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Die duale Metropole

Die duale Metropole

Titel: Die duale Metropole
Autoren: Uwe Anton
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auf diesem Weg die restlichen Wälder anzugreifen.
    Nun galt es also, Alomendris zu überzeugen, diesen Schritt wieder rückgängig zu machen. KOLTOROCS Aufenthaltsort in der Kernzone von Hangay war ihnen nicht bekannt; nur über den Kontaktwald 126 konnten sie zu der negativen Superintelligenz vorstoßen, wie sie es von Perry Rhodan verlangte.
    Inkadye blieb am Waldrand stehen. »Hier ist etwas ... seltsam«, sagte sie.
    Der Terraner nickte und trat in das bläuliche Schimmern, das von dem Wald ausging. Er hatte kaum zehn Schritte getan, als das Bild der Vegetation sich fast abrupt veränderte. Hatten stämmige Bäume den hiesigen Rand des Kontaktwalds geprägt, standen sie nun weiter auseinander. Immer mehr Buschwerk füllte die Lücken, und vor sich erblickte er ein paar kleine Wiesen. Auch deren Gräser und Blumen sonderten jenes blaugrüne Leuchten ab, das typisch für diesen Wald war.
    Über dem Boden wogten Nebelschwaden, die langsam höher stiegen. Sie schienen ein Eigenleben zu besitzen, bildeten flauschige Greiftentakel aus, die sich um Baumstämme schlängelten und an Büschen emporkrochen, um dann, in vielleicht einem Meter Höhe, weitere Fühler auszustrecken, die durch die Luft tasteten.
    Die meisten dieser immateriellen Finger griffen nach ihnen, den Eindringlingen.
    Mit einem Mal spürte Rhodan, dass sich ein mentaler Druck auf seinen Verstand legte, der sein Denken erschwerte. »Wieso reagiert der Wald so abwehrend?«, murmelte er. Weil er sich nicht »angemeldet«, keinen mentalen Kontakt zum Wald aufgenommen hatte? Er hatte es versucht, aber keine Antwort bekommen.
    Die Frage galt eher sich selbst als den anderen. Er wusste, dass der Nebel Fremden die Sicht nehmen, ihnen das Vorankommen erschweren sollte. Wer unerlaubt in einen Kontaktwald eindrang, wurde von den Pflanzen attackiert. Ließ er sich nicht vertreiben, steigerte sich dieser mentale Einfluss bis zur Panik.
    Aber das hätte ihm, Rhodan, nicht widerfahren dürfen. Der Kontaktwald hätte seinen Zellaktivator wahrnehmen und ihn akzeptieren müssen.
    Lag es daran, dass sie in ihrer Eile darauf verzichtet hatten, sich von einem Kontaktwaldsprecher führen zu lassen, und allein gegangen waren? Oder hatte Alomendris sich vor Schmerz über seine furchtbaren Verluste abgekapselt und ließ sich nur mehr von Instinkten leiten?
    War er womöglich zurzeit gar nicht imstande, eine Distanzlose Interaktion vorzunehmen?
    Der Terraner mochte nicht an diese Möglichkeit denken. Damit wären ihre gesamten Pläne hinfällig geworden.
    Der Druck auf seinen Kopf nahm mit jedem Schritt zu, machte ihn benommen und wurde schließlich sogar so stark, dass sich von seinem Magen Übelkeit im ganzen Körper ausbreitete.
    Vor ihm lichtete sich der Nebel ein wenig, und Rhodan machte einen Weg aus, der schnurgerade durchs Unterholz führte. Erleichtert atmete er auf. Zumindest würden sie jetzt besser vorankommen. Das war einer der Schneisenpfade, die ins Innere des seltsamen Waldes führten, zu seinem Herzen.
    Mondra blieb stehen und stützte sich auf ihn, als sie den Weg erreichte, doch Inkadye ließ sich nicht das Geringste anmerken. Sie schien nicht empfindlich gegenüber dem mentalen Druck zu sein.
    Besorgt musterte Rhodan seine Gefährtin, doch sie schüttelte nur den Kopf und atmete tief durch. »Mir ist schwindlig«, sagte sie. »Aber es geht schon wieder.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    Rhodan nickte und versuchte, den Nebel zu durchdringen, der ihm noch immer die Sicht nahm, auch wenn er nicht mehr ganz so dicht zu sein schien. Er lauschte, hörte jedoch keinerlei Geräusche, kein Vogelzwitschern, kein Rascheln, mit dem Beutetiere auf der Flucht vor Räubern durchs Unterholz huschten. Gab es hier überhaupt solche Tiere, die seiner Vorstellung gemäß einfach zu einem natürlichen Wald gehörten?
    Nein. Nicht in einem Kontaktwald.
    Sie folgten dem Schneisenpfad. In der scheinbar undurchdringlichen Blattund Nadelbarrikade glommen nun immer häufiger regenbogenfarbene Blüten von Orchideenform wie Diamanten. Rhodan hatte den Eindruck, dass sich hinter den Bauminseln, hinter dem schier undurchdringlichen Dickicht geheimnisvolle Schatten bewegten, als lebten dort irgendwelche Wesen. Keine Tiere, sondern vernunftbegabte Geschöpfe, die jede ihrer Bewegungen verfolgten. Und die sich artikulieren, die miteinander kommunizieren konnten. Eine Ahnung wispernder Stimmen begleitete die drei Eindringlinge auf ihrem Weg.
    Rhodan konnte nicht sagen, wie tief sie schon in den Wald
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