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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende
Autoren: David Gemmell
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Die Mädchen lächelten reizend, neigten die Köpfe und genossen die Aufmerksamkeit. Yorath beugte sich dicht zu Tailia und küßte sie aufs Ohr. Tailia spielte die Entrüstete.
    Ihre Spiele endeten, als ein schwarzbärtiger Mann die Lichtung betrat. Er war groß, mit gewaltigen Schultern und Augen wie Winterwolken. Druss sah seinen Vater zu sich herüberkommen und erhob sich.
    »Zieh dich an, und geh ein Stück mit mir«, sagte Bress und schritt davon in den Wald. Druss zog sein Hemd über und folgte seinem Vater. Als sie außer Hörweite der anderen waren, setzte der große Mann sich an einen rauschenden Bach. Druss tat es ihm nach.
    »Du mußt lernen, dein Temperament zu zügeln, mein Sohn«, sagte Bress. »Du hättest den Mann beinahe umgebracht.«
    »Ich habe ihn nur einmal … geschlagen.«
    »Dieses eine Mal hat ihm den Kiefer gebrochen und drei Zähne ausgeschlagen.«
    »Haben die Ältesten über eine Strafe entschieden?«
    »Ja. Ich muß Alarin und seine Familie während des Winters unterstützen. Und das kann ich mir kaum leisten, Junge.«
    »Alarin hat herablassend von Rowena gesprochen, und das dulde ich nicht. Niemals.«
    Bress holte tief Luft, doch ehe er sprach, nahm er einen kleinen Stein und warf ihn ins Wasser. Dann seufzte er. »Hier kennt man uns nicht, Druss – außer als gute Arbeiter und Dorfbewohner. Wir haben einen langen Weg hinter uns, um das Stigma, das mein Vater unserer Familie aufbrannte, hinter uns zu lassen. Aber vergiß nicht die Lektionen, die sein Leben uns lehrt. Er konnte sein Temperament nicht zügeln – und er wurde ein Ausgestoßener, ein blutrünstiger Schlächter. Man sagt, Blut setzt sich durch. In unserem Fall hoffe ich, daß es nicht stimmt.«
    »Ich bin kein Mörder«, wandte Druss ein. »Hätte ich Alarins Tod gewollt, hätte ich ihm mit einem einzigen Schlag das Genick brechen können.«
    »Ich weiß. Du bist stark – in dieser Hinsicht schlägst du mir nach. Und stolz – ich glaube, das hast du von deiner Mutter, möge ihre Seele in Frieden ruhen. Doch die Götter allein wissen, wie oft ich gezwungen wurde, meinen Stolz herunterzuschlucken.« Bress zupfte an seinem Bart und schaute seinem Sohn ins Gesicht. »Wir sind hier nur eine kleine Siedlung, und wir dürfen keine Gewalt dulden, sonst könnten wir als Gemeinschaft nicht überleben. Kannst du das verstehen?«
    »Was sollst du mir ausrichten?«
    Bress seufzte. »Du mußt Frieden mit Alarin schließen. Und noch eins mußt du wissen. Falls du noch einmal einen Mann aus dem Dorf angreifst, verstoßen sie dich.«
    Druss’ Gesicht verdüsterte sich. »Ich arbeite härter als jeder andere. Ich mache niemandem Ärger. Ich betrinke mich nicht wie Pilan und Yorath, und ich versuche auch nicht, aus den Dorfmädchen Huren zu machen wie ihr Vater. Ich stehle nicht. Ich lüge nicht. Und trotzdem wollen sie mich verstoßen?«
    »Du jagst ihnen Angst ein, Druss. Du jagst auch mir Angst ein.«
    »Ich bin nicht wie mein Großvater. Ich bin kein Mörder.«
    Bress seufzte. »Ich hatte gehofft, daß Rowena mit ihrer Sanftheit helfen würde, dein Temperament zu zügeln. Doch am Morgen nach deiner Hochzeit bringst du beinahe einen anderen Siedler um! Und weswegen? Sag mir nicht, daß er abschätzig von ihr gesprochen hat! Er hat nur gesagt, daß du dich glücklich schätzen kannst, und daß er Rowena gern selbst in seinem Bett gehabt hätte. Bei allen Göttern, Sohn! Wenn du meinst, du müßtest jedem Mann den Kiefer brechen, der deiner Frau ein Kompliment macht, wird es bald überhaupt keine Männer mehr hier im Dorf geben.«
    »Es war nicht als Kompliment gemeint. Und ich kann mein Temperament zügeln! Doch Alarin ist ein großmäuliger Angeber, und er hat genau das bekommen, was er verdient!«
    »Ich hoffe, du denkst an das, was ich dir gesagt habe, mein Sohn.«
    Bress stand auf und streckte sich. »Ich weiß, du hast wenig Achtung vor mir. Aber halte dir vor Augen, wie es Rowena ergehen würde, wenn man euch beide verstößt.«
    Druss blickte zu ihm auf und schluckte seine Enttäuschung hinunter. Bress war körperlich ein Riese, stärker als jeder andere Mann, den Druss je gekannt hatte, doch eine Aura der Niederlage hüllte ihn ein wie ein Mantel. Der jüngere Mann erhob sich und stellte sich neben seinen Vater.
    »Ich werde achtgeben«, sagte er.
    Bress lächelte müde. »Ich muß zurück zur Palisade. Sie sollte in drei Tagen fertig sein. Dann können wir ruhiger schlafen.«
    »Ihr werdet das Holz bekommen«, versprach
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