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Die Duftnäherin

Die Duftnäherin

Titel: Die Duftnäherin
Autoren: Caren Benedikt
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schleuderte sie vom Herd seinem Gegner entgegen. Cornelius konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen und wurde von einem der Scheite getroffen, der ihm auch sofort Hemd und Haut an der Schulter versengte. Ein zweites Scheit fiel auf die Schürze der Köchin, die diese auf dem kleinen Schemel neben der Kochstelle abgelegt hatte. Schnell fraß sich die Glut durch das Gewand und setzte das Holz des Schemels in Brand. Nur wenig später sprangen die Flammen auf den Tisch über. Cornelius’ Entschlossenheit, seinen Gegner zu bezwingen, hatte Helme mit dieser Finte jedoch keineswegs geschmälert.
    Es dauerte nicht lange, bis der aufsteigende Rauch den Kontrahenten die Sicht nahm.
    Cornelius schlug wild um sich, damit ihm Helme nicht zu nahe kommen konnte, der Rauch nahm ihm nun vollständig die Sicht. Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Er hielt inne und lauschte. Doch außer seinem eigenen Atem und dem Geräusch der Flammen war rein gar nichts mehr zu hören.
    Verflucht, hatte er sich doch tatsächlich von diesem Mistkerl hereinlegen lassen. Er bewegte sich in Richtung Tür, riss sie mit einem Ruck auf und lief geduckt hinaus, nachdem er sich zuvor nach links und rechts abgesichert hatte.
    »Du hast es schneller gemerkt, als ich dachte.«
    Cornelius sah Helme, der sich neben der offenen Haustür bückte und mit Bedacht seine Armbrust aufhob, hämisch grinsen. Der Kölner wollte schon auf ihn zustürmen, als er gerade noch rechtzeitig erkannte, dass Helmes Waffe bereits gespannt war. Mit einem Sprung zur Seite entging er dem Pfeil. Doch Helme lachte nur und legte rasch den nächsten ein, während Cornelius sich noch nicht einmal aufgerappelt hatte. Der zweite Pfeil durchbohrte mit einem leisen Surren seine versengte Schulter. Der Kölner sog tief die Luft ein. Er konnte den linken Arm nicht mehr bewegen. Der dritte Pfeil traf ihn in den Oberschenkel.
    »Mach ein Ende, du verfluchter Hurensohn!«, schrie er, aber Helme lachte nur ein weiteres Mal diabolisch und schoss genüsslich den vierten Pfeil ab, der fast auf gleicher Höhe in Cornelius’ zweiten Oberschenkel eindrang, in der der Pfeil in seinem anderen Bein steckte.
    »Ein Ende machen? Jetzt schon? Wo es doch gerade anfängt, unterhaltsam zu werden?«
    Cornelius lehnte schräg an der Wand. Er war am Ende. Einzig und allein seinen rechten Arm konnte er noch bewegen, all seine anderen Gliedmaßen gehorchten ihm nicht mehr. Helme ging zu ihm hinüber und setzte ihm das Schwert an die Kehle.
    »Was für ein Bild! Der große Kölner Ratsherr Cornelius Nürnberger sitzt, alle Glieder von sich gestreckt, am Boden und wartet auf den Tod durch meine Hand.« Helme spuckte ihm mitten ins Gesicht. »Wenn das doch nur dein Bruder sehen könnte. Gewiss hätte der gute Egidius seine Freude daran.«
    »Derselbe Egidius, den du gemordet hast.«
    Das breite Grinsen verschwand aus Helmes Gesicht. »Nicht dass es wichtig wäre. Aber ich hatte zu keiner Zeit vor, dies zu tun. Der Gute ist am Ende wahnsinnig geworden.«
    »Wahrscheinlich dank deiner Gesellschaft.«
    »Du hast ein ziemlich loses Mundwerk für einen, der …« Verblüfft riss Helme die Augen auf. Ein stechender Schmerz fuhr durch seinen Rücken. Ungläubig tastete er mit der rechten Hand seine linke Schulter ab und spürte weiter unten eine Wunde, deren Blut bereits sein Hemd durchtränkte. Im selben Moment bemerkte er auch die Gestalt, die nun von hinten neben ihn trat und ihn ansah.
    Anna hielt das bluttropfende Messer noch immer in der Hand. Weder sie noch Helme sprachen ein Wort. Sie starrten sich nur an, bis Helme schließlich laut und immer lauter zu lachen begann und Anna dann urplötzlich mit der Rechten im Nacken packte.
    »Willst du mich töten? Deinen eigenen Vater?«
    »Du bist nicht mein Vater«, entgegnete sie ruhig. »Und nun lass mich los und verschwinde ein für alle Mal aus meinem Leben.« Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu winden, doch er ließ nicht locker. Ohne lange nachzudenken, holte sie aus und stach ihm das Messer in den Arm.
    Er brüllte wie ein gereizter Stier auf.
    »Ich sagte, lass mich los!«, hörte Anna sich sagen, wenngleich sie ihre eigene Stimme nicht mehr erkannte.
    Cornelius ächzte. »Lauf weg, Mädchen! Lauf, solange du noch kannst.« Er versuchte, sein Schwert zu greifen, konnte es aber nicht anheben.
    »Du!« Helmes Gesicht war vor Wut rot angelaufen. Er wischte sich den blutenden Arm an seinem Wams ab.
    »Du wagst es mich zu verletzen, du kleiner Bastard?« Helme hob das Schwert
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