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Die dunkle Seite des Mondes

Die dunkle Seite des Mondes

Titel: Die dunkle Seite des Mondes
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Reserven sind durch meinen Eingriff in Ihren Stoffwechsel aufgebraucht. Sie können jetzt an einer einfachen Erkältung sterben. Passen Sie auf, daß Sie nicht hinfallen.« »Oder etwas fallen lassen, das weniger gut verpackt ist«, spottete Hartmann mit vorgetäuschter Gelassenheit. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Sie sagen es«, stimmte Kyle zu. Er richtete sich auf und blickte sich um. Im Halbdunkel sah es aus, als wenn er in letzter Zeit noch ein paar Zentimeter gewachsen wäre. »Wir benötigen Waffen«, sagte er. Hartmann musterte gedankenverloren die toten Moroni und fragte sich, wer von ihnen aus welchem Grund noch Waffen brauchen sollte. »Bedienen Sie sich«, sagte er und machte eine ausholende Geste mit der linken Hand. »Es ist genug für alle da.« Kyles ungleiche Augen fixierten ihn. »Ich sehe zwar Munition, aber keine Waffen. Haben Sie etwas bemerkt, was mir entgangen ist?« Hartmann schüttelte stumm den Kopf. »Das wäre ein echter Witz«, sagte er grimmig. »Tonnenweise Munition, aber keine einzige Waffe.« Er löste sich von dem Regal und machte versuchsweise ein paar Schritte. Ihm wurde schwindelig, aber nach ein paar tiefen Atemzügen gewann er etwas Kraft zurück. »Alles in Ordnung?« fragte Kyle. Hartmann hob die Hand. »Nein«, sagte er, »aber ich komme zurecht. Ich nehme diese Seite, okay?« »Einverstanden.« Kyle griff in das Regal neben sich und warf ihm etwas zu. Er fing es auf und erkannte, daß es ein kleiner Zielscheinwerfer war. »Batterien sind drin«, sagte Kyle und schaltete seine Lampe ein. Hartmann tat es ihm nach. Zielscheinwerfer wurden an einer Waffe angebracht und erzeugten einen scharf gebündelten, intensiven Strahl, der in völliger Dunkelheit den Fleck markierte, den der Schuß treffen würde. Als Lampe waren sie denkbar ungeeignet, aber sie leuchteten immer noch besser als Stiefel oder Handtücher. Er ließ den Lichtfleck über die hohen Regale tanzen und schüttelte den Kopf. »Vermutlich ist das ganze Zeug alphabetisch geordnet worden«, murmelte er und setzte sich in Bewegung. »Was?« Kyle war schon auf der anderen Seite des Regals angekommen. »Nichts«, sagte Hartmann ergeben. »Achten Sie auf Funkgeräte, ja?« »Wozu?« fragte Kyle und umrundete das Regal am anderen Ende. »Net hat vielleicht noch das kleine Funkgerät. Auf diese Weise haben wir noch eine Chance, sie zu finden.« »Falls sie noch am Leben ist«, versetzte der Jared ungerührt. »Ich hoffe es«, antwortete Hartmann leise. »Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben.« Kyle musterte ihn mit dem forschenden Blick eines Raubvogels. »Sie würden sie vermissen«, sagte er. Die Worte klangen seltsam unangemessen. Hartmann nickte widerwillig. »Als Tochter … oder als Frau?« Er war drei Schritte auf den Jared zugegangen, ehe seine Schwäche ihn zwang, sich wieder an das Regal zu lehnen. Überrascht erkannte er, daß er den Jared geschlagen hätte, wenn er dazu noch in der Lage gewesen wäre. »Das wird zur schlechten Gewohnheit«, sagte Kyle, und etwas in seinem Tonfall warnte Hartmann. Kyle veränderte sich, und die Veränderung seiner Beine und seines Gesichtes waren nicht die schlimmsten. Hartmann fragte sich, ob sich Kyle dieser Veränderungen überhaupt bewußt war. Er zwang sich zu einem Lächeln. »Passen Sie auf sich auf«, sagte er und ging zum nächsten Regal. Kyle musterte ihn verwundert, ohne zu blinzeln. »Sie meinen, ich sollte mich vor weiteren Wunden in acht nehmen«, sagte er dann. Hartmann nickte ihm vom nächsten Gang aus zu. »Ich finde, Sie haben sich zu Ihrem Nachteil verändert«, stellte er trocken fest.
Kapitel 2
    Die Treppe hatte sie in einen höher gelegenen Hangar gebracht, der zwar trocken war, sich aber ansonsten nicht nennenswert von der Halle unterschied, die sie hinter sich gelassen hatte. Net konnte in einiger Entfernung etwa ein Dutzend der kleineren Moroni-Gleiter erkennen, und eine Handvoll Ameisen, die zwei der Flugmaschinen zum Einsatz bereit machten. Sie verbarg sich hinter einer großen Krananlage und überdachte ihre Lage. Die Explosionen hatten aufgehört, und irgend jemand war so rücksichtsvoll gewesen, die Alarmsirenen abzuschalten. Net hatte ein paarmal versucht, über das Funkgerät Kontakt zu Hartmann oder Kyle zu bekommen, aber keiner von beiden hatte sich gemeldet. Nach einer Weile hatte sie das Gerät abgeschaltet, um die Batterien zu schonen. Außerdem mußte sie befürchten, daß sie zwar nicht ihre
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