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Die Dunkelgräfin: Das Geheimnis um die Tochter Marie Antoinettes (German Edition)

Die Dunkelgräfin: Das Geheimnis um die Tochter Marie Antoinettes (German Edition)

Titel: Die Dunkelgräfin: Das Geheimnis um die Tochter Marie Antoinettes (German Edition)
Autoren: Carolin Philipps
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Royale als Herzogin von
Angoulême (1796 – 1851)

Endgültiges Exil (1830 – 1851)

»Alles ist verloren für den König? Ich glaube es wohl. Und für uns? Auch für uns?«
Dies war die brennende Frage, die die Herzogin
von Angoulême im Exil nach 1830 beschäftigte. Der Baron d’Haussez gibt in seinen Memoiren den ganzen Wortlaut eines Dialogs mit ihr wieder:
»Ich schwieg.
Aber wenigstens für den Duc de Bordeaux?
Auf ihn gründen sich die Hoffnungen der Royalisten. Für ihn setzen sie ihre ganzen Kräfte ein.
Für ihn – alleine?

Für ihn alleine, sagte ich, meine Stimme senkend.« 1
    Den Bourbonen wurde schmerzlich klar, dass sogar die Royalisten in Frankreich nur noch für den kleinen Duc de Bordeaux eine Chance sahen. Damit war die Marschrichtung für die Politik im Exil vorgegeben: Die legitimen Ansprüche auf den Thron mussten für ihn aufrechterhalten werden, man musste sie immer wieder in Erinnerung bringen. Auch der Ort des Exils musste sorgfältig ausgewählt werden und durfte nicht zu weit abseits liegen, damit die Familie in der Öffentlichkeit präsent war.
    Und damit begannen die Probleme. Zwar war die königliche Familie diesmal finanziell unabhängig, denn Louis Philippe hatte bei der Abreise von Charles X. 600 000 Livres überwiesen, außerdem gab es noch die Fonds, die Louis XVIII. über den Herzog de Blacas während der 100 Tage Napoleons hatte anlegen lassen. Die Herzogin von Angoulême verfügte zudem über ihre österreichischen Fonds. Aber die politische Stimmungslage hatte sich verändert.
    Mit Louis Philippe saß nun ein Bourbone aus der jüngeren Nebenlinie auf dem französischen Thron, mit dessen Hilfe ein weiteres Ausbreiten der Revolution verhindert werden konnte. Er wurde von den Ländern Europas sehr schnell anerkannt, zuerst ausgerechnet von England, das bislang zu den treuesten Unterstützern des älteren Zweigs der Bourbonen gehört hatte, nur Russland und Österreich hielten sich bedeckt. Im Grunde aber wollte niemand die königliche Familie zurück, am liebsten auch nicht als Exilanten.
    In England fanden sie zwar vorübergehend Asyl, aber nur, weil sich der neue französische König Louis Philippe einverstanden gezeigt hatte. Außerdem durften sie nicht als Königsfamilie auftreten, sondern nur unter Pseudonym. Wieder einmal legte die Herzogin sich eine andere Identität zu: Comtesse de Marnes hieß sie diesmal, Charles X. nannte sich Comte de Ponthieu. Als Residenz wies man ihnen wieder das Schloss Holyrood in Schottland zu, das aber auch noch von anderen Personen bewohnt wurde, denn in England wie in Frankreich wurden unbewohnte königliche Schlösser aus Kostengründen vermietet. Das Herzogspaar und die Herzogin von Berry zogen wegen der Enge schon bald in Häuser der Umgebung. Allen war klar, dass dies nicht ihr endgültiger Aufenthaltsort bleiben konnte.
    Während sich die Herzogin von Angoulême zusammen mit Charles X. ganz intensiv um die Erziehung der Kinder kümmerte, vor allem um Henri, auf dem ihre ganze Hoffnung weiterhin ruhte, beschloss die Duchesse de Berry, die Thronbesteigung ihres Sohnes zu beschleunigen, die königstreuen Anhänger in Frankreich zu mobilisieren und zu einem Aufstand gegen Louis Philippes Truppen zu bewegen. Sie verließ England und begab sich über Italien nach Frankreich, wo sie tatsächlich für einige Unruhe sorgte, schließlich aber von Louis Philippe gefangen genommen und unter Hausarrest gestellt wurde. Die Familie in England war entsetzt, vor allem, als sich dann noch herausstellte, dass sie schwanger war, wofür ein Graf Lucchesi verantwortlich sein sollte, mit dem sie sich heimlich verheiratet haben wollte. Niemand glaubte ihr: Charles X. bestand auf einem Heiratsdokument, das sie dann sogar nachlieferte. Trotzdem wurde sie aus der Familie ausgeschlossen. Durch ihre Heirat war sie keine Bourbonenprinzessin mehr, ihre Kinder durfte sie jahrelang nicht sehen. Die Rolle der Eltern übernahm das Herzogspaar von Angoulême.
    Nachdem sich die Beziehungen zwischen dem englischen König und Louis Philippe von Frankreich stetig verbesserten, bemühten sich die Bourbonen der älteren Linie um ein Asyl in Österreich, was ihnen der Kaiser aus familiären Gründen auch gewährte. Die Herzogin von Angoulême reiste mit ihrer Nichte Louise vorweg und erreichte Wien am 6. 10. 1832, um dort über einen endgültigen Aufenthaltsort zu verhandeln. Minister Graf Metternich war nicht begeistert. Auch wenn er Charles X. als den legitimen
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