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Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)

Titel: Die dunkle Seite des Sommers (German Edition)
Autoren: Stefanie Mohr
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eine
Tasse.
    »Ich habe mir gerade die
bisherigen Berichte durchgelesen. Soll ich unsere Frau Chef-Spurensucherin
gleich dazurufen?«
    Hackenholt sah seinen Kollegen
verblüfft an. »Ist Christine denn im Haus?«
    »Allerdings. Sie kam vorhin
hereingeschneit und hat mir eine ganze Thermoskanne Kaffee geklaut! Offenbar
hat sie heute noch Größeres vor.«
    »Na dann.« Hackenholt griff zum
Telefonhörer.
    »Und? Was hat die Obduktion
ergeben?«, war das Erste, was Mur fragte, kaum dass sie den mitgebrachten
Aktendeckel auf den Schreibtisch gelegt und sich von Wünnenberg eine weitere
Tasse Kaffee gemopst hatte. »War der Mann betrunken und ist auf einen der
Felsbrocken gestürzt? Allerdings konnten wir keine Blutanhaftungen finden.«
    Hackenholt schüttelte den Kopf.
»Er ist ertrunken.«
    »Im Wald?« Wünnenberg konnte
sein Erstaunen nicht verbergen.
    Mur verdrehte gequält die Augen.
»Schon mal was davon gehört, dass der Fundort nicht immer mit dem Tatort
identisch ist, Ralph?« Sie hielt inne. »Allerdings hätten wir dann ein Problem
mit den Totenflecken.«
    »In diesem Fall könnte der Mann
wirklich im Wald ertrunken sein«, erklärte Hackenholt und berichtete von der
Obduktion und von den Vermutungen, die er zusammen mit Dr. Puellen aufgestellt
hatte.
    »Damit könntest du recht haben«,
meinte Mur nachdenklich. »In der Mulde, in der die Leiche lag, war es unter der
Laubschicht noch immer matschig. Möglich, dass sich dort das Wasser gestaut hat
und er darin ertrunken ist. Allerdings hege ich Zweifel, ob er wirklich an
dieser Stelle mitten im Wald niedergeschlagen wurde. Überlegt doch mal: Die
Wunde wurde von einem rostigen, zylindrischen Gegenstand verursacht.
Wahrscheinlich von einem Rohr. Niemand, der im Wald spazieren geht, trägt
einfach so ein Rohr mit sich herum.«
    »Wenn er einen Überfall plant,
dann vielleicht schon«, protestierte Wünnenberg.
    »Kein Mensch, der bei klarem
Verstand ist, würde planen, einen Obdachlosen auszurauben.«
    »Ach ja? Und wo sind dann seine
Tüten?«
    »Wahrscheinlich da, wo er
niedergeschlagen wurde!« Mur raufte sich die Haare. »Schau, der Obdachlose
wurde aus irgendeinem Grund an einem uns noch unbekannten Ort angegriffen.
Anschließend bekam es der Täter mit der Angst zu tun. Er glaubte, der Mann sei
tot, also hat er ihn ins Auto gepackt, ist in den Wald gefahren, hat ihn im
dichtesten Gestrüpp in einer Mulde abgeladen und vielleicht noch mit einer
Schicht Laub zugedeckt. Als es dann zu regnen anfing und das Wasser sich in der
Senke gesammelt hat, ist der Totgeglaubte ertrunken, ohne noch mal das
Bewusstsein erlangt zu haben.«
    Hackenholt gab einen
zustimmenden Laut von sich und stellte die Kaffeetasse ab. »So könnte es
tatsächlich gewesen sein.« Versonnen sah er aus dem Fenster.
    »Wie weit hat Dr. Puellen die
Todeszeit eingrenzen können?«, wollte Mur wissen.
    »Dafür, dass der Tote schon eine
Weile im Wald lag, erstaunlich genau. Es gibt da ein neues immunhistochemisches
Verfahren, das ein Gerichtsmediziner in Tübingen entwickelt hat. Es basiert auf
dem Nachweis der Zersetzung von verschiedenen Proteinen im Körper.«
    Mur zog überrascht die Augenbrauen
hoch. »Davon habe ich noch gar nichts gehört. Das muss ich heute Abend gleich
mal nachlesen. Aber schade, denn ich hatte wirklich gehofft, endlich mal einen
Forensiker kennenzulernen, der sich auf Entomologie spezialisiert hat und mir
ein bisschen mehr über die Besiedlung von Leichen durch Insekten erzählen
kann.« Sie seufzte enttäuscht.
    »Nun, jedenfalls wurde unser
Obdachloser vor sechs bis acht Tagen umgebracht«, kam Hackenholt auf die
ursprüngliche Frage zurück. »Vielleicht können wir das Zeitfenster sogar noch
weiter eingrenzen. Erinnert sich einer von euch, wann es geregnet hat?«
    Mur wiegte den Kopf hin und her,
während sie gedankenverloren mit einem von Hackenholts Kugelschreibern
herumspielte. »Bei mir in Feucht hat es in den letzten zwei Wochen fast die
ganze Zeit geregnet, aber nie so stark wie hier in Nürnberg.«
    »Mal sehen«, murmelte Wünnenberg
und rief im Internet seine Lieblingswetterwebseite auf. Mit ein paar Klicks
gelangte er zur Vorhersage für Nürnberg und ließ sich unter der Rubrik »Rückblick«
eine Tabelle der amtlich gemessenen Niederschlagsmengen anzeigen. »Also, am
vorletzten Donnerstag hat es zwar geregnet, aber nur zwei Liter. Das ist nicht
sonderlich viel. Am Freitag und Samstag gab es gar keinen Niederschlag, am
Sonntag immerhin zwölf Liter, und
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