tat sich eine unerklärbare Kluft auf.
    »Chopin! Muß man den kennen?« erkundigte Ulrike sich lächelnd.
    Welche Frage für eine gebildete Frau! Robert spürte, wie er wieder unsicher wurde. Und dann fragte er geradeheraus: »Wer sind Sie, Ulrike Sperling?«
    »Ich bin eine Frau von 33 Jahren, unverheiratet, auch nicht verwitwet, besitze eine Wohnung in Schwabing, eine Katze, die Lori heißt, und einen Fiat Punto. Zufrieden?«
    »Nicht ganz …«
    »Was möchten Sie sonst noch wissen?«
    »Sie haben keine Geldsorgen?«
    »So kann man es nennen.«
    »Ihr Vater ist reich?«
    »Ich hatte nur einen Stiefvater. Er war Bauarbeiter, fast immer besoffen, hat meine Mutter verprügelt und machte sich an mich ran, als ich vierzehn war. Ich habe mich gewehrt, und da hat er mich grün und blau geschlagen. Und plötzlich war er weg. Keiner weiß bis heute, wo er geblieben ist.« Sie sah Robert mit schräg geneigtem Kopf an. »Enttäuscht?«
    »Sie lügen«, sagte Robert gepreßt. »Warum lügen Sie?«
    »Warum sollte ich das? Es ist die Wahrheit.«
    »Und Ihr Beruf?«
    »Ich war einmal Tänzerin.« Sie hob die Hand und wischte durch die Luft, als wolle sie diesen Teil ihres Lebens abtun. »Für die Staatsoper reichte es nicht, beim Spitzentanz fiel ich immer hin … Aber es gibt ja auch noch andere Bühnen als die Oper. Ich wurde – na, sagen wir: Ausdruckstänzerin.«
    »Ich kann mir darunter nichts vorstellen.« Robert merkte selbst, wie belegt seine Stimme klang.
    Ulrike fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. »Da gibt es kein Auf, sondern nur ein Ab. Nach drei Jahren hatte ich die Nase voll und wechselte hinter den Tresen.«
    »Was heißt das?« fragte er unsicher.
    »Ganz schlicht und einfach: Ich stehe hinter einer Bar. Von acht Uhr abends bis manchmal vier Uhr früh. Am Vormittag schlafe ich, am Nachmittag tanke ich Sonne und Sauerstoff.«
    »Sie sind also eine Barfrau?«
    »Höflicher wäre Bardame.«
    »Wo?«
    »In der Toscana-Bar.« Ulrike schob ihr leeres Glas zurück. »Jetzt sind Sie enttäuscht, nicht wahr?«
    Robert wußte darauf keine Antwort. Enttäuscht, so konnte man das nicht nennen. Es war eher der Zusammenbruch seiner Phantasien. Was er in diese Frau hineingedichtet hatte, fiel in Trümmer.
    Ulrike half ihm aus der Verlegenheit, indem sie fragte, ob er schon einmal in einer Bar gewesen sei. Nein, noch nie, entgegnete er. Er kenne so etwas nur aus Fernsehfilmen, und da sei bestimmt vieles übertrieben und überzeichnet. Bardame, das sei doch ein ehrlicher Beruf, sicherlich sogar ein schwerer. Jede Nacht bis vier Uhr morgens …
    »Es nervt«, sagte sie. »Aber ich liebe diesen Job trotzdem. Man lernt, wie unvollkommen, schwach und verlogen der Mensch von Natur aus ist.«
    »Das klingt sehr bitter …«
    »Ich habe mich immer allein durchschlagen müssen.« Sie blickte an ihm vorbei auf das Stadion. »Das ist gar nicht so einfach. – Ich möchte jetzt gehen.«
    »Es ist noch früh«, protestierte
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