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Die dritte Weissagung

Die dritte Weissagung

Titel: Die dritte Weissagung
Autoren: Vampira VA
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Räume; neben den Prunksälen auch vielerlei verschwiegene Zimmer und geschmackvoll eingerichtete Suiten, von denen die Sippe etliche bewohnte. Auch Irina hatte sich hier eine kleine Zuflucht geschaffen. Hin und wieder ließ sie sich Gemälde aus der Eremitage bringen, mit denen sie die Wände ihrer Gemächer neu einkleidete. Sie hatte eine Vorliebe für die spanische Malerei des 17. Jahrhunderts entwickelt.
    »Tritt ein«, wies sie Anna an, deren Name sie erst nach dem Wiedererwachen der Arbeiterfrau erfahren hatte.
    Irina wartete, bis ihre neue Zofe die Schwelle überschritten hatte, dann folgte sie und schloß die Tür.
    »Dem Schnaps wirst du künftig entsagen. Dafür darfst du einen anderen Rausch kennenlernen. Spürst du ihn schon, den Durst, der bald anschwellen wird?«
    Anna verneinte.
    »Er wird dich quälen, beinahe wie er mich quält. Aber sei unbesorgt, wir werden Mittel und Wege finden, ihn zu stillen, ohne daß das Palastleben davon beeinträchtigt würde .«
    Die dicke, untote Frau verstand nicht das geringste von Irinas Bemerkungen, aber sie würde sehr schnell lernen, wovon die Rede war. Es hatte keine Eile.
    »Als erstes wirst du dir dein Blut von der Haut waschen und ebenso den Dreck. Dort drüben in der Kammer steht ein Schrank, in dem du eine angemessene Kleidung findest. Die Lumpen verbrennst du im Kamin. - Hast du das alles verstanden?«
    Die Frau, deren Herz nicht mehr schlug und deren Lungen nicht mehr atmeten, nickte unterwürfig. »Ich habe verstanden.«
    Sie trägt meinen Keim in sich, dachte Irina, noch unentschieden, ob sie wirklich eine gute Wahl getroffen hatte. Was ich in sie gesät habe, hält sie in diesem Zustand der Schwebe zwischen Leben und Tod. Und solange sie den Keim nährt, wird er sie bewahren. Aber wehe ihr, wenn sie in eine Lage geriete, in der kein beseeltes Menschenblut verfügbar für sie wäre. In einem tiefen Verlies etwa, weggeschlossen von der Welt...
    Die Idee vermochte Irina vage zu begeistern. Vielleicht würde sie sich an dem Martyrium ihrer Zofe ergötzen, falls sich diese tatsächlich als Mißgriff entpuppen sollte.
    »Ich gehe noch einmal weg«, sagte sie. »Das Blut deines Sohnes hat mich aufgeputscht. Ich brauche noch etwas . Ablenkung.«
    Es wäre nicht nötig gewesen, sich überhaupt zu verabschieden. Aber nicht zuletzt um die Leere dieser Räume zu füllen, hatte Irina Umschau nach einer Zofe gehalten.
    Ohne weiteres Zögern begab sie sich in einen anderen Flügel des riesigen Palastbaus. Wo der Mann schlief, an dem nicht nur der Zar einen Narren gefressen hatte.
    Irina lächelte.
    Gregor Nowych, dachte sie und schürzte begehrlich ihre Lippen. Wer kennt schon deinen wahren Namen ...?
    Hier im Palast in St. Petersburg war er unter einem anderen Namen gefürchtet. Und entsprechend weckte ihn auch Irina, nachdem sie neben ihn auf sein breites Bett gesunken war.
    »Rasputin«, hauchte sie ihm ins Ohr. »Oh, strafe mich, Grigorij Rasputin. Ich habe es verdient, denn ich war heute Nacht sehr, sehr ungezogen .«
    *
    Irina hatte zahllose Liebhaber verschlissen, aber der einzige, der es je verstanden hatte, sie restlos zu befriedigen, war ausgerechnet der unansehnlichste von allen. Und wahrscheinlich war dies der einzige Grund, weshalb er noch am Leben war - im Gegensatz zu all den Galanen, denen sie sonst ihre Gunst geschenkt hatte.
    Aber an Verflossene dachte sie nicht, während sie sich Rasputins Händen hingab.
    Ja, in erster Linie waren es seine Hände, die Irinas Libido in einem Maß zu stimulieren vermochten, daß ihre kehligen Schreie mitunter von fremden Ohren gehört wurden - was mit zu Rasputins Ruf als Frauenheld und Verführer beigetragen hatte.
    Er war der Mann, von dem sie gegenüber Wassily gesprochen hatte. Ein Diener, aber keine Kreatur. Irina hatte Grigorij Rasputin, den Wunderheiler und Berater des Zaren, nie zur Ader gelassen, und auch kein anderes Mitglied der Sippe hatte sich an ihm verköstigt.
    Konzentriert setzte er seine Berührungen fort, brachte sie mit der eingeölten Hand und mit langsam gleitenden Bewegungen schier um den Verstand.
    Die Ekstase wurde jäh unterbrochen, als eine Stimme brüllte: »Ich habe dich die ganze Nacht gesucht! Wo hast du dich herumgetrieben?«
    Rasputin hielt inne, und Irina öffnete die Augen halb.
    »Ilja ...«
    Das Sippenoberhaupt stand grollend neben dem Bett des Heilers. »Ich sollte ihn zertreten wie eine Wanze - vielleicht kämst du dann wieder zu Sinnen und würdest dich, wie deine Brüder und
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