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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fräulein Julia Mehering bieten konnte: Unterhosen (Nachweis von Spermaspuren), Speichelabstriche von Brustbissen, Dreck unter Fingernägeln. Einmal sogar Fäkalienreste in der Krümmung eines Schuhabsatzes.
    Im Amt spöttelte man bereits hinter vorgehaltener Hand. Aus Mehering wird bald Ehering, hieß es – aber da irrte man sich. Julia Mehering ließ Abels schmoren wie in einem Römertopf. Wahrscheinlich merkte sie gar nicht, was sein chemisches Interesse geweckt hatte. Nur daß der Herr Oberkommissar immer modischer wurde, gemusterte Anzüge trug, breite bunte Schlipse und farbige Socken, das sah sie genau.
    »Für diesen Quatsch will Bonn eine Sonderkommission?«
    »Sie sind zum Einsatzleiter bestimmt, Abels.«
    »Und wer ist der Chef?«
    »Oberstaatsanwalt Dr. Herbrecht.«
    »In München?«
    »Ja. Ein Münchner muß ja dabei sein, wenn so ein Superding in München passiert. Außer Herbrecht – der auch nur Wahlmünchner ist, er stammt aus Pommern – arbeiten in drei Sonderkommissionen nur Ortsfremde.«
    »Der übliche Blödsinn. Und das läßt sich die Kripo München gefallen?«
    »Bonn hat alles an sich gerissen. Im Augenblick raufen sie sich in einer Mammutkonferenz zusammen … sogar Pullach ist eingesetzt.«
    »O Herrgöttle!« Abels drückte die Zigarette aus. »Und nun soll ich auch noch an diesem Theater teilnehmen? Als was denn? Die große Clownnummer: Der dumme August und der 1. April –«
    »Wann können Sie Ihre Sonderkommission zusammengestellt haben?«
    »Innerhalb von zwei Stunden.«
    »Abfahrbereit?«
    »Wenn keiner der Herren vorher noch seine ehelichen Pflichten erfüllen muß … ja.«
    Der Leiter des Bundeskriminalamtes verzog das Gesicht. Mit Abels zu sprechen, war amüsant, aber manchmal etwas makaber. Er erinnerte sich noch gut an den Mord in Freiburg, der als Eisenbahnunfall getarnt worden war. Eine junge Frau war aus dem Zug geworfen worden. Die dritte in einem Jahr. Mit zerschmetterten Gliedern, grauenhaft in ihrer Verrenkung, lag sie am Fuß eines Bahndamms, die Polizeifotografen machten Blitzlichtaufnahmen, Spurensicherer krochen auf Knien den mit Brennesseln bewachsenen Hang hinauf und hinab, ein Arzt gab es nach einer schnellen Untersuchung auf, die Zahl der Brüche zu bestimmen. »Da liegt kein Knochen mehr da, wo er normal hingehört!« Und Fritz Abels hockte auf einem einbeinigen Jagdstuhl mitten unter den erschütterten Beamten, aß ein Schinkenbrot und sagte: »Eine abgehärtete Frau. Im November noch ohne Strümpfe.«
    Der Fall wurde bald geklärt. Der Mörder trug die Strümpfe bei sich. In seiner Dachkammerwohnung hingen an Leinen quer durchs Zimmer 49 Paar Damenstrümpfe.
    Ein Strumpf-Fetischist.
    Manchmal war Fritz Abels unheimlich.
    »Mir liegt sehr daran, daß Sie so schnell wie möglich in München die Arbeit aufnehmen. Von Köln fliegen heute abend vier Mann des Verfassungsschutzamtes los.«
    »Von der freiwilligen Feuerwehr aus Bumshausen keiner? Das finde ich eine grobe Vernachlässigung der allgemeinen Sicherheit!«
    »Abels, hauen Sie ab!« Der Leiter des Bundeskriminalamtes erhob sich. Jetzt lachte er, aber es klang ziemlich gepreßt und weit aus der Tiefe geholt. »Denken Sie mal darüber nach, was wäre, wenn der Brief eine echte Drohung ist.«
    »Ich bemühe mich schon die ganze Zeit. In diesem Fall wäre es besser, vor dem 26. August München zu evakuieren …« Abels erhob sich, als er das saure Gesicht seines Chefs sah. »Wir haben nur den Brief? Sonst nichts?«
    »Es gibt sonst nichts.«
    »Dann ist es nicht so eilig. Interessant wird erst Brief Nummer 2 … wenn er überhaupt geschrieben wird.«
    Er wurde geschrieben … genau in der gleichen Stunde, in der Fritz Abels diese Worte sprach.
    Um 19 Uhr steckte ihn der Schreiber in einen Briefkasten, diesmal in München 1. Niemand beachtete ihn, weil ja niemand wußte, was er da in den Briefschlitz warf. Hinter ihm steckte ein Steuerberater einen Brief an das Finanzamt Mitte in den Kasten. Dann ein junges Mädchen einen nach Rosenparfum leicht duftenden Liebesseufzer. Ihr folgte ein dicker Mensch, der Fleischermeister Sanglmayer, der seinem Schwager geschrieben hatte: »Liber Otto. Komm här, sofort … Milli bekomt ihr fünftes Kind. Ich hab keine Hilfe nicht im Haußhalt …«
    Der Mann, der den zweiten Brief an das Olympische Komitee eingeworfen hatte, bummelte langsam über die Straße, am Nationaltheater vorbei und die Maximilianstraße hinunter. Vor einem Gemäldegeschäft blieb er stehen und
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