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Die Durchschnittsfalle (German Edition)

Die Durchschnittsfalle (German Edition)

Titel: Die Durchschnittsfalle (German Edition)
Autoren: Markus Hengstschläger
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Individualität und Fantasie umzukehren ist. Der Schalter, der betätigt werden muss, muss offensichtlich lediglich auf Bildung fokussieren.
    Ein Wert, den ich für äußerst wichtig und unersetzlich halte, wurde in dieser Wertestudie allerdings nicht abgefragt: der Wert des Können-Könnens. Ich halte es für äußerst erstrebenswert, um nicht zu sagen für existenziell, dass mehr Menschen etwas, vielleicht auch nur eine Sache, wirklich gut können. Der aktuelle Trend zu den durchschnittlichen Allround-Könnern widerspricht bis zu einem gewissen Grad der individuellen Natur des Menschen und führt auf keinen Fall (oder nur äußerst selten) zu Spitzenleistungen, die wir aber für die Beantwortung der Fragen der Zukunft so dringend brauchen werden. Nicht, dass man nicht auch eine breite Basis benötigt. Aber unser Ziel muss sein, immer mehr aus der Basis in individuelle Spitzen zu führen.
    Belohnung: Intrinsisch und extrinsisch
    „Beginnt ein ausübender Künstler jedoch abzuwägen, wohin es mit ihm gehen wird, ob es sinnvoll sei, was er tue, objektiviert er sein Schaffen – als Maler, Dichter, Komponist, Instrumentalist oder eben als Opernsänger –, dann entspricht sein Wirken nicht mehr einem inneren Imperativ; wenn die Berufung zum Beruf wird, müssten viele Künstler überlegen, ob sie weitermachen sollten“ , schreibt Ioan Holender in seinem Buch „Ich bin noch nicht fertig“.
    Es sind ja eigentlich zwei Probleme, die gelöst werden müssen. Einerseits müssen wir so viele individuelle Talente, Leistungsvoraussetzungen wie nur irgend möglich entdecken. Und ich habe bereits gesagt, hier muss Forschung und Lehre gleichermaßen betrieben werden. Darauf sollten wir in den kommenden Jahren den Schwerpunkt legen. Forschung, um herauszufinden, was uns treffsicherer machen könnte bei der Entdeckung von Begabungen. Und Lehre, weil das Werkzeug, Talente zu entdecken (und es gibt schließlich so viele und so viele individuelle, wie es Menschen gibt), unbedingt weitergegeben werden muss an die kommenden Generationen an Lehrern, Eltern, Vorgesetzten etc.
    Das zweite Problem ist aber, damit dies zum Erfolg im Sinne besonderer Leistungen führt, müssen die Träger von bestimmten Leistungsvoraussetzungen (also gewissermaßen wir alle) wieder motiviert sein oder werden, besonders hart zu arbeiten (zu üben, üben, üben). Es ist die extrinsische Motivation, die man hierbei im Auge haben kann und muss – extrinsische Motivation, wie etwa auch durch materielle Belohnung besonderer Leistungen. Ganz im Sinne des oben Angesprochenen kann es nicht unser Ziel sein, Defizite aufzuzeigen und sie durch Bestrafung zu bekämpfen. Das durch Belohnung zu fördern, was gut läuft, unter Einhaltung allgemein zu erreichender Grundstandards auch in den anderen Bereichen, ist das Erfolgskonzept. Man muss daran erinnern, dass wissenschaftliche Untersuchungen schon länger zeigen, dass Noten eigentlich nicht objektiv die Leistungen eines Schülers wiedergeben können. Aber was ist schon objektiv? Für unsere Diskussion wichtiger ist allerdings, dass man die Frage stellen kann oder muss, ob Schulnoten ein geeignetes Instrument für die Entdeckung besonderer Leistungsvoraussetzungen sind. Auf jeden Fall soll die belohnungsorientierte Förderung der Perfektionierung individueller Begabungen auf die Individualität seines Schülers, seines Mitarbeiters unbedingt Rücksicht nehmen. „Denn wir können die Kinder nach unserem Sinne nicht formen; so wie Gott sie uns gab, so muss man sie haben und lieben, sie erziehen aufs Beste und jeglichen lassen gewähren. Denn der eine hat die, die andern andere Gaben“ (Johann Wolfgang von Goethe).
    Wirklich erfolgreich wird aber das Umsetzen besonderer individueller Leistungsvoraussetzungen nur dann sein, wenn deren Träger das selbst unbedingt will. Das Leistungsziel ist vielleicht die Schulnote, aber das Lernziel muss das Verstehen einer Sache sein. Für uns selbst, genauso wie für unsere Kinder, unsere Schüler, unsere Mitarbeiter, sollte das unbedingte Ziel sein, bei der Ausübung einer Sache in einen Flow-Zustand zu gelangen. Der Flow-Zustand beschreibt gewissermaßen, dass man sich in einer Aufgabe dann komplett vergisst. Der schönste und effizienteste Weg dorthin, hin zu seinem seinen individuellen Begabungen entsprechenden Flow-Zustand, ist, sich selbst zu belohnen. Und ich meine jetzt nicht, sich danach ein schönes Paar Schuhe zu kaufen. Das erfolgreiche Bewältigen einer Aufgabe, das Lösen
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