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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee
Autoren: James Barclay
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getroffen hat, schließe ich euch an erster Stelle in meine Gebete und meine Gedanken ein. Ist es nicht seltsam, dass die Aufgestiegenen just in dem Augenblick hier auftauchen, in dem eine Krankheit ausbricht? Fast, als hätten sie schon vorher gewusst, was geschehen würde.« Koroyan zuckte mit den Achseln. »Wer weiß, vielleicht sind sie sogar so mächtig, dass sie den Ausbruch der Seuche vorhersagen konnten. Vielleicht sind sie aber auch die Ursache. Denn was wäre überzeugender als eine Vorführung ihrer Kräfte in einer echten Notlage? Wenn es nichts zu verbessern gäbe, dann könnten sie auch nicht eure Aufmerksamkeit erregen, nicht wahr?
    Ich klage sie an. Sie sind Verbrecher, die unter dem fehlgeleiteten Schutz der Konkordanz stehen. Sie sind Ketzer vor dem Allwissenden. Diesen Leuten müssen wir Einhalt gebieten. Alle, die den Allwissenden anbeten, wissen dies und kennen auch die Strafe. Ketzer müssen brennen.«
    Jetzt kam Bewegung in die Menge. Zorn regte sich, und einige hoben die Stimmen. Die Mehrheit war auf der Seite der Kanzlerin, aber nicht alle folgten ihr. Niemand riskierte es, die Hand zu heben, solange beide Seiten von Wächtern beschützt wurden.
    »Das artet zu einem Tribunal aus«, sagte Harkov leise. »Ich möchte Euch raten, Eure nächsten Worte mit Bedacht zu wählen.«
    Arducius sprang auf den Rand des Brunnens, von wo aus er die Menge überragte, die rasch verstummte. Ossacer nahm sein Selbstvertrauen als warmen grünen Schimmer in seiner Aura wahr.
    »Wir sind jetzt seit fünf Tagen hier. Fünf Tage, in denen wir bei euch gesessen, mit euch gegessen und gebetet haben. Ja, wir haben unsere Fähigkeiten eingesetzt, um die Kranken zu heilen. Wenn ich mich umsehe, erkenne ich viele Gesichter wieder. Einige unter euch sahen einer vorzeitigen Rückkehr in die Erde entgegen, können jetzt aber umherlaufen, nachdem sie wieder zu Kräften gekommen sind.
    Die Kanzlerin hat recht. Der Allwissende sorgt für euch, und wir verrichten das Werk des Allwissenden, indem wir die retten, die gerettet werden können. Wir helfen denen, die uns um Hilfe bitten, so gut wir es vermögen.
    Die Kanzlerin hat recht. Wir können den Wind heraufbeschwören und das Wasser und das Feuer aufsteigen lassen. Aber nur im Namen des Allwissenden. Nur um unser Volk zu schützen. Euch. Dies beweist unseren Wert. Wir sind hier, um euch zu dienen. Haben wir auch nur einen Einzigen unter euch verletzt?«
    Arducius wandte sich an die Kanzlerin. »Es ist eine unendliche Tragödie, dass wir nichts mehr wollen, als am Busen des Ordens Geborgenheit zu finden. Wir wären froh, wenn wir der Kanzlerin unsere Treue schwören könnten. Sie aber verweigert uns diesen Weg, und deshalb sind wir gezwungen, ohne ihren Segen zu arbeiten.
    Ich stehe nun vor euch und sage euch, dass ihr von den Aufgestiegenen nichts zu befürchten habt. Wenn ihr uns nicht glauben wollt, dann lasst uns eben verbrennen. Aber ihr könnt den Weg der Konkordanz nicht ändern. Der Aufstieg ist hier und wird immer hier bleiben. Er genießt die Unterstützung der Advokatin. Im Laufe der Generationen werden mehr und mehr eurer Kinder ähnliche Fähigkeiten entwickeln.
    Einige werden uns heute nach Estorr begleiten, andere werden folgen. Seht das Gute in uns, denn nur darauf kommt es an. Die Kanzlerin irrt sich. Wir sind keine Ketzer. Sie allein ist diejenige, die vom Tod spricht.
    Wir geben dem Leben den Vorzug. Ich kann mir keine größere Freude vorstellen, als den Allwissenden anzubeten, und ich bitte euch alle, im Glauben stark zu bleiben und andere dazu anzuhalten. Wir bitten euch nur um Verständnis, da wir im Glauben an den Allwissenden und niemals gegen ihn handeln.«
    In der Menge war es mucksmäuschenstill geworden, während Arducius gesprochen hatte. Er sprang vom Brunnenrand herunter und durchquerte den freien Raum, bis er vor der Kanzlerin stand.
    »Eure Auftritte haben sich überlebt, Felice. Im letzten Jahrzehnt haben wir Hunderte von Menschen gerettet und Tausende befreit, aber niemanden verletzt. Wir werden diejenigen, die mit uns nach Estorr gehen wollen, mitnehmen, und Ihr werdet uns nicht daran hindern, noch wird Euer Schoßhündchen sein Schwert ziehen.«
    Horst Vennegoor, das Erste Schwert der Gottesritter, zuckte zusammen und knurrte.
    »Spart es Euch, Vennegoor«, sagte Arducius. »Als Ihr uns vor einem Jahrzehnt in Westfallen überfallen habt, wart Ihr schon über Eure beste Zeit hinaus. Jetzt seid Ihr einfach nur alt.«
    Felice Koroyan
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