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Die dunkle Seite des Ruhms

Die dunkle Seite des Ruhms

Titel: Die dunkle Seite des Ruhms
Autoren: Heinz G. Konsalik
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passieren dürfen. Mir nicht! Khalif, Sie sind ein Gentleman! Bleiben Sie es bitte.«
    »Ich möchte wissen, wer der Mann ist, der Sie liebt.«
    »Was hätten Sie davon?«
    »Ich werde ihn mir genau ansehen und mich dann fragen, warum gerade dieser Mann das höchste Glück der Erde genießt: Sie zu lieben! Mich reizen Geheimnisse. Es sind für mich archäologische Kostbarkeiten, die ich ausgraben muß! Und warum lieben Sie diesen Mann, Felicitas?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Bei Gott, das wissen Sie nicht?«
    »Wenn ich es wüßte, würde ich ihn nicht mehr lieben. Man kann Liebe nicht erklären, nicht analysieren, nicht denkerisch erfassen. Könnte man das, wäre es absolut keine Liebe mehr, sondern nur noch Sex. Sex ist erklärbar … mit Worten, mit Griffen, mit Handlungen, im Bett. Da werden Reize aufgebaut und genutzt. Da werden Begehrlichkeiten abgebaut. Liebe ist etwas ganz anderes, Khalif. Das ist eine eigene innere Welt, in die man immer flüchten kann vor der äußeren Welt.«
    »Und dieser unbekannte Mann ist für Sie eine ganze Welt?«
    »Ja!«
    »Ich muß ihn sehen. Ich muß!« Khalif sprang aus seinem Sessel auf. Felicitas sah ihn bedrückt an, wie er in dem Salon hin und her lief und die Fäuste gegeneinander schlug.
    »Sie haben noch nie erlebt, Khalif, daß jemand zu Ihnen nein sagte?«
    »So ist es.« Er blieb stehen. »Mein härtester Gegner war ein Rentner in Paris. Begreifen Sie das? Ein alter Mann, der im Monat von 650 Francs lebte! Einen ganzen Monat lang! Das ist doch unmöglich! Aber er lebte, und er hatte einen Hund, den er an einem einfachen Strick spazierenführte. Nicht einmal eine Lederleine hatte er. Ich stand zufällig unerkannt am Quai gegenüber Notre Dame, da kam der alte Mann mit seinem Hund vorbei. Und ich sehe: Der Hund hat zweierlei Augen. Links ein braunes, rechts ein blaues Auge! Ein Hund mit einem blauen Auge! Ich halte den Mann an und sage: ›Ich möchte den Hund kaufen!‹ Und der alte Mann antwortet mir: ›So viel Geld haben Sie gar nicht, Monsieur!‹ Ich frage: ›Wieviel verdienen Sie?‹ Und er sagt: ›Ich lebe von 650 Francs im Monat!‹ Da habe ich meine Brieftasche gezogen und ihm fünf Hundertdollarnoten hingehalten. ›Für den Hund!‹ sagte ich dabei. Aber der alte Mann lachte und antwortete: ›Meinen Bolou? Um nichts auf der Welt! Trennen wir uns, Monsieur!‹« Khalif atmete laut durch. »Ich habe den Hund mit den zwei verschiedenen Augen doch bekommen. Für 1,4 Millionen Dollar! Ich mußte ihn haben. Es war doch unmöglich, daß ein alter, armer Mann mir etwas abschlägt. Den Hund habe ich nachher erschießen lassen. Er interessierte mich nicht mehr. Er war ja nur ein Teil der Kraftprobe, ob Geld gewinnt. Und es gewinnt immer …«
    »Ein Irrtum, Khalif.« Über den Bordlautsprecher kam die Bitte des Captains, sich anzuschnallen. Die Maschine kreiste über Nassau und landete gleich. Sie schnallten sich an und saßen sich nun eng gegenüber. »Kennen Sie den Fortgang der Geschichte?«
    »Hat sie einen? Ich bin zwei Tage später zurück nach Dubai geflogen.«
    »Die Sache mit dem Hund, der 1,4 Millionen kostete, ging natürlich um die ganze Welt. Auf so etwas stürzen sich die Journalisten. Auch ich interessierte mich dafür und wollte den alten Mann vor die Kamera holen. Er hieß Jean Gabriel Tissant. Er holte sich am nächsten Morgen das ganze Geld von der Bank ab, saß stundenlang in seiner kleinen Wohnung vor dem Haufen Scheine und starrte dann in den leeren Hundekorb und auf sein Bett, wo Bolou immer gelegen hatte und laut geschnarcht hatte. Die Nacht darauf muß noch schlimmer gewesen sein. Tissant betrank sich, aber er konnte nicht schlafen. Der Hund fehlte ihm, er war vereinsamt, er war verwirrt, er lag plötzlich in einer kalten Welt! Ein Leben ohne Bolou, der über zwölf Jahre bei ihm gewesen war. Bolou, der ewig Treue! Ihn hatte er verkauft für 1,4 Millionen Dollar! Am nächsten Morgen stand Tissant vor dem Hotel George V. wo Sie damals wohnten, Khalif. Aber jetzt sprach keiner mehr mit dem alten Mann. Ihre Leibwächter jagten ihn weg wie eine Mücke! Tissant erfuhr nur noch, daß man Bolou erschossen habe und er mit dem Müll abtransportiert worden war. Gegen 11 Uhr vormittags sprang Tissant unter vielen Zeugen in die Seine, mit einem schweren Stein um den Hals gebunden. Als sie ihn endlich herauszogen, war er längst tot.« Felicitas blickte aus dem Fenster. Sie setzten gleich auf die Piste von Nassau auf, das Betonband unter ihr raste auf
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