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Die dunkle Seite des Ruhms

Die dunkle Seite des Ruhms

Titel: Die dunkle Seite des Ruhms
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und sah Ballister fragend an. »Wenn Lora uns überwachen läßt, Jérome, werden wir auf einem dauernd sprengbereiten Pulverfaß leben.«

II
    Es gibt Journalisten, die erst einmal auf ihren Kontostand sehen müssen, um Auskunft über die Höhe ihres Verdienstes geben zu können … wie Felicitas Saunders. Bei ihnen ist jede Zeile, jedes Wort ein Klümpchen Gold wert. Ob berechtigt oder nicht, das soll nicht zur Debatte stehen, sie haben eben einen großen Namen und man zahlt ihnen das, was sie wollen oder erhoffen. Es gibt unter ihnen einige, die eigene Vermögensverwalter haben, weil sie sich kaum noch um das Geld kümmern können, sondern rund um die Welt unterwegs sind, aber das sind die großen Stars, und es gibt sie auch nur in den USA, wo die Medien eine größere Macht besitzen als die Regierung.
    Die meisten Journalisten, man kann schon sagen fast alle, leben bescheiden dahin, und wenn sie eine feste Anstellung haben, sind sie fein raus und brauchen nicht dem miesen Job der harten Tagessensation nachzujagen, dieser Hetze, immer der erste zu sein, der irgend etwas aufreißt, was dann Millionen interessieren soll.
    Man erkennt so einen Reporter an seinem lauernden Blick, seinem nervösen Augenzucken, seiner kaltschnäuzigen Unverschämtheit, immer da zu sein, wo andere nicht sein dürfen; man trifft sie überall, wo fremde Augen unerwünscht sind oder prominente Leute vom Normalweg einmal abgewichen sind, wo ein Interview tödlich sein kann oder ein Foto für alle Zeit entlarvend. Sie werden verjagt und kommen durch Hintertüren wieder, sie werden verprügelt und machen noch im Liegen ihre Fotos, sie tauchen als Froschmänner vor nackt sich sonnenden Prominenten auf oder kleben Mikrofone unter berühmte Betten, um der Umwelt zu berichten, daß Menschen auf der Matratze in groben Zügen alle gleich sind.
    Es ist ein verdammt harter Job, jeden Tag etwas Neues und Interessantes zu liefern und den Chefredakteur zufriedenzustellen. Die Konkurrenz ist groß und gnadenlos. Mit vollem Namen in einer Zeitung genannt zu werden – ein Bericht von Harwey Smith –, kommt einer kleinen Seligkeit gleich. Wer in den USA gar auf eine Titelseite mit Namen kommt, hat es geschafft und die jagende Angst in Herz und Hirn, dort wieder verdrängt zu werden von einem noch fixeren Kollegen.
    In dieser Landschaft des Fressens und Gefressenwerdens war Arthur Darkster ein kleines, trüb flackerndes Licht. Nicht, daß er nicht schreiben konnte, sein Stil war flott, frech, romantisch, sexy, brisant, ganz wie man es wollte und wie es zum Thema paßte, aber er hatte eben nicht das Gespür, wo sich die großen Knüller aufreißen ließen. Er konnte nur davon träumen, was Felicitas Saunders täglich praktizierte, und wenn er – wie in diesen Tagen – auf dem Kanal der ACF das Interview im Privat-Jet des Prinzen Khalif sah und hörte, bewunderte er neidlos die Kollegin, die er überhaupt für die Größte in seinem Beruf hielt.
    Darkster war so etwas wie das dritte Glied. Er bekam Aufträge von seinen Redaktionen, die er gewissenhaft ausführte, aber Sensationen kamen dabei nicht heraus. Er arbeitete freiberuflich, wie man so schön sagt, an keine Zeitung fest gebunden, nur mit ihnen durch Mitarbeiterabsprachen verbunden, ein freier Vogel, dem man die Körner nicht in einem Schälchen hinstellt, sondern der sie sich mühsam selbst aufpicken muß. Das hat einige Vor- aber auch viele Nachteile: Man ist sein eigener Herr, doch man muß auch jeden Dollar erobern. Für Arthur Darkster hieß das: Immer auf dem Sprung sein, Kontakt zu allen möglichen Leuten halten, auf Menschenjagd gehen wie ein Kopfjäger und nie die Hoffnung aufgeben, mit einer wirklichen Sensation aus dem Schatten seines Reporterdaseins herauszutreten.
    Er war deshalb mehr als verblüfft, als am Morgen nach Felicitas Saunders hervorragender Sendung über Prinz Khalif Omar ben Saud bei ihm das Telefon klingelte und ihn eine Männerstimme bat, um 11 Uhr im Café des Lincoln-Center zu sein. Dritter Tisch links vom Eingang. Zu Fragen kam Darkster nicht mehr. Der Anrufer hatte aufgelegt.
    Reporter sollen ein Gespür haben, das ist ihr Grundkapital. Darkster empfand auch wirklich in dieser Minute ganz deutlich, daß dieser Anruf eine Wende in seinem Dasein sein müßte. Er trank zwei Tassen starken Kaffee mehr, als er sonst zum Frühstück schluckte, goß einen Whiskey hinterher und machte sich frühzeitig auf den Weg. Ein Anruf bei den verschiedenen Mordkommissionen brachte keine
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