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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee
Autoren: James Barclay
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Ende der Gasse. Ossacer erkannte die Lebenslinien vieler verwirrter Menschen, hinter ihnen das lebhafte Blau des Wassers im Brunnen. Harkov winkte zweien seiner Männer, vorauszugehen, während er selbst langsamer wurde. Ossacer suchte in den lodernden menschlichen Energien nach einem Zeichen von Arducius. Er war schwer zu finden.
    »Wo ist er?«
    »Es wird ihm schon nichts passieren«, beruhigte Harkov ihn.
    Ossacers Herz raste. Er bemühte sich sehr, ruhig zu bleiben. Das Flackern der Energien ließ etwas nach, und er konnte wieder Einzelheiten erkennen. Nur Arducius war nirgends zu entdecken. Einige Leute riefen, es gab ein kurzes Handgemenge, und in der darauf folgenden Stille traten Ossacer und Harkov vor. Der General schilderte ihm die Einzelheiten.
    »Koroyan ist mit Vennegoor und ungefähr zwanzig Ordensrittern gekommen. Arducius steht ihnen hinter einer Reihe unserer eigenen Männer gegenüber. Bisher hat noch niemand ein Schwert gezogen, aber die Leute werden nervös. Das Problem ist, dass die Bürger von allen Seiten herbeiströmen. Wenn etwas schief geht, haben wir keine Fluchtmöglichkeit mehr.«
    »Es wird schon nichts passieren«, sagte Ossacer. »Bringt mich nur in Ardus Nähe.«
    Harkovs Männer zogen die Köpfe ein und drängten sich bis zum Brunnen durch. Die vielfachen Bilder in Ossacers Kopf klärten sich, bis er schließlich auch Arducius erkennen konnte. Seine Aura war ruhig, die Energien seines Körpers strömten gleichmäßig. Doch in seinem Körper erkannte Ossacer auch die grauen Striche seiner brüchigen Knochen. Diese Krankheit konnte nicht einmal er heilen.
    Die Gardisten waren recht nervös, und auf Ossacers Sinne stürmte nun der Zorn der Ordensmitglieder ein, die nur wenige Schritte vor ihnen standen. Die Gespräche brachen ab.
    »Kann man dich denn keinen Moment allein lassen, ohne dass es Ärger gibt?«, sagte Ossacer.
    »Damit komme ich schon zurecht«, entgegnete Arducius. »Aber es ist trotzdem gut, dass ihr kommt.«
    Sie stellten sich vor die Reihe der Gardisten. Kanzlerin Koroyan hatte sich hochmütig und voller Verachtung in Positur geworfen.
    »Ah«, sagte sie. »Da ist ja auch der Blinde. Zweifellos habt Ihr gerade wieder einmal Eure perversen Heilungen vollzogen?«
    Es wurde still in der Menge, die auf dem kleinen Platz mit dem Brunnen inzwischen mehrere Hundert Köpfe zählte. Ossacer spürte die Bewegung der Menschen. Die Kanzlerin war eine herrische Gestalt, und trotz der Arbeit, die er und Arducius hier geleistet hatten, war ihre Sicherheit keineswegs garantiert. Alle, die jetzt lauschten und zuschauten, waren Anhänger des Ordens.
    »Ihr könnt mich gern begleiten und mit einigen reden, denen ich geholfen habe«, schaltete Ossacer sich mit lauter Stimme ein. »Fragt sie, wie sie über meine Arbeit denken.«
    »Es gibt da etwas, das mich interessiert und das wir alle hier sicher gern wissen würden«, fragte Arducius, »was habt Ihr eigentlich hier zu suchen?«
    Ossacer atmete scharf ein.
    »Das ist gefährlich, Ardu. Sehr gefährlich«, flüsterte er.
    »Wir klären das lieber sofort.«
    Koroyan schien tatsächlich ein wenig zurückzuschrecken, aber sie fasste sich rasch wieder und trat vor.
    »Trägt sie immer noch dieselben alten Staatsroben?«, fragte Ossacer.
    »Ja. Aber ihr Haar hat seit dem letzten Mal ein paar graue Strähnen bekommen.«
    »Liebe Einwohner von Okiro, von Morasia und der Konkordanz«, hub Koroyan mit hoheitsvollem Lächeln an, »treue Diener des Allwissenden. Ich bin froh, dass ihr die Gelegenheit hattet, mit eigenen Augen zu beobachten, was die so genannten Aufgestiegenen tun können. Sie können Kranke heilen, aber was benutzen sie dazu? Und was können sie sonst noch tun, das sie uns nicht ganz so freimütig vorführen? Ich habe gesehen, wozu sie fähig sind, und mir gefriert heute noch das Blut in den Adern, wenn ich sehe, dass sie immer noch frei herumlaufen dürfen. Sie können Berge aus Wasser auftürmen, die euch alle in euren Betten ertränken würden. Sie können Stürme heraufbeschwören, die eure Häuser dem Erdboden gleichmachen. Sie spielen mit den Elementen, als seien sie ihr Eigentum. Das sind sie aber nicht. Diese Erde ist das Reich Gottes, des Allwissenden. Kein Sterblicher hat das Recht, sich göttlicher Kräfte zu bedienen und sie zu benutzen, als wären es seine eigenen. Könnt ihr euch sicher fühlen, wenn so jemand unter euch wandelt?
    Der Allwissende sorgt für euch, und nachdem diese tragische Krankheit euer Dorf
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