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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle
Autoren: Tobias O. Meißner
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Aber wir haben womöglich falsch
gedacht oder falsch gehandelt.«
    Â»Darf ich offen
sprechen?« fragte Akamas leise.
    Â»Selbstverständlich.«
    Â»Aldava ist nicht die
Hauptstadt des Glaubens.«
    Â»Das steht doch wohl
außer Frage!«
    Â»Hier stehen zwar die
fettesten und prächtigsten Tempel der Zehnzahl, aber der ursprüngliche Tempel,
der dem Einen geweiht war, der über alle vier Elemente gebot, steht woanders.
Für den Orden der Vier Gründe bedeutet Aldava lediglich die Zersplitterung des
Glaubens in zehn unbeträchtliche Scherben. Das wahre Heim des Weltenschöpfers
ist – wie der Name schon sagt: Warchaim.«
    Königin Thada sah ihn
spöttisch an. »Ihr Tätowierten seid Ketzer und Narren. Deshalb seid ihr so
wenige. Aber« – sie wurde ernst – »genau deshalb brauche ich dich. Für eine
zusätzliche Perspektive. Damit wir nichts übersehen. Womöglich hast du recht.
Vielleicht geht es um Warchaim, nicht um Aldava. Aber auch in Warchaim leben
mehr als fünftausend Menschen, die ich nicht einfach kampflos preisgeben werde.
Wir müssen auf jeden Fall handeln. Das Jahr ist erst zu einem Viertel
vollendet. Das ›Wenn‹ gilt noch immer.«
    Â»Wie lautet Euer Plan?«
    Â»Ich will dich mit
allen Befugnissen ausstatten, damit du die Originalzeugnisse einsehen kannst.
Ich brauche eine unabhängige Beurteilung. Die vier Bücher, aus denen die
Prophezeiungen zusammengesetzt werden, sind von ihren Besitzern zu eifersüchtig
gehütet worden, als daß ich der Vollständigkeit und Ausdeutung der Verse
restlos trauen könnte.«
    Â»Ein Quellenstudium«,
sagte Akamas andächtig.
    Â»Genau. Ein Studium der
originalen Textquellen. Du weißt, wo die vier Bücher zu finden sind.«
    Â» Das
Buch der Wirkung bei den Priestern des Afr. Das Buch
der Weisung bei den Priestern des Tinsalt. Das Buch
der Wandlung bei den Priestern des Delphior. Das Buch
der Wahrung bei den Priestern des Kjeer.«
    Â»Richtig.
Wahrscheinlich sind die Seiten über den gesamten Kontinent verstreut. Reise
schnell und forsche gründlich. Ich stelle dir zu diesem Zweck ein unbegrenztes
finanzielles Guthaben zur Verfügung. Aber ich gebe dir nicht mehr als drei
Monde Zeit. Im Mittelrauch will ich Ergebnisse sehen, damit wir noch ein halbes
Jahr zur Verfügung haben, das ›Wenn‹ in ein ›Wenn nicht‹ zu verwandeln.«
    Â»Und was passiert
inzwischen? Ihr wartet doch sicherlich nicht ausschließlich auf mich?«
    Â»Wir haben bereits den
zweiten Vorstoß ins Land der Affenmenschen eingeleitet.«
    Â»Einen zweiten
Feldzug?«
    Â»Nein. Einen einzelnen
Mann.«
    Â»Wen?«
    Â»Den einzigen, der sich
für so etwas freiwillig gemeldet hätte: Galin von Asteria.«
    Akamas schaute ein paar
vorbeiflatternden Ziervögeln hinterher. »Er gilt als der mächtigste Magier des
Kontinents, aber ich traue ihm nicht. Er hat Experimente mit Toten gemacht.«
    Â»Das ist alles in
mündlicher Rede aufgebauscht worden. Galin hat zwei oder drei frisch
Verstorbene wieder ins Leben zurückgeholt. Bei anderen wiederum ist es ihm
mißlungen. Es ist nicht gerade so, als ob hier ein Nekromant eine Armee von
Wiedergängern heranzüchtet. In den Dörfern, in denen seine Zauber Erfolg
hatten, gilt Galin als Heiler und Wundertäter.«
    Â»Dennoch spricht ein
Mangel an Demut aus all seinen Handlungen. Er will dort Erfolg haben, wo
zweitausend Soldaten versagten? Weshalb unterstützt Ihr seinen Größenwahn?«
    Â»Weil er mich nichts
kostet. Wenn er gehen will, soll er gehen. Das gibt mir Zeit, meine dritte und
vierte Maßnahme vorzubereiten: ein Aufstocken des Militärpersonals in Galliko,
Carlyr, Ferbst und Hessely und das Ausstatten eines Sonderkommandos, das verdeckt
im Feindesland operieren soll, mit Schwarzwachsrüstungen. Meine fünfte Maßnahme
bist du. Maßnahme Sechs wird das sein, was ich aufgrund deiner Ergebnisse
beschließe. Mögen die Götter uns gewähren, daß eine siebte Maßnahme nicht mehr
nötig ist.«
    Akamas nickte. »Am
besten werde ich unverzüglich aufbrechen, meine Königin. Wahrscheinlich werde
ich schon allein einige Tage damit zubringen, aus den aldavaischen
Hohepriestern die genauen Aufenthaltsorte der geheiligten Schriften
herauszubekommen.«
    Â»Wie gesagt: Man wird
dir am Palasttor alle Dokumente, Siegel und Vollmachten
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