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Die Dunkelgräfin: Das Geheimnis um die Tochter Marie Antoinettes (German Edition)

Die Dunkelgräfin: Das Geheimnis um die Tochter Marie Antoinettes (German Edition)

Titel: Die Dunkelgräfin: Das Geheimnis um die Tochter Marie Antoinettes (German Edition)
Autoren: Carolin Philipps
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war sie mir ganz besonders anvertraut«, schreibt Madame de Mackau in ihrem Brief an das Sicherheitskomitee. »Ich wage zu glauben, dass das Waisenkind niemand mehr zu sehen wünscht als mich wegen der Verbundenheit, die sie durch meine Sorge und meine Zärtlichkeit für sie für mich empfindet.« 10
    Genau das aber war wohl der Grund dafür, dass ihre Bewerbung und die der anderen ohne Antwort blieben. Denn das Sicherheitskomitee legte großen Wert auf Loyalität der Republik gegenüber. Diese konnte aber bei allen dreien zu Recht bezweifelt werden. 11
    Man war insbesondere Madame Hue gegenüber skeptisch, denn ihr Mann galt in Paris als einer der zahllosen Agenten des Grafen de Provence, der sich nach dem Tod des kleinen Louis XVII. in Verona als Louis XVIII. zum König hatte ausrufen lassen. Die neue Politik gegenüber Marie Thérèse sah keinesfalls vor, ihr den Kontakt zu ihrem Onkel zu gestatten, der mithilfe der Emigrantenheere die alte Bourbonenmonarchie neu errichten wollte.
    Immerhin erhielten aber andere Bedienstete des alten Regimes eine Besuchserlaubnis: die Kammerfrau Madame de Varenne und Madame Laurent, eine ihrer früheren Ammen. 12
    Am 20. September kamen Madame de Tourzel und ihre Tochter Pauline zum ersten Mal zu Besuch, von da an bis in den November regelmäßig mehrmals in der Woche von mittags bis acht Uhr abends. 13
    Über die erste Begegnung schreibt Madame de Tourzel in ihren Memoiren: »Sie kam uns entgegen, umarmte uns zärtlich und führte uns in ihr Zimmer, wo wir in Tränen ausbrachen wegen ihrer Verluste. Sie hörte nicht auf, uns davon zu erzählen, und gab uns einen herzzerreißenden Bericht über den Moment, als sie sich vom König, ihrem Vater, getrennt hat, den sie so zärtlich geliebt habe.«
    Der Vater hatte sie schwören lassen, seinen Tod niemals zu rächen, und dieser letzte Wille war ihr heilig. 14
    Madame de Tourzel fühlte sich schmerzlich berührt von dieser Siebzehnjährigen, die »in einem Alter, wo alles Hoffnung und Glück ist, nichts anderes kennt als Schmerzen und Tränen«. 15
    Mutter und Tochter aber staunten über das Aussehen Marie Thérèses: »Wir hatten sie zurückgelassen schwach und zart, und als wir sie nach drei Jahren voller beispiellosem Unglück wiedersahen, waren wir sehr erstaunt, sie hübsch, groß und stark zu finden, und mit einem Ausdruck von Adel, die den Charakter einer Person ausmacht. Pauline und ich, wir waren frappiert, in ihr die Züge des Königs, der Königin und selbst die von Madame Elisabeth wiederzufinden.«
    Anfangs waren die Tourzels mit Marie Thérèse allein, später aber, vor allem nach dem 5. Oktober, an dem ein Putsch der Royalisten in Paris von Napoleon niedergeschlagen worden war, nur noch im Beisein von Madame de Chanterenne, die immer einsilbiger wurde, wohl weil sie fürchtete, sich zu kompromittieren. 16 Sie durfte natürlich zu ihrer eigenen Sicherheit nie vergessen, dass sie im Auftrag des Sicherheitskomitees auch eine überwachende Aufgabe hatte. Auch hegte sie wohl den Verdacht, dass Madame de Tourzel ihre Besuche dazu nutzen würde, Briefe von Louis XVIII. an seine Nichte hinein- und herauszuschmuggeln, was tatsächlich geschah.
    Madame de Mackau, die aus dem Gefängnis entlassen von der Besuchserlaubnis von Madame de Tourzel hörte, bat ihren Sohn, den Baron de Mackau, der in republikanischen Diensten stand, um Vermittlung bei den Behörden. Am 10. September 1795 erhielt sie die Erlaubnis, Marie Thérèse zu besuchen.
    Sie wunderte sich, wie erwachsen die Prinzessin geworden war, sie hatte ein Kind erwartet und fand eine erwachsene Frau, die zu ihr sagte: »Lasst uns nicht über das Schicksal meiner Eltern weinen. Sie haben von Gott die Krone erhalten, die ihnen gebührt … Beten wir nicht für sie, sondern für die, die sie leiden ließen. Was mich anbetrifft, waren die Jahre nicht vergebens. Ich hatte Zeit, vor Gott und mir selber nachzudenken. Ich bin nun gestärkt gegen alles Böse. Ich bin weit davon entfernt, die französische Nation zu verwechseln mit denen, die mir all das genommen haben, was ich auf der Welt liebe. Natürlich wäre ich entzückt, das Gefängnis zu verlassen, aber ich würde das kleinste Haus in Frankreich den Ehren vorziehen, die eine Prinzessin, die so unglücklich ist wie ich, überall erwarten.« Zufrieden stellt die Baronesse fest, dass »die vielen Ungerechtigkeiten der Männer [der Wärter, Anm. d. Autorin] das Herz Marie Thérèses nicht verbittert haben; das Unglück und die
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