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Die Durchschnittsfalle (German Edition)

Die Durchschnittsfalle (German Edition)

Titel: Die Durchschnittsfalle (German Edition)
Autoren: Markus Hengstschläger
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Welle zu sein, auf der so manche in Richtung Erfolg reiten wollen. Es muss uns klar sein, dass dadurch noch keinerlei Innovation entsteht. So wichtig es etwa bei der Qualitätssicherung ist, es ist nur das Verwalten des Bestehenden. Wie viele Vorgesetzte haben Leitlinien in ihren Schubladen, nach denen sie sich auf die Suche nach besonderen Leistungen, nach neuen Ideen ihrer Mitarbeiter machen können? Existieren solche Leitlinien überhaupt? Haben wir überhaupt genügend dafür getan, dass Eltern, Lehrer oder Vorgesetzte über das Werkzeug und die Ausbildung verfügen, Talente zu erkennen, wenn sie vor ihnen stehen? Dort muss angesetzt werden. Dort liegt die Chance.
    Ich träume davon, dass die Eltern den Schüler mit den vier schlechten und der einen ausgezeichneten Note fragen: „Du hast überhaupt nichts gelernt, Du warst nur auf dem Fußballplatz, wie kannst Du eine so ausgezeichnete Note machen?“ Der Schüler könnte darauf (ähnlich der Hydra und dem Birkenspanner am Anfang dieses Buches) antworten: „Ich weiß es auch nicht. So etwas hat man, oder man hat es nicht.“ Egal wie weit wir jetzt biologische oder Umweltfaktoren in jedem Beispiel, in jedem Fach einzeln anführen und diskutieren müssten, ich würde mir wünschen, dass die Eltern sofort darauf sagen würden: „Ich glaube, unser Sohn hat ein Talent!“ (Da würde ich dann auch in Kauf nehmen, wenn der Vater oder die Mutter etwas voreilig und überheblich behaupten würde: „Ich glaube, das hat er von mir!“) Ich würde mir aber auf jeden Fall wünschen, dass diese Eltern ihrem Sohn erklären, dass er natürlich auch in den Fächern mit den schlechten Noten nun mehr lernen muss. Gewisse Grundstandards müssen zweifellos erreicht werden. Vielleicht aber nicht mehr als notwendig. Vielleicht muss er sich in diesen Fächern ja nicht im Durchschnitt einreihen … Wo er sich aber auf keinen Fall je wieder im Durchschnitt einreihen sollte, ist das Schulfach mit der ausgezeichneten Note. Dort müssen Eltern, Lehrer, Politiker und der Schüler selbst das Ziel haben, dass der junge Mensch ein „Peak“ und Freak“ wird. Und darauf stolz ist … selbst wenn er mit einer schlechten Note in einem anderen Fach in die nächste Klasse kommt.
    Es war einmal … es war einmal eine Zeit, in der Lehrer noch im Einzelfall ein Auge zudrücken konnten, um einem Schüler nicht durch unendliche Bemühungen, in seinem schlechtesten Fach Durchschnitt zu werden, seinen eben individuellen Werdegang mit seinen anderen Begabungen zu versperren. Vielleicht ist es aber auch nur ein Märchen …
    Der Wert des Können-Könnens
    Die Ergebnisse der europäischen Wertestudie von 1990 bis 2008 haben bei den Umfrageergebnissen betreffend die Thematik Erziehungsziele alarmierende Entwicklungen aufgezeigt. Man wollte mittels dieser Umfrage herausfinden, welche Erziehungsziele bei Kindern die Menschen für wichtig halten. Was also muss man einem Kind durch Erziehung beibringen beziehungsweise was muss man fördern? Die Ergebnisse für Österreich, die aber durchaus in ganz Europa ähnlich aussehen, zeigen, dass über diesen Zeitraum etwa die Wichtigkeit des Wertes „gute Manieren“ gleich geblieben ist. Deutlich abgenommen haben im Zeitraum von 1990 bis 2008 bei den Befragten allerdings die Bedeutung von „Unabhängigkeit“, „Fantasie“, „Kreativität“ und „Individualität“: „Kreativität, Unabhängigkeit und Individualität scheinen den Österreicherinnen als Gegengewicht zu alten Pflicht- und Gehorsamswerten offenbar nicht ausreichend. Sie werden teilweise sogar skeptisch betrachtet: Der Satz, ‚Die viele Freiheit, die junge Menschen heute haben, ist sicher nicht gut‘, findet 2008 mit 51 Prozent deutlich mehr Zustimmung als noch 1993 (43 %)“, schreiben dazu die Autoren des Buches „Die Österreicher / -innen. Wertewandel 1990–2008“.
    Etwas später ist in dem oben genannten Buch allerdings noch etwas Wichtigeres zu lesen. Dort heißt es, je höher das Bildungsniveau der Eltern ist, umso mehr Wert wird auf Individualität gelegt und desto weniger auf Leistungs- und Anpassungsnormen. Das beweist, dass Bildung der Schlüssel auch zu dem ist, was ich als das Wichtigste in meinem Konzept einstufe: Individualität.
    Der Mensch ist individuell, weil er biologisch individuell ist. Und er ist individuell, wenn seine Umwelt möglichst individuell ist. Individualität muss man zulassen. Es muss uns Hoffnung geben, dass der aktuelle Trend weg von Kreativität,
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