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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende
Autoren: David Gemmell
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den Handschuh und küßte ihn sanft. Alithae hatte ihn getragen, als die drei Männer aus dem Süden in die Siedlung kamen, wo Bress, seine Frau und ihr kleiner Sohn ihr Zuhause gefunden hatten. Bress besaß ein kleines, aber florierendes Geschäft, in dem er Broschen, Ringe und Halsketten für die Wohlhabenden fertigte. Eines Morgens macht er einen Spaziergang. Alithae, den Säugling auf den Armen, ging an seiner Seite.
    »Das ist Bardans Sohn!« hörte er plötzlich jemanden rufen, und er blickte sich um. Die drei Reiter hatten ihre Pferde gezügelt, und einer der Männer deutete auf ihn. Sie gaben ihren Tieren die Sporen und galoppierten auf ihn zu. Alithae wurde von einem angreifenden Pferd gerammt und stürzte schwer. Bress griff den Reiter an und zerrte ihn aus dem Sattel. Die anderen Männer sprangen zu Boden. Bress hieb nach links und rechts, seine großen Fäuste droschen sie zu Boden.
    Als der Staub sich legte, wandte er sich zu Alithae um. Sie war tot, und das Kind lag weinend neben ihr.
    Von diesem Augenblick an lebte Bress wie ein Mann ohne jede Hoffnung. Er lächelte selten und lachte nie.
    Mit seinem Sohn durchstreifte er das Land der Drenai. Bress nahm jede Arbeit an, die er bekam: Als Tagelöhner in Drenan, als Zimmermann in Delnoch, als Brückenbauer in Mashrapur, als Pferdehändler in Corteswain. Vor fünf Jahren hatte er eine Bauerntochter namens Patica geheiratet – eine schlichte Seele mit unscheinbarem Gesicht und nicht allzu klug. Bress mochte sie, doch in seinem Herzen war kein Platz mehr für Liebe; denn Alithae hatte sie genommen, als sie starb. Bress hatte Patica geheiratet, um Druss eine Mutter zu geben, doch der Junge fühlte sich nie zu ihr hingezogen.
    Vor zwei Jahren – Druss war fünfzehn – waren sie nach Skoda gekommen. Aber selbst hier blieb der Geist – wiedergeboren in dem Jungen, wie es schien.
    »Was soll ich tun, Alithae?« fragte er.
    Patica betrat die Hütte, drei frische Brotlaibe in den Armen. Sie war eine große Frau mit einem runden, freundlichen Gesicht, das von kastanienbraunem Haar umrahmt war. Sie sah den Handschuh und versuchte zu verbergen, wie verletzt sie war. »Hast du Druss gesehen?« fragte sie.
    »Ja. Er sagt, er wird versuchen, sein Temperament zu zügeln.«
    »Laß ihm Zeit. Rowena wird dafür sorgen, daß er ruhiger wird.«
    Als Bress draußen das Donnern von Hufen hörte, legte er den Handschuh auf den Tisch und ging zur Tür. Bewaffnete Männer ritten ins Dorf, Schwerter in den Händen.
    Bress sah Rowena zur Siedlung laufen, das Kleid über die Knie hochgeschürzt. Sie sah die Räuber und versuchte, kehrtzumachen, doch einer der Reiter setzte ihr nach. Bress stürmte ins Freie, sprang den Mann an und zog ihn aus dem Sattel. Der Reiter schlug hart auf den Boden und verlor dabei sein Schwert. Bress packte es, doch eine Lanze durchstach seine Schulter. Heulend vor Wut drehte Bress sich um, und die Lanze zerbrach. Er holte mit dem Schwert aus, doch der Reiter wich zurück, das Pferd stieg.
    Reiter umringten Bress, die Lanzen stoßbereit.
    In diesem Moment wußte Bress, daß er sterben würde. Die Zeit stand still für ihn. Er sah den Himmel, voller tiefhängender Wolken, und roch das frischgemähte Gras der Wiesen. Weitere Plünderer galoppierten durch die Siedlung, und er hörte die Schreie der sterbenden Dorfbewohner. Alles, was sie aufgebaut hatten, war umsonst gewesen. Furchtbarer Zorn durchtobte ihn. Er packte das Schwert und stieß Bardans Schlachtruf aus.
    »Blut und Tod!« brüllte er.
    Und griff an.
     
    Tief im Wald lehnte Druss sich auf seine Axt, ein seltenes Lächeln auf seinem sonst so ernsten Gesicht. Über ihm schien die Sonne durch die Wolken, und er sah einen Adler aufsteigen, dessen goldene Flügel in Flammen zu stehen schienen. Druss nahm sein schweißdurchtränktes Stirnband ab und legte es auf einen Stein zum Trocknen. Er hob einen Wasserschlauch an die Lippen und trank in langen Zügen. In der Nähe legten Pilan und Yorath ihre Beile beiseite.
    Bald würden Tailia und Berys mit den Zugpferden kommen, und die Arbeit würde weitergehen: das Anlegen der Ketten, um das Holz ins Dorf hinunterzuschleppen. Doch im Augenblick gab es nichts weiter zu tun, als dazusitzen und zu warten. Druss öffnete das in Leinen gewickelte Päckchen, das Rowena ihm am Morgen mitgegeben hatte. Ein Stück Fleischpastete und eine große Scheibe Honigkuchen lagen darin.
    »Ach ja, die Freuden des Ehelebens!« sagte Pilan.
    Druss lachte. »Du hättest dich
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